In der österreichischen Tageszeitung Der Standard vom 6./7. Februar 2021 war in der Agenda Schule im Lockdown ein Bericht mit dem Titel „Wenn Schulkinder verloren gehen“ zu lesen.
Lehrer und Lehrerinnen, die anonym bleiben wollten, berichteten von den Problemen mit Kindern, die man einfach nicht mehr erreiche. Und in diesem Zusammenhang wurde auch eine Studie des Instituts für Höhere Studien zitiert. Laut einer Umfrage unter 4.000 Lehrerinnen und Lehrern kam man zu dem traurigen Ergebnis, dass 12% aller Kinder von Volksschule bis Unterstufe während des Lockdowns kaum oder gar nicht erreicht worden sind. Noch dramatischer wird diese Zahl aber, wenn man nur die Gruppe der benachteiligten Schüler/innen studiert. In dieser Gruppe wurden 40% der Kinder in Volksschulen und 37% der Jugendlichen in Unterstufen nicht mehr erreicht. Ganz eindeutig zeigt sich also das, was wir eh alle schon immer vermutet haben: Wer vorher schon benachteiligt war, schneidet in Corona-Zeiten noch schlechter ab, egal ob es um Themen wie Überforderung oder Kompetenzverlust geht.
Der befragte Studienleiter Mario Steiner wies dann noch auf ein regelrechtes „Desaster“ hin, nämlich jenes Zeugnis, das die befragten Lehrerinnen und Lehrer der Unterstützung durch Fachkräfte ausstellen. Zitat aus dem Standard-Artikel von Gerald John und Markus Rohrhofer: „Schon vor Corona hat nur eine Minderheit den Support durch Sozialarbeiter, Psychologen oder Lernhilfen als ausreichend bewertet. Während der Pandemie sackte der Anteil der Zufriedenen je nach Unterstützung auf 27 bis 13 Prozent ab.“
Warum schreibe ich das? Weil ich so stolz bin auf die Angebote des Comedor del Arte!
Weil ich so stolz bin auf Franz Witzmann und Renate Höfler, die jetzt wieder täglich für die Kinder da sind. Weil ich es großartig finde, dass der Comedor del Arte ein Lernort mit einer inspirierenden Lernatmosphäre geworden ist. Und mehr als das: Die Kinder zeichnen und malen mit Begeisterung, wenn sie mit den Hausaufgaben fertig sind und wie selbstverständlich borgen sie sich auch Bücher aus der Comedor-Bibliothek für zu Hause aus.
Ich staune, wie Franz es schafft, auch in tiefsten Lockdownzeiten über Handy und dann später wieder im Einzelkontakt Kinder zu unterstützen, deren Eltern andernfalls restlos überfordert wären. Wie er Schoolfox-Nachrichten genauso wie Fragestellungen im Mathematiklehrbuch checkt. Wie er mit den Lehrerinnen Kontakt hält und dabei scheinbar unendlich viel Geduld aufbringt. Was meinen Sie, wie oft die Passwörter nicht zu finden sind? Ich finde es großartig, dass er Eltern auch zur Schuleinschreibung begleitet. Er ist Sozialarbeiter und Lernbegleiter und vielen auch ein guter Freund oder eine großväterliche Bezugsperson geworden.
Der Comedor del Arte leistet das, woran es österreichweit leider offensichtlich mangelt. Franz Witzmann und Renate Höfler, und andere Helferleins im Hintergrund, wir alle arbeiten unentgeltlich! Das einzige, was wir benötigen, ist Geld für die Miete, denn ein leicht zugängliches Haus im Ortskern ist eine Grundvoraussetzung für unsere Arbeit. Die Menschen müssen uns erreichen können. Wir brauchen also mindestens 700 Euro im Monat. (Spendeninfos gibt es hier)
Wenn Sie mehr über unsere Arbeit wissen wollen, kontaktieren Sie uns. Wir freuen uns auch über weitere Lernbegleiter*nnen!
Und hier noch ein kurzer, temporeicher Film aus der Comedor-Lernwerkstatt.
Text: Alexandra Eichenauer-Knoll Foto und Film: Witzmann
Franz Witzmann, Leiter des Comedor del Arte, im Gespräch mit Alexandra Eichenauer-Knoll. Das Gespräch wurde am 4.12.2020 aufgenommen.
Es ist als Audiofile nachzuhören
und hier kann man es nachlesen:
Lieber Franz, heute ist der 4.12.2020, wir stehen knapp vor einer Lockerung des 2. Lockdowns. Wie geht es im Comedor zu? Was ist alles passiert? Ich habe mit Renate Höfler schon gesprochen, sie hat mir erzählt, wie gut die Kinderbetreuung im September und Oktober funktioniert hat. Der nächste Lockdown ist dann wieder dazwischengekommen. Was ich mich dabei gefragt habe: Wie war es möglich, dass ohne jegliche Werbung am ersten Schultag so viele Kinder vor dem Comedor gestanden sind?
Franz: Im Sommer bin ich immer wieder gefragt worden, wann wieder der Betrieb losgeht, ich habe dann irgendwann gesagt, dass ich am Nachmittag (ab Herbst) wieder Hausaufgabenbetreuung machen will. Offensichtlich dürften die Familien und die Kinder sich untereinander verständigt haben, weil am ersten Schultag waren plötzlich 16 Kinder da und alle wollten Hilfe bei Hausübungen. Dieses Schuljahr hat ja am ersten Tag mit Schulaufgaben angefangen. Bis dato war die erste Woche etwas lockerer und weniger Hauübungen, aber diesmal sind sie gleich am ersten Tag losgestartet.
Ich habe dann bald die Nachmittagsbetreuung von 2 auf 3 Stunden ausgeweitet, weil so ein großer Bedarf war. Es hat sich dann eingependelt, manche Kinder sind um 14 Uhr, andere um 15 Uhr gekommen, sodass nicht so viele gleichzeitig in den Räumen waren.
Jetzt im Lockdown 2 war das nicht mehr möglich, aber du hast den Kindern gesagt, sie können dich anrufen und du hast es dann in Einzelbetreuung gelöst. Wie wir erfahren haben, es kommt wieder ein Lockdown, habe ich den Kindern am letzten Tag noch Visitenkarten mitgegeben und gesagt, wenn sie Hilfe brauchen, können wir uns treffen, auch wenn der Comedor geschlossen ist. Das Angebot ist während des ganzen Lockdowns hauptsächlich von zwei Familien im Ort sehr regelmäßig genutzt worden.
Du hast in unserem Brief an die Mitglieder ein Heraklith-Zitat verwendet, sinngemäß heißt es: Das einzig Beständige ist die Veränderung. Wie können sich Leute, die nicht laufend unsere Aktivitäten beobachten, das vorstellen – heute geht es um viele Kinder, die Hausaufgabenbegleitung brauchen, vor fünf Jahren saßen vor allem Erwachsene da, die versucht haben das Alphabeth zu erlernen. 2016, als wir gestartet haben, war ein Hauptmotiv, oder ein wichtiger Punkt im Comedor del Arte, dass Menschen Grundbegriffe der deutschen Sprache lernen wollten, da war ein großer Zuspruch, weil auch ca. 120 Menschen im Asylverfahren in Hainfeld in Unterkünften untergebracht waren. Die Anforderungen haben sich immer wieder verändert, aber die Deutschkurse sind geblieben. Ich hatte vor dem ersten Lockdown einen A1-Kurs laufen, den haben wir dann abbrechen müssen. Die beiden Schüler, eine Schülerin und ein Schüler, haben übrigens selbstständig weitergelernt und dann die A1-Prüfung positiv bestanden.
Es kommen jetzt Kinder von Familien zu uns, die im Ort geblieben sind, aber auch Kinder aus Familien, die nicht als Geflüchtete gekommen sind, die einfach aus anderen Ländern zugezogen sind, z. B. Rumänien, Ungarn oder Ägypten, die hier arbeiten oder einen Betrieb haben, und deren Kinder Lernunterstützung benötigen. Von denen ist das auch schon 2019 in Anspruch genommen worden ist, aber nie so stark wie jetzt seit September.
Offensichtlich hat sich da auch eine Botschaft rumgesprochen – der Franz hilft den Kindern. War das vorher nicht so klar? War es auch der Lockdown, der ihnen bewusst gemacht hat, sie brauchen mehr Hilfe bei den Hausaufgaben? Geflüchtete Menschen sind ja auch untereinander in Kontakt, und da passieren viele Dinge, die man nicht mitbekommt. Und das andere ist auch, dass mich – seit einem Jahr ungefähr – vermehrt die Eltern kontaktieren, weil sie wissen, es gibt den Comedor, weil sie das irgendwo erfahren haben. Und sie fragen: Können die Kinder kommen? Z. B. eine tschetschenische Familie aus der Nachbarortschaft, wo die Eltern sehr bemüht sind und die sich sogar vorstellen gekommen sind. Aber auch andere Familien gibt es, wo die Eltern vorher gefragt haben, wie das abläuft.
Jetzt sind es vor allem die Kinder, die dich brauchen. Aber die Comedor-Familie umfasst viel mehr Menschen als die, die jetzt gerade da sind. Es gibt Menschen, die noch in Hainfeld leben, aber nicht mehr in die Kurse kommen, dich aber vielleicht für anderes brauchen. Es gibt Menschen, die sind weggezogen, es gibt Menschen, die mussten weiterflüchten. Und zu vielen von denen, die nach wie vor in Schwierigkeiten stecken, hast du auch noch Kontakt. Menschen, die noch immer keinen Status haben, der ihnen ein gutes Leben ermöglicht. Das sind verschiedenen Stränge. In Hainfeld sind zurzeit nicht mehr so viele Leute im Asylverfahren. Es sind noch zwei afghanische Familien da, die schon jahrelang auf ihre Entscheidung warten, deren Kinder in den Kindergarten oder in die Schule gehen. Es sind aber auch einige Menschen mit einem positiven Bescheid in Hainfeld geblieben, weil sie sagen, es ist so schön hier, es ist gut für Kinder, man hat alles, es ist ruhig. Diese Leute benötigen auch verschiedenste Unterstützung, z. B. ein Vater ist sehr fleißig, arbeitet, hat sogar einen zweiten Job, damit er genug verdient, und hat immer wieder Fragen, weil er Post bekommt vom Finanzamt oder von der Krankenkasse, oder er hat ein Auto und braucht dafür einen Abstellplatz. Bei solchen Sachen unterstütze ich ihn dann. Ich telefoniere z. B. mit dem Finanzamt und so können wir Dinge lösen ohne dass größere Probleme entstehen, wie z. B. Mahnspesen. Dann gibt es z. B. einen Arzt, dem ich bei der Vorbereitung zur C1 Prüfung geholfen habe. Oder wir haben zwei junge Männer, einer hat bereits Asyl bekommen, der andere leider noch nicht, obwohl er auch schon 5 Jahre auf die Entscheidung wartet, vor 2 Jahren, glaube ich, war das Gerichtsverfahren. Sie machen jetzt eine Krankenpflegerausbildung. Da unterstütze ich auch immer wieder, z. B ich korrigiere ihnen die Texte oder wir lernen gemeinsam.
Und dann gibt es auch Menschen, die waren eine Zeitlang in Hainfeld und waren aktiv im Comedor, wodurch sich ein freundschaftliches Naheverhältnis entwickelt hat. Ein junger Afghane z. B. ist dann, nachdem er in Österreich abgelehnt worden ist, nach Deutschland gegangen, lebt jetzt in der Nähe von Hamburg. Mit ihm bin ich noch unregelmäßig über Internet in Kontakt. Ein anderes Schicksal ist ein junger Iraner, der auch weggegangen ist, dann in Calais gelebt hat, wieder zurückgekommen ist, wieder in Traiskirchen war und dann freiwillig zurückgegangen ist in den Iran. Mit ihm bin ich auch in Kontakt, er hat glücklicherweise bis jetzt keine Verfolgungshandlungen erfahren. Es gibt aber auch andere, wie ein Familie, die noch immer in Österreich im Verfahren sind, von einem Lager ins andere geschoben werden, mit einem autistischen Kind, das schon 8 Jahre alt ist und das letztes Jahr keine Schule besuchten dufte und sein Therapien nicht mehr bekommen hat. Da haben wir dann urgiert, damals waren sie in Oberösterreich, mit einem Landesrat und einer Abgeordneten Kontakt aufgenommen. Daraufhin sind sie nach Graz verlegt worden und jetzt endlich kann der Bub eine Schule besuchen, die spezialisiert ist auf Autisten und er macht sehr große Fortschritte. Das sind dann kleine Erfolge. Diese Familie unterstützen wir, mit Dasein, mit Besuchen und auch mit finanzieller Unterstützung.
Wenn wir schon beim Geld sind, wie ist es denn mit den Finanzen des Vereins Herzverstand, der ja gegründet worden ist, um den Comedor del Arte zu unterstützen und eine Struktur für Fördergeber zu sein. Ja, um das ein bissl klarer zu bringen möchte ich etwas ausholen: Gestartet ist der Comedor del Arte während des Sozialfestivals „Tu was, dann tut sich was“. Wir haben eine Förderung bekommen für das erste Jahr, um die Miete zu bezahlen. Dann ist die Leader-Region Mostviertel-Mitte an uns herangetreten, wir sind ein gutes Projekt und sollten ansuchen, damit wir als Leader-Projekt gefördert werden. Beim Sozialfestival war eine Bedingung, dass die Räumlichkeiten auf meinen Namen gemietet werden, für das Leader-Projekt war es notwendig, dass es einen Verein gibt, der das Haus mietet. Wir haben den Verein gegründet und den Mietvertrag umgeschrieben und sind für 3 Jahre als Leader-Projekt gefördert worden. Wir haben vom Tu-was Festival auch noch Geld bekommen, das war dann sowas wie die Eigenkapitalreserve für die letzten Jahre. Dadurch konnten wir laufende Kosten, Miete und Pellets bestreiten. Wir sind sehr aufmerksam mit dem Geld umgegangen. Die Leader-Förderung ist 2019 ausgelaufen, wir haben aber so viele Finanzmittel gehabt, dass wir bis Frühling 2021 ohne Zusatzmittel auskommen können. Die Sparkassenstiftung hat den Verein übrigens auch unterstützt.
Die letzten Fördergelder kamen also 2019, und der Plan war, mit dieser Kapitalreserve und mit Veranstaltungen noch Geld zu bekommen, auch Mitgliedsbeiträge zu lukrieren und noch mehr Mitglieder zu finden, damit wir uns breiter aufstellen und uns autonom ohne Fördergeber finanzieren können. Die Pandemie und der Lockdown haben natürlich alles verändert, wir konnten keine Veranstaltungen und keine Märkte machen. Unser Budget reicht jetzt noch soweit, dass wir die Miete für März 2021 bezahlen können.
Die Einnahmen aus den Märkten werden nicht das ganze Budget abdecken. Das sage ich jetzt, weil ich mit den Märkten auch viel zu tun hatte: Für die Basteleien und Nähereien brauchen wir Leute, die motiviert sind uns zu unterstützen. Die Situation ist jetzt anders als noch vor ein paar Jahren. Wir haben jetzt keine Leute mehr, die wir beschäftigen möchten, auch um ihnen psychische Stabilität zu geben, sondern wir haben Familien, die ohnehin sehr beschäftigt sind damit im Leben anzukommen. Wir haben auch keine Näherinnen und Näher, wie z. B. unseren Ali, mehr vor Ort, die sehr schnell waren. Es ist also viel schwieriger geworden, Produkte überhaupt zu erzeugen. Ja, das ist eine Folge der Veränderungen, mit denen wir zurechtkommen müssen. Solange relativ viele Menschen im Asylverfahren hier waren, war es eigentlich kein Problem, etwas zu organisieren. Wir hatten ein paar sehr verlässliche Leute, die überall dabei waren. Ich habe mit einem Ansprechpartner gesprochen, ich habe z. B. gesagt wir machen ein Fest und brauchen ein Küchenteam – und das Küchenteam war da!
Diese Leute haben zum Glück tw. Asyl bekommen und dann stehen ganz andere Dinge an, sie müssen arbeiten, Deutschkurse machen, für die Familie sorgen, Wohnungen finden oder sie sind irgendwo in einer Ausbildung. Dann müssen sie lernen und haben auch nicht mehr die Zeit, sich im Comedor einzubringen und Dinge zu basteln, die man verkaufen kann.
Was man in diesem Zusammenhang erwähnen kann, ist ein Selbstläufer, den es auch gibt. Das ist das Projekt „1000 taschen“ von Kathrin Mayer, die jetzt 1000 Masken produziert und das sehr erfolgreich. Bei den Masken, die man z. B. im Schuhhaus Fux in Hainfeld kaufen kann, bekommen wir die Hälfte der Einnahmen. Die Maske kostet 10,- Euro und wir bekommen 5,-. Die Näherinnen sind in der Slowakei. Das ist ein Projekt, für das wir sehr dankbar sind. Ja, wir haben wenig oder gar keinen Aufwand, und bekommen trotzdem immer wieder Geld aufs Konto, das ist eine schöne Unterstützung.
Aber es wird auch das nicht reichen, um für 12 Monate die Miete zu bezahlen. Nein, wir benötigen rund 10.000 Euro im Jahr, für Miete und allfällige Reparaturen.
Mir ist jetzt eines klar geworden: Wir haben ja schon länger angefangen Mitglieder zu werben, eine Jahresmitgliedschaft kostet 25,- Euro. Wir haben das zwar immer wieder angeboten, aber es war nicht in unserem Fokus, wir haben das etwas vernachlässigt. Das ist jetzt ein Punkt, an dem man mehr dran sein muss, die Mitgliederbetreuung.
Wir haben jetzt Briefe ausgeschickt und es ist sehr interessant, dass wir gleich am ersten Tag nach dem Versand Mitgliedsbeiträge auf das Konto bekommen haben. Ich habe Anrufe bekommen, E-Mails von Leuten, die sagen, ja es ist gut, was ihr da macht, ich unterstütze euch. Es wurden auch Spenden dazugegeben. Das wird ein Punkt sein, dass wir uns mehr darum kümmern müssen, die Mitglieder zu informieren, damit man weiß, was so geschieht. Als Außenstehender sieht man zwar, ja das Lokal ist noch da, am Nachmittag rennen viele Kinder herum und spielen, aber was tatsächlich passiert, wissen viele nicht. Es ist ein wichtiger Punkt, das mehr zu kommunizieren, um eine breitere Unterstützung und mehr neue Mitglieder zu bekommen.
Gut, dann nehme wir uns vor, dass wir in Zukunft mehr kommunizieren. Das ist jetzt schon mal ein Anfang. Danke für das Gespräch!
Im Pop-Up Laden!
Das Weihnachtsteam des Hainfelder Stadtmarketingvereins hat coronabedingt heuer eine neue Idee entwickelt. Statt des Weihnachtsmarktes im Kultursaal der Stadt gibt es eine Pop-Up-Adventmeile. Vier Geschäfte wurden dafür angemietet,und diverse Aussteller/innen zeigen wieder selbstgefertigte Produkte. Am 7.12. gehts los!
Elisabeth Hasler hat uns freundlicherweise angeboten, unsere Produkte in ihrem Geschäft mitzuverkaufen. Da heuer keine Workshops stattgefunden haben, verfügen wir nicht über neue Produkte. Aber wir haben vom letzten Jahr noch attraktive Restposten: Yogapölster aus einem Workshop im Nähcafé, hübsche Papierschachteln und Notizblöcke aus einem Workshop mit Franz Kodeska, Jeansschürzen von Ali Hossaini, weitere Schürzen von Cornelia Fuchs und Forouzan Rahimian, die auch entzückende Kluppenschürzen genäht hat, sowie Recycling-Kerzen (aus eingeschmolzenen Kerzen) und Wachstücher von Cornelia Fuchs. Auch das Comedor-Fuchs- und-Henne-Spiel ist noch zu haben.
Renate Höfler ist seit September 2020 gemeinsam mit Franz Witzmann intensiv in der Hausaufgabenbegleitung tätig. Derzeit ist Lockdown, aber es ist anzunehmen, dass danach wieder zahlreiche Kinder in den Comedor del Arte kommen werden. Alexandra Eichenauer-Knoll befragte sie in einem Telefongespräch, wie man sich diese Nachmittage vorstellen kann und wie sie generell zu ihrem Engagement steht.
Liebe Renate, wie war der Herbststart heuer im Comedor del Arte? Renate Höfler: Als ich das erste Mal nach den Ferien, also am ersten Schultag, hingegangen bin, wollte ich nur mal kurz nachschauen, was los ist. Ich hatte keine besonderen Erwartungen. Und dann sind 15 Kinder dort gewesen! Da war wirklich alles voll, von jetzt auf gleich. Man hat nur gehört: Franz, Franz, ich brauche Hilfe. Ich habe mit so einem Zuspruch nicht gerechnet und habe Franz natürlich gleich unterstützt. Am nächsten Tag waren wieder so viele Kinder da, die Hilfe gebraucht haben. Ich habe Franz dann angeboten, ihm dreimal die Woche zu helfen. Ich war dann Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und manchmal auch Freitag, meistens von 14.00 bis 16.00 Uhr dort. Mehr wie zwei Stunden schaffe ich nicht. Ich arbeite ja von 05.00 Uhr früh bis kurz nach 13.00 Uhr. Dazwischen esse ich schnell zu Hause eine Kleinigkeit, die ich mir schon am Vortag hergerichtet habe. Ich denke mir schon manchmal, o Gott, ich bin so müde, ich würde mich gerne hinlegen.. Und dann denke ich an Franz, der alleine im Comedor ist und dass ich ihm helfen möchte. Wenn ich dann im Comedor bin, ist es wie eine Energiedusche und ich bin hellwach. Es tut mir so gut, mit den Kindern zu sein.
Energiedusche ist ein schönes Bild. Ja, irgendwann bin ich eine halbe Stunde später gekommen und sehe den kleinen Mohammad bei der offenen Tür stehen. Ich denke mir, was macht er da? Als er mich sieht, dreht er sich um und schreit in den Comedor hinein: „Sie kommt, sie kommt!“ Und ich höre ein Mädchen rufen: „Ich bin die erste, wenn sie da ist!“ Also das ist wirklich unglaublich, da kommt soviel rüber an Dankbarkeit und Liebe. Wenn ich diese strahlenden Augen sehe, bin ich glücklich. Ich liebe diese Kinder.
Wie geht es dir beim Hausaufgabenbegleiten? Du hast diese Aufgabe ja erst jetzt übernommen? Ich habe es mir am Anfang gar nicht zugetraut, mit Kindern Aufgaben zu machen. Ich bin da reingerutscht, weil außer Franz sonst niemand da war. Aber jetzt traue ich mir das zu. Ich habe vorher schon sporadisch bei Aufgaben geholfen, aber nicht so intensiv. Es war ja auch vor Coronazeiten bei weitem nicht so eine Andrang wie jetzt.
Wie kannst du dir das erklären? Ich weiß nicht, etliche sind erst jetzt in die Schule gekommen. Andere waren im Hort oder einfach nicht bei uns. Irgendwie hat sich das verselbstständigt. Franz hat es ja überhaupt nicht beworben. Die Kinder standen am ersten Schultag einfach vor unserer Tür. Wir haben uns im Comdedor del Arte ja immer nach den gerade aktuellen Bedürfnissen gerichtet und nach dem, was gerade gebraucht wird. Momentan brauchen uns die Kinder.
Franz und du, teilt ihr euch die Arbeit auf? Wir teilen uns die Arbeit nicht bewusst auf, jeder hilft, wo er gerade gebraucht wird. Meistens konzentriere ich mich allerdings auf die Kleineren und Franz, der ja auch als Lehrlingscoach arbeitet, übernimmt die Größeren. Aber ich helfe auch bei Mathematik! Und ich sage ehrlich: ich spüre, wie mich das geistig fit hält! Die Kinder lernen das ja heute ganz anders, als ich oder mein Sohn das gelernt hatten. Am Anfang musste ich bei Franz nachfragen, aber jetzt geht es gut. Und die Kinder schaffen die Tests. Man muss sich ja vorstellen, diese Kinder können nicht zu Hause bei den Eltern Hilfe bekommen. Die Grundrechnungsarten könnten die Eltern vielleicht lösen, aber wenn man die deutsche Sprache nicht beherrscht, scheitert man bei den Textaufgaben. Und letztlich beginnen alle Mathematikaufgaben mit einer Erklärung, die in einen deutschen Satz verpackt ist.
Es wird nicht nur gearbeitet, sondern auch wieder viel gemalt, wie ich gehört habe. Wenn die Kinder fertig sind, spielen wir oft Spiele, Halma zum Beispiel. Oder die Kinder malen eben. Sie malen vor allem uns, Franz und mich. Wir haben alles vollgehängt mit den Kinderzeichnungen. Ganz entzückend ist auch ein Brief, den mir ein ägyptisches Mädchen, die Aye, vor dem zweiten Lockdown überreicht hat. Sie schreibt darin, wie lieb sie uns hat. Sie ist eines von den “Pizzakindern“. Wir haben kurdisch-syrische und ägyptische Pizzakinder, jeweils von den beiden Hainfelder Innenstadtpizzerias.
Wirst du manchmal gefragt, warum du dir diese Arbeit antust? Wenn man mich fragt, warum ich mir das antue, erzähle ich gerne, dass ich lange bevor ich den Comedor kennengelernt habe, vom Kinderdorf-Gründer Hermann Gmeiner sehr begeistert war. Er wurde einmal in einem Interview gefragt, woher er die vielen Frauen für die Kinderdorffamilien bekommen möchte. Und er sagt darauf sinngemäß: wenn es diese Kinder gibt, so muss es auch Frauen geben, die als Kinderdorfmütter arbeiten möchten. Das ist mir damals so richtig ins Herz gegangen. Ich bin zwar keine Kinderdorfmutter geworden, aber immerhin so etwas wie die Comedor-Oma! Ich habe keine eigenen Enkelkinder und darf so ein wenig in Kinderenergie baden.
Hoffen wir, dass der Corona-Ausnahmezustand irgendwann vorbei ist und du mit den Kindern dann wieder vergnügt auf ein Eis gehen kannst. Du bist berühmt dafür, die Kinder ins Rösthaus auf ein Stanitzel einzuladen. Ja, es ist wie es ist. Diese Menschen sind da und es muss sich jemand kümmern. Wenn ich in ein fremdes Land ginge und die Sprache nicht könnte, würde ich mir auch wünschen, dass mich jemand an der Hand nimmt und mir ein bisschen hilft. Und mehr kann ich ja auch nicht tun als ein bisschen helfen. Und ein Lächeln in die Gesichter zaubern. Ich wünsche mir, dass ich ein kleines bisschen Freundlichkeit und Liebe in die Herzen pflanzen kann und die Kinder uns in guter Erinnerung behalten.
Unlängst habe ich einen unserer zahlreichen Alis zufälligerweise in Wien getroffen, er lebt jetzt dort, war früher in Hainfeld. Es war so eine Freude sich wiederzusehen, eine ehrliche Freude, das ist schön, gleich, ob es Kinder oder Erwachsene sind. Ich habe soviel Mütterlichkeit in mir, die ich gerne weitergeben möchte. Ich liebe es einfach, andere zu bemuttern!
Renate Höfler, 57, lebt und arbeitet in Hainfeld. Sie ist Mitglied im Vorstand des Vereins Herzverstand, der den Comedor del Arte betreibt. Abgesehen von Hausaufgabenbegleitung hat sie sich in unserem Begegnungshaus schon auf unterschiedlichste Art und Weise engagiert. So spielte sie die Königin im Theaterstück „Alte Helden“ von Mohammad Ahmadi und hat bei Theater- und Bastelworkshops teilgenommen. Als Verkäuferin bei diversen Kreativmärkten war sie ebenfalls eine tatkräftige Unterstützung. Einige Familien besucht Renate Höfler auch unabhängig von Comedor-Aktivitäten. Außerdem hält sie zu Menschen Kontakt, die inzwischen andernorts weitergezogen sind.
Die Europäische Union ist eine Staatengemeinschaft, eine Wertegemeinschaft und sie soll den Frieden sichern. Im Artikel 2 des Vertrages über die Europäische Union (EUV) heißt es:
„Die Werte, auf die sich die Union gründet, sind die Achtung der Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und die Wahrung der Menschenrechte einschließlich der Rechte der Personen, die Minderheiten angehören. Diese Werte sind allen Mitgliedstaaten in einer Gesellschaft gemeinsam, die sich durch Pluralismus, Nichtdiskriminierung, Toleranz, Gerechtigkeit, Solidarität und die Gleichheit von Frauen und Männern auszeichnet.“
Jahrelang müssen geflüchtete Menschen an verschiedenen Orten in Europa unter menschenunwürdigen Bedingungen vegetieren. Aktuell ist die Insel Lesbos und das abgebrannte Camp Moria etwas in den medialen Fokus gerückt, aber es gibt solche Lager auch auf anderen griechischen Inseln. Viele geflüchtete Menschen irren durch Europa, sind obdachlos, ohne Papiere und ohne Perspektive. Die einzelnen Staaten reagieren unterschiedlich. Teils werden die Menschen monatelang in Schubhaftgefängnisse gesteckt und später in einen anderen Staat der EU deportiert (Dublin-Abkommen), in anderen Staaten werden sie nicht eingesperrt, aber sie sind monatelang ohne staatliche Versorgung, leben in irgendwelchen (Illegalen) Camps, wie z.B. in Calais. Dort werden sie regelmäßig von der Polizei vertrieben und schikaniert. Im Grenzgebiet von Bosnien, Kroatien und Herzegowina sitzen hunderte Menschen im Niemandsland fest. Sie wurden verprügelt, ihnen wurden Handys, Schuhe, Rucksäcke…alles abgenommen.
Diese Aufzählung könnte ich leider noch lange fortsetzen.
Wir sehen schon zu lange, dass für bestimmte Menschengruppen die Lebensbedingungen innerhalb der EU immer menschenunwürdiger werden.
Schweigen wird als Zustimmung gewertet! Wenn nationalistische und populistische PolitikerInnen aus wahl- und machttaktischen Gründen, Menschen auf europäischem Boden unter menschenunwürdigen Bedingungen vegetieren lassen, dann kann ich dazu nur nein sagen.
Die Krisen werden nicht weniger und die Aufgaben werden vielfältiger.
Die Pandemie mit ihren Beschränkungen wird uns mit hoher Wahrscheinlichkeit noch mindestens ein Jahr begleiten.
Immer mehr Arbeitlose und viele Insolvenzen werden wirtschaftliche und soziale Auswirkungen zeigen.
Unsere Erde brennt und wir sollten dringend an einer globalen Lösung arbeiten.
Um all diese Herausforderungen bewältigen zu können, bedarf es Solidarität. Es braucht ein Miteinander, welches als Basis das Recht eines jeden Menschen auf ein menschenwürdiges Leben hat.
Im Artikel 2 EUV in der Fassung des Vertrags von Lissabon ist diese Wertebasis festgelegt.
Politische und sonstige VerantwortungsträgerInnen, die gegen die Grundrechte verstoßen, gehören zur Verantwortung gezogen.
Nachtrag: Meine weise Katze Sandy (17Jahre) hat gesagt: „Katzenfotos bringen mehr Klicks!“ Dann hat sie sich mitten auf das Transparent gelegt.
Franz Witzmann
Viele Masken für einen guten Zweck
Projekt 1000masken
Das Projekt 1000masken von Kathrin Mayer unterstützt arbeitslose Näherinnen in der Mittelslowakei und wird nur über Benefizpartner vertrieben. Die Einnahmen werden mit dem Partnerprojekt geteilt. Derzeit werden Masken in Hainfeld und Ramsau verkauft, deren Einnahmen zur Hälfte dem Projekt „Comedor del Arte“ zukommen. Die Masken sind aus Baumwolle und zweilagig gefertigt. Preis: Euro 10,-
Erhältlich bei: Hainfeld: Schuhhaus Fux
Ramsau: Gruber-Adeg, Golfplatz Wittmann
Danke an Franz Kodeska, der uns so schöne Aufstellerboxen gebastelt hat!!!
