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WORKSHOP PAPIERCOLLAGE

Im Rahmen der Tuwas-Mitmachtage bietet der Comedor del Arte ein Collageworkshop an. Die Papiercollage ist eine einfach Technik, die sehr ausdrucksstark wirken kann. Das Bildmaterial dazu stammt aus Zeitschriften, Prospekten und Büchern. Der Phantasie und Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

Freitag, den 7. Oktober 2016, 14.00 – 17.00 Uhr
Für Kinder ab 6 Jahre und Erwachsene
Anmeldung erbeten, max. 12 TeilnehmerInnen
Material vorhanden
Leitung: Julia Dossi

 

DAS INTERVIEW

Julia Dossi wird das Collage-Workshop leiten. Sie ist 1980 in Wien geboren und studierte Theater- und Filmwissenschaft. Aufenthalte in China, USA und Frankreich folgten, seit 2009 lebt sie wieder in Wien. Sie arbeitet u.a. auch als Journalistin und Illustratorin. Alexandra Eichenauer-Knoll stellte ihr vorab schon ein paar Fragen.

Julia_Dossi

Liebe Julia, Du wirst im Comedor del Arte im Rahmen der Tuwas-Mitmachtage ein Workshop zum Thema Papiercollagen abhalten. Was sollten wir dafür an Hilfsmaterialien vorbereiten?
Idealerweise hat jeder Teilnehmer eine feine Schere, mit der auch kleinteiliges Schneiden möglich ist, ein Blatt Papier, auf dem man die einzelnen Teile arrangiert und einen milden Kleber, evtl. in Stick-Form, der nicht tropft. Außerdem Bildmaterial in Form von Zeitschriften, Bildbänden, buntem Papier, etc., aus dem man Teile ausschneiden möchte.

Du bist eine talentierte Zeichnerin. Um eine Collage anzufertigen, muss man allerdings nicht unbedingt zeichnen können – was erwartest Du dennoch von Deinen TeilnehmerInnen?
Ich wünsche mir, dass die TeilnehmerInnen frei ihren Inspirationen folgen und in der Collage ihr eigenes ästhetisches Empfinden ausdrücken können.

Wie geht man an eine Collage heran? Gibt es zuerst die Idee bzw. das Thema oder ein interessantes Bild in einer Zeitung?
Alles ist möglich. Manchmal ergibt sich eine Collage, indem man ungezwungen ausprobiert, welche Elemente sich am Papier gut zusammenfügen. Oft gibt es eine Idee, die man gerne umsetzen will, ein Thema, mit dem man sich gerade beschäftigt, das man auf abstrakte Weise am Papier darstellen kann.

Du hast auch Filmwissenschaft an der Uni Wien studiert. Kann man mit Collagetechnik gut Geschichten erzählen?
Wer in der Collagetechnik gezielt inhaltliche Bezugspunkte setzt oder zum Beispiel mit der gewählten Farbpalette eine bestimmte Stimmung erzeugt, kann ohne Worte Geschichten erzählen. Filmemacher aus der US- Avantgarde, mit deren Arbeit ich mich während des Studiums und danach beruflich beschäftigt habe, wie Stan Vanderbeek oder Joseph Cornell zum Beispiel, haben mit Collagetechniken gearbeitet, genauso wie der Surrealist Man Ray oder der Maler Matisse.

Ist es mehr die Ästhetik oder der Prozess des Montierens – was reizt Dich so besonders an der Collagetechnik?
Es sind die Bilder zwischen den Bildern, die Assoziationen freisetzen, die mich interessieren. Ein Sammelsurium an Einzelteilen fügt sich zu einem Ganzen zusammen. Die Spannungen zwischen den Elementen auszuloten und zu fixieren ist ein Prozess.

Wo findest Du die besten Vorlagen für Collagen? Was sollen wir besonders sammeln?
Die besten Vorlagen findet jeder für sich, indem er die Bildressourcen sammelt, die er verwenden möchte. Fachmagazine oder alte Bildbände, Tageszeitungen und Kataloge eignen sich, manchmal bekommt man sie auch geschenkt. Es gibt genug alte Zeitschriften, Bücher und Fotos auf Flohmärkten. Mit unterschiedlichen Materialien lassen sich interessante Kontraste erzielen.

In Deinen Collagen beschäftigst Du Dich ziemlich viel mit dem Thema Kulinarik. Kommt das daher, dass Du auch als Gastro-Journalistin arbeitest?
Eine Weile habe ich als Gastro-Journalistin gearbeitet, das stimmt. Die meisten Collagen in der Auswahl sind aber während der Recherchen für ein Kochbuch und ein Blogprojekt entstanden, andere waren für einen Anlass im Freundeskreis bestimmt.

Leseprojekt: Das Mädchen mit dem Fingerhut.

