Wir haben als Comedor del Arte mit einem Stand am diesjährigen Hainfelder Stadtflohmarkt am 29. Mai teilgenommen. Was hat uns diese Aktion außer den 153,90 Euro Einnahmen für unser Projekt noch gebracht? Hier der Versuch eines Resumées.
Der Comedor del Arte ist ein Sozialprojekt und gleichzeitig auch ein Lokal mitten in Hainfeld. Als solches versuchen wir uns auch bei den Hainfelder Wirtschaftsaktivitäten zu engagieren. Das Betreiben eines Standes mit Süßigkeiten und Tee im Rahmen des Hainfelder Kreativmarktes im Advent 2015 war unser erstes Projekt. Mit dem Marktstand am Hainfelder Flohmarkt 2016 sind wir nun ein zweites Mal öffentlich in Erscheinung getreten.
Dank mehrerer lieber NachbarInnen und meinem eigenen Fundus an ungenützen Dingen hatte ich in kurzer Zeit genügend Gegenstände angesammelt, um einen Flohmarktstand von 3 Meter Länge zu bestücken. Franz Witzmann und ich hatten ursprünglich den Plan, unsere zuagroasten Gäste am Stand verkaufen zu lassen. Das erwies sich aber aufgrund der doch zu geringen Sprachkenntnisse als unrealistisch. Dafür war uns Faisal eine große Hilfe, als er aus seinem Quartier einige Plastiksackerl organisierte. Denn auf diese hatte wir als „Flohmarktneulinge“ vergessen. Außerdem war eine Gruppe afghanischer Jungs dankenswerterweise beim Wegräumen mit Feuereifer dabei.
Auch wenn unsere Schützlinge also weniger am Stand präsent waren als gedacht, so konnten wir doch unsere Comedor del Arte-Kontakte während des Tages pflegen und erweitern. Wir lernten u. a. eine neu zugezogene Familie kennen und nutzen die Gelegenheit, sie auch gleich auf unsere Deutschkurse aufmerksam zu machen.
Die Flohmarktklientel ist unterschiedlich. Da gibt es einerseits HändlerInnen oder semiprofessionell Interessierte, die – noch ehe der Stand frühmorgens um sieben fertig eingeräumt ist – mit geschultem Blick die Waren nach Schnäppchen abscannen. Wesentlich entspannter allerdings empfand ich die Begegnungen mit den anderen BesucherInnen, den FlaniererInnen und Schaulustigen. Ich habe im Laufe des Tages zahlreiche, durchaus amüsante und interessante Gespräche geführt. Das machte es mir auch leichter, mich von meinen eigenen Sachen zu trennen. Besonders bei den Blumenübertöpfen meiner Mutter fiel mir das Hergeben nicht so leicht. Ich tröstete mich damit, dass diese Dinge bei den neuen BesitzerInnen wieder glänzen dürfen – statt in meinem Keller zu verstauben.
Ein Flohmarkt ist auch eine willkommene Abwechslung für jene Menschen, die sich keine regulären Extravaganzen leisten können und natürlich auch für unsere Bekannten aus den verschiedenen Deutschkursen, die mit einem Wochenbudget von rund 40,- für Essen und Leben haushalten müssen. Diese Leute suchen ganz praktische Dinge, wie Jausendosen oder Küchengeräte, freuen sich aber genauso, einmal etwas Hübsches und Dekoratives erwerben zu können. So kaufte mir eine syrische Dame einen mit unzähligen Muscheln verzierten Spiegel ab. Ich wünsche ihr von Herzen, dass ihr der Anblick dieser Spiegels Freude bereiten wird!
Nicht alle BesucherInnen kauften für den Eigenbedarf ein, so erfuhr ich in den Gesprächen. Ein Herr erstand eine Eule für eine befreundete Eulensammlerin, ein anderer junger Mann bezahlte mir 10 Euro für zwei Nerzmuffe, die er einer Freundin schenken wollte. Am berührendensten allerdings fand ich die Begegnung mit einem Herrn, der mir gleich elf Herrenhosen abkaufte. Er erzählte mir, dass er beabsichtige, diese in den Kosovo zu schicken. Denn dort könne man sie gut brauchen.
Etwas Geld für das Betreiben unseres Comedor del Arte einnehmen, aber vor allem Präsenz zeigen und miteinander ins Gespräch kommen – mit den Hiesigen genauso wie mit den Zuagroasten – das war für mich der tiefere Sinn dieses Tages.
Herzliche Grüße, Alexandra Eichenauer-Knoll
Fotos: Franz Witzmann