Comedor del Arte – Masken
Auch Cornelia Fuchs vom Comedor-Team hat uns verschiedene zweilagige Masken mit unterschiedlichen Befestigungen zur Verfügung gestellt. Preis: Euro 8,-
Erhältlich bei Alexandra: 0664 / 10 26 798 oder
E-Mail: alexandra@comedordelarte.at Bitte Alexandra anrufen, sie organisiert dann eine kontaktfreie Übergabe in Hainfeld. Auf Wunsch kann die Maske auch zugesandt werden. (Porto: + 2,- )
Alle Masken sind kein medizinischer Schutz, funktionieren aber als Spuckschutz.
Waschtipp von Alexandra: „Wenn ich nach Hause komme, lege ich die Maske in eine Schüssel, gebe ein paar Spritzer Flüssigseife darauf und übergieße die Maske mit kochendem Wasser. Etwas später wasche ich sie dann aus. So brauche ich nicht immer auf den nächsten vollen Wäschekorb warten.“
Alles Gute wünschen Alexandra und Franz
PS: Da heuer der Hainfelder Flohmarkt entfällt, suchen wir nach alternativen Einnahmequellen. Denn die Miete läuft weiter, auch wenn wir das Haus nicht als Lernort benutzen können.
Der Comedor del Arte im Home-Office. Ein Gespräch.
Seit dem 13. März 2020 ist der Comedor del Arte infolge der Corona Covid 19-Ausgangsbeschränkungen geschlossen. Alexandra Eichenauer-Knoll spricht mit Franz Witzmann über seine Arbeit im Comedor Home-Office. Der Leiter des „Begegnungshauses für Hiesige und Zuagroaste“ in Hainfeld erzählt über seinen Erfahrungen mit Fern-Unterricht per Videotelefonie (derzeit WhatsApp, Messenger) und wie sich nach anfänglichen Schwierigkeiten das Lernen auf Distanz langsam einspielt. Glücklicherweise kann er weiterhin mit allen Mitgliedern der Comedor-Familie über unterschiedliche Medien Kontakt halten und versucht Unsicherheiten über die Ausnahmeverordnungen auszuräumen oder bei sonstigen Alltagsproblemen beratend zur Seite zu stehen.
Ratlos macht ihn und viele Unterstützer/innen, die mit geflüchteten Menschen arbeiten, dass es trotz Ausnahmeverordnungen nicht möglich ist, wenigstens jetzt Menschen im Asylverfahren unbürokratisch als Erntehelfer arbeiten zu lassen.
Außerdem verrät Franz noch, warum ihm die Eulen zugeflogen sind, und was er uns mit seinen Eulenzeichnungen mitteilen möchte.
Gespräch in Alexandras Garten, Ostersonntag, 12.4.2020 Musik zum Ausklang: Franz improvisiert am Klavier Schnitt: Max Knoll
Und hier noch ein Hinweis für all jene, die SOS Bihac unterstützen möchten. Das Team rund um Dirk Planert und Zlatan Kovacevic versucht sein Bestmögliches, um geflüchtete Menschen, die in Bosnien unversorgt und abgeschnitten von Hilfslieferungen aus Europa ausharren müssen, zu versorgen. Sie brauchen uns jetzt!
Nothilfe für Flüchtlinge in Bosnien IBAN: DE22441600146605039300
BIC: GENODEM1DOR
Online Flohmarkt zugunsten SOS Bihac auf Facebook: save x humanrights flohmarkt für sos bihac
Aufgrund der Coronavirus-Pandemie stellen auch wir sicherheitshalber den Betrieb im Comedor del Arte ein.
Bei Fragen oder Problemen ist Franz Witzmann trotzdem jederzeit erreichbar unter
Telefon: 0650 / 85 10 896
Workshop Designschachteln
Aufgrund des relativ großen Interesses am Workshop Designschachtel mit Franz Kodeska möchten wir das Projekt heuer fortsetzen. Wir werden wieder „Designschachteln“ aus Graupappe fertigen, die abschließend mit schönem Design- bzw. Tonpapier umklebt werden.
Papiere sind vohanden, gerne können aber auch eigene Papiere mitgebracht werden. Wichtig ist nur, dass das Papier nicht glatt , sondern rau ist, damit es gut verklebt werden kann. Diesmal werden wir auch versuchen, eine Lade einzubauen. Außerdem ist ein kleiner Notizzettelblock geplant.
Leitung: Franz Kodeska
Zeit: 25.4.2020, 14.00 – 17.00 Uhr
Ort: Comedor del Arte
Bahnstraße 1/G3, 3170 Hainfeld
Informationen und Anmeldung unter: 0664 / 1026798
Mitzunehmen: ev. Papier zum Umkleben, Schürze
Alte Helden im NÖ Landespflegeheim
Mohammad Ahmadi und Hossain Rezaie sind nicht nur begabte Schauspieler und Stückeschreiber, sie absolvieren derzeit auch ein Praktikum im Rahmen ihrer Ausbildung zum Altenpfleger in Hainfeld.
Und so entstand die Idee, dass wir vom Comedor del Arte dort auftreten könnten. Schließlich ist ja auch gerade Fasching. Und wir finden, das Stück »Alte Helden«, das wir 2018 am Heldenplatz in Wien und beim Kulturfest aufgeführt haben, passt ganz gut zu diesem Auftrittsort. So proben wir nun fleißig für die Wiederaufnahme:
Alte Helden Ein Stück von Mohammad Ahmadi und Hossain Rezaie
Es spielen: Renate Höfler, Alexandra Eichenauer-Knoll, Franz Witzmann, Mohammad Ahmadi und Hossain Rezaie
Regie: Mohammad Ahmadi
Zeit: Dienstag, dem 11. Februar 2020 um 15.00 Uhr Ort: Kaffeehaus des NÖ Landespflegeheims, Hainfeld
Der Comedor del Arte hat heuer bereits zum 5. Mal am Hainfelder Kreativmarkt mit einem Kulinarikstand und bereits zum 4. Mal mit einem Verkaufsstand für selbsterzeugte Produkte teilgenommen.
Weihnachtsmärkte sind Geschmacksache. Es gibt Menschen, die solche Events lieben und sogar weitere Reisen auf sich nehmen, um neue Märkte zu entdecken. Andere Zeitgenossen wiederum ziehen um diese Art Weihnachtstrubel lieber einen großen Bogen. Eines steht für mich aber fest. Um für ein Sozialprojekt wie den Comedor del Arte Geld zu lukrieren, ist ein Weihnachtsmarkt auf jeden Fall ideal. Mit den heurigen Einnahmen können wir zwei Monatsmieten für unser Begegnungshaus bezahlen. Danke an alle, die uns durch den Kauf eines Produktes unterstützt haben! Außerdem können wir als „Marktstandler“ alte Bekanntschaften auffrischen, neue Leute kennenlernen, für unsere Workshops werben und vielleicht auch ein wenig dabei helfen, diffuse Ängste vor dem Fremden abzubauen…
Daher motiviere ich mich jedes Jahr aufs Neue und überlege – tatkräftig unterstützt von unserem kreativen Vorstandmitglied Cornelia Fuchs – was wir denn sinnvollerweise anbieten könnten.
Ein ausgesprochener Glücksfall war heuer die Bekanntschaft mit Franz Kodeska, einem gebürtigen Hainfelder. Seit seiner Pensionierung stellt er in Buchbindetechnik mit großer Liebe und Sorgfalt wunderschöne Schachteln her. Er leitete im November einen Workshop bei uns und war danach weitere zweimal im Comedor, um mit einem kleinen Team Schachteln und Notizzettelblöcke zu produzieren. Die Produkte, die mit Designerpapier kaschiert werden, sehen elegant und kultiviert aus. Der zusätzliche Golddruck auf dem Florentiner Papier lässt sie noch wertiger wirken. Da Franz Kodeska in den Workshops sehr exakte Anleitungen gab, konnten wir auch entsprechend genau und sauber arbeiten. Die Mühe hat sich gelohnt, denn die Produkte wurden nicht nur bestaunt, sondern auch verkauft. Auch zeigten sich einige Besucher/innen interessiert, nächstes Jahr an einem solchen Workshop teilzunehmen. Wir werden dieses Projekt also wiederholen und noch weitere Produkte austüfeln.
Ein Renner des vorletzten Kreativmarktes waren Fußabstreiferaus Kletterseilen, die Elfi Hasler in einem Workshop mit uns gefertigt hatte. Auch heuer leitete sie einen solchen an und wir konnten zumindest drei Fußabstreifer produzieren. Mehr zu fertigen scheiterte aus Mangel an Grundmaterial. Die Krux dieser Idee ist es nämlich, dass man erstmal genügend Kletterseile auftreiben muss. Und das ist gar nicht so einfach!
Daher möchte ich mich an dieser Stelle sehr herzlich beim “STKZ Weinburg“ für die Seilspenden bedanken!!! .. und hoffe auf weitere Spenden im nächsten Jahr. Denn das Produkt kommt gut an, alle drei Fußabstreifer fanden eine/n neue/n Besitzer/in.
Auch Genähtes hatten wir heuer wieder im Programm. Waren es letztes Jahr vor allem Yogapölster, die wir sehr gut verkauften, so hatten uns heuer Cornelia Fuchs, Forouzan Rahimian und Ali Hossaini Schürzen genäht und zur Verfügung gestellt. Leider hatten wir einen zu kleinen Stand, um diese Produkte gut sichtbar zu präsentieren. Daher beschlossen wir, dass die jeweiligen Verkäuferinnen auch selbst eine Schürze tragen sollten. Das wirkte! Die Schürzen wurden so sichtbar und auch als hübsch und kleidsam wahrgenommen. Und so verkauften wir insgesamt elf Stück. Danke an dieser Stelle an meine Verkaufskolleginnen Renate Höfler und Cornelia Fuchs! Forouzan stellte uns auch witzige, selbstgenähte Kluppensäckchen zur Verfügung. Ein etwas altmodisches Produkt, aber immerhin – auch davon wurden drei Stück verkauft.
Ganz aktuell hingegen war eine Produktidee von Cornelia Fuchs, nämlich mit Bienenwachs eingestrichene, also gewachste Servietten anzubieten. Diese können zum Einpacken und Ausbreiten der Schuljause, aber auch zum Abdecken von Speisen, die in den Kühlschrank gestellt werden, verwendet werden. Cornelia hatte auch beim Gießen ihrer Recycling-Kerzen schon Wachs an den Fingern und sprühte wie jedes Jahr ein Feuerwerk an kreativen Ideen. So hatten wir auch mit Sand gefüllte Türstopper, mit Taschentüchern gefüllte Etuis, Turnsäckchen und selbstgenähte Pantoffel in unserem „Laden“.
Mein Beitrag war es auch heuer wieder, mich mit selbstgemachten Süßigkeiten einzubringen und entsprechende Etiketten zu gestalten. Neben den schon zur Tradition gewordenen indischen rava laddhus probierte ich heuer erstmals ägyptische Dattel-Nuss-Kügelchen. Meine Schwester buk italienische Kekse mit dem sperrigen Namen brutti-ma-buoni. Übersetzt heißen diese leckeren Dinger häßlich-aber-gut. Ich versuche uns als Comedor del Arte ja jedes Jahr mit internationalen Süßigkeiten zu positionieren, schließlich gehen viele verschiedene Nationalitäten bei uns ein und aus. Und Interesse für das andere beginnt nicht selten im Magen und mit einem gut gefüllten Bauch(gefühl)!
Dass es dabei auch zu Missverständnissen kommen kann, darüber möchte ich abschließend noch eine lustige Geschichte erzählen.
Ägyptische und ukrainische Muffins
Franz Witzmann leitet zurzeit einen A1-Deutschkurs. Anders als alle bisherigen Comedor-Lerngruppen soll dieser Kurs mit einem anzustrebenden Prüfungsziel abschließen. Derzeit sitzen Schüler/innen mit fünf verschiedenen Muttersprachen bei uns – kurdisch-irakisch, arabisch-ägyptisch, ukrainisch, farsi und dari.
Franz bat nun auf mein Drängen, doch mehr verkaufbare Produkte auf dem Weihnachtsmarkt anzubieten, Vera aus der Ukraine und Nehed aus Ägypten, uns etwas Süßes für den Weihnachtsmarkt zur Verfügung zu stellen. Beide brachten uns dann zu unserer großen Überraschung nahezu idente helle Muffins. Jene von Vera waren zusätzlich liebevoll mit lila-weißem Zuckerwerk dekoriert. Ich finde diese Geschichte wirklich lustig, denn sie zeigt, wie international unsere jungen Frauen und Mütter denken, was sie für lecker befinden und vielleicht auch, was sie überhaupt selbst backen können – Muffins. Dass nicht beide vom gleichen Youtube Video inspiriert worden waren, merkte man beim Durchkosten, die Konsistenz der Teige war unterschiedlich. Während ich also nach ägyptischen und syrischen Rezepten forschte, gingen die beiden kulinarisch auf Europa zu.*
Ist das nicht ein schönes Bild? Trotzdem würde ich natürlich gerne ihre traditionellen Kekse kosten und auch bei uns verkaufen. Bei den nächsten Marktvorbereitungen werden wir das Keksebacken also zu einem eigenen Projekt ausrufen und dabei genügend Zeit einplanen, um unsere gegenseitigen Erwartungen zu diskutieren.
Liebe Grüße und alles Gute für das kommende Jahr wünscht, Alexandra Eichenauer-Knoll
* Um ein bisschen genauer zu sein: Britische Auswanderer brachten den Muffin im 19. Jahrhundert nach Nordamerika. Von dort wurde er weltweit verbreitet. Die aufwändigere Version des Muffins heißt übrigens Cupcake.
Der Comedor del Arte unterstützt die Anliegen der Plattform #FairLassen.
Worum geht es?
2019 hat der österreichische Gesetzgeber eine fundamentale Änderung im Asylwesen beschlossen:
Es wird keine unabhängige Rechtsberatung mehr geben.
Die Abschaffung einer unabhängigen Asylrechtsberatung in Österreich betrifft unsere neuen Freundinnen und Freunde. Bislang konnte man sich darauf verlassen, dass diese bei NGOs wie Caritas oder Diakonie Rat und Hilfe bekommen. In Zukunft soll das nicht mehr möglich sein.
Überdies ist keine unabhängige Kontrolle der neugeschaffenen Bundesbetreuungsagentur (BBU) in Zukunft vorgesehen. Das staatliche Asylsystem kontrolliert sich selbst.
Menschen, die bei uns Schutz und Hilfe suchen, werden somit abgeschottet und isoliert.
Was im Asylrecht, das ohnehin in den letzten Jahren laufend verschärft worden ist, derzeit geplant ist, wäre in anderen Rechtsbereichen undenkbar – noch… Wir sollten uns nicht an eine Aushöhlung des Rechtsstaates gewöhnen!
Aus all diesen Gründen möchten wir dazu aufrufen, diese Petition zu unterschreiben und weiterzutragen. Die Zeit drängt. Das Gesetz soll am 1. Juli 2020 umgesetzt werden.
Elfi Hasler ist begeisterte Sportlerin und hat von Freunden und einer Kletterhalle Seilspenden erhalten. Wir machen daraus Fußabstreifer. Das sieht hübsch aus und ist auch stabil.
Kursziele:
– Wir „fädeln“ gespendete Kletterseile zu Fußabstreifern. Dafür benutzen wir Holztafeln, auf denen mit Zahlen die Fädelrichtung angegeben wird.
– Und machen so ein schönes Upcycling-Produkt.
– Die Fußabstreifer werden dann am Kreativmarkt für den Comedor del Arte
verkauft.
Leitung: Elfi Hasler
Workshops Schachteln und Zettelblöcke basteln
Franz Kodeska lebt in Hainfeld. Seit seit seiner Pensionierung widmet er sich mit viel Liebe und Sorgfalt einem besonders feinsinnigen Hobby. Er baut „Designerschachteln“ aus Graupappe, die abschließend mit schönem Design- bzw. Tonpapier umklebt werden.
Wir freuen uns, dass wir mit ihm heuer insgesamt drei Nachmittag verbringen konnten. Am Samstag, dem 16. November von 14.00 – 18.00 Uhr, bastelten wir Schachteln und in der darauf folgenden Woche trafen wir uns noch zweimal im kleinen Kreis, um Notizzettelblöcke und weitere Schachteln für den Weihnachtsmarktverkauf am 13. und 14. 12. 2019 herzustellen.
Es war eine Freunde zu beobachten, mit wieviel Liebe alle Teilnehmer/innen an den Werkstücken arbeiteten. Die Arbeit erfordert viel Genauigkeit, das Einleimen und Bekleben ohne Falten zu hinterlassen benötigt eine gewisse Geschicklichkeit und dann gilt es noch, den Leim nicht irrtümlich auf sichtbare Stellen zu schmieren. Der Lohn sind wirklich erfreuliche Werkstücke! Besonders die hübschen und individuellen Designpapiere machten aus jeder Schachtel zum Schluss eine entzückende Besonderheit.
Bemerkenswert war dass an diesem Workshop auch Interesse über unseren Bekanntenkreis hinaus aufkam. Und so verbrachten Hiesige und Zuagroaste mit viel kooperativer Arbeitsfreude gemeinsame angenehme Stunden im Comedor del Arte.
Großer Dank nochmals an Franz Kodeska, der mit viel Achtsamkeit und Rücksicht auf die Teilnehmer/innen dieses doch sehr genaue Arbeiten vermitteln konnte, dabei pädagogisch klug Schritt für Schritt vorging und uns immer auch umsichtig zur Seite stand.
Hier einige Fotos, mehr gibt es auf Facebook.
Bereits zum 4. Mal laden wir zu einem Comedor del Arte – Kulturfest ein. Diesmal findet es nicht im Sommer statt, sondern an einem Samstag im Oktober. Denn der 12.10. ist für Franz Witzmann ein ganz besonderer Termin. An diesem Tag feiert er nämlich seinen 60sten Geburtstag. Und wir mit ihm!
12. Oktober 2019, ab 17 Uhr
im Kultursaal der Stadtgemeinde Hainfeld, Hauptstraße 7
PROGRAMM
17-18.30 Uhr: Michael Olbrich – Kulinarische Überraschungen
ab 18.30 Uhr: Auftritt der Theatergruppe Comedor del Arte, Fotoausstellung und Rückschau in Bildern von Franz Witzmann
Danach Weltmusik von Salah Addin & friends Der Sänger, Gitarrist, Bassist, Komponist, Arrangeur und Percussionist Salah Addin wurde in Khartoum, Sudan, geboren. Aufgewachsen in einer Musikerfamilie, lebt und arbeitet er als professioneller Musiker in Wien. Die Musik ist ein Klang-Mosaik mit kaleidoskopischem Spektrum. Farbenprächtig vereint sie Aspekte des Afrobeats und Reggae. Melodiös bringt sie einen Hauch Sufi mit erkennbaren Einflüssen aus Rock und RnB zusammen. Obwohl die Musik im Traditionellen verwurzelt ist, reicht sie weit darüber hinaus. Die Lieder werden in Englisch und Arabisch gesungen. Sie sind tiefgründig und erweitern die Musik um ein östliches Flair.
Freund/innen, Förderer/innen und Interessierte an unserer Arbeit sind herzlichst willkommen!
Eintritt: Freie Spende
PS: Für Franz sind Spenden für sein Projekt Comedor del Arte das größte Geschenk – danke!