Das-Maedchen_mit_dem_Fingerhut

Das Mädchen mit dem Fingerhut, so heißt der neueste Roman des in Vorarlberg lebenden österreichischen Autors Michael Köhlmeier.  Auf knapp 140 Seiten erzählt er darin die Geschichte eines Mädchens ohne Herkunft, das sich in einer namenslosen, westeuropäischen Stadt durchschlagen muss, auf der dauernden Suche nach Essen, Wärme und Schlafgelegenheiten. Der wortkarge Stil des Autors behält dabei Distanz zu allen Figuren, moralisiert nicht. Es bleibt dem Lesenden überlassen Position zu beziehen – zu den Figuren wie auch zu der Thematik, die aktuell gleichwie allgemeingültig ist.

Es war wohl die knappe Sprache, weniger als die Flucht-Thematik, die mich auf die Idee brachte, das Buch jetzt im Comedor del Arte mit ein paar jungen, besonders talentierten Menschen zu lesen, im Kernteam mit Sleman aus Syrien und Fariba und Fahima aus Afghanistan. Schnell war mir klar, so einfach ist es nun auch wieder nicht, einen zeitgenössischen Roman zu lesen – die Erzählform Präteritum ist ihnen nicht so geläufig wie das Perfekt und die indirekte Rede wie auch die manchmal auf zwei Wörter verkürzten Sätze verwirren des öfteren. Trotzdem, die jungen Lesenden sind mit Ernst und Interesse bei unserem Projekt dabei. Wir lesen jeweils eine Stunde, länger wäre zu anstrengend. Ich lege parallel dazu eine Vokabelliste an, die wir bei Gelegenheit wiederholen können und versuche – wie auch sonst in den Deutschstunden – vor allem mit Gesten und durch Aufzeichnen, die Geschichte Absatz für Absatz zu erklären.

Sechsmal haben wir uns schon getroffen, heute sehen wir uns wieder. Wir haben ein Ziel: am 11. November moderiere ich in der Bücherei Traisen einen Lesekreis über dieses Buch und ich habe meine Leserunde eingeladen mitzukommen und mitzudiskutieren.

Vielleicht haben ja auch Sie Lust bekommen das Buch zu lesen? Ich empfehle Ihnen auf jeden Fall, es möglichst langsam zu lesen, auch wenn sie scheinbar alles verstehen. Denn es braucht trotzdem Zeit sich einzufühlen, gerade weil der Text so distanziert angelegt ist.

Herzliche Grüße, Alexandra Eichenauer-Knoll

 

INFOS ZUM LESEKREIS:

Ort: Gemeindebücherei Traisen
Mariazeller Straße 78, 3160 Traisen (Bibliothek im 1. Stock des Rathauses)

Freitag, 11. November 2016, 18-20 Uhr
Moderation: Mag. Alexandra Eichenauer-Knoll, MA

Workshop Einkaufstaschen nähen

Workshop Einkaufstaschen nähen

Kathrin Mayer, Wienerin mit Zweitwohnsitz in der Ramsau bei Hainfeld, hatte im Jahre 2011 eine geniale kreative wie soziale Idee. Sie begann aus Großteils gespendeten Materialien Taschen in zwei Größen anfertigen zu lassen – Einkaufstaschen und Mega-Familientaschen. Beide Formate sind mit Kunststoff gefüttert und waschbar. Mit einem Teil der Einnahmen werden drei arbeitslose junge Mütter in der Mittelslowakei unterstützt, den Rest können die Verkäuferinnen, die ausschließlich Organisatorinnen verschiedener Charity-Veranstaltungen sind, für ihre jeweiligen guten Zwecke verwenden.

Kathrin_1000TaschenKathrin Mayer hat sich nun bereit erklärt, für den Comedor del Arte im Rahmen eines Workshops die Anfertigung der Taschen zu erklären. Das Workshop findet am Samstag, den 27. August, von 13.00 – 17.00 Uhr, im Nähcafe WasIhrWollt!  in Hainfeld statt. Die Besitzerin Elisabeth Hasler wird ebenfalls mit Rat und Tat zur Verfügung stehen.

Noch gesucht!
Reste von Vorhang- oder Möbelstoffen werden dafür noch dringend gesucht. Wir holen sie auch gerne ab.

Stoffspenden und Anmeldungen: Bitte wenden Sie sich dafür an: Alexandra Eichenauer-Knoll: 0664 / 1026798

 

Kreativworkshop mit Marianne Plaimer

Wir hatten heuer im Sommer das große Glück, die Kunstpädagogin Marianne Plaimer für die Gestaltung von drei Mittwochnachmittagen gewinnen zu können. Mittwoch von 14.00 – 17.00 Uhr ist ja unser Spiele- und Kreativnachmittag im Comedor del Arte. Marianne Plaimer brachte die Idee mit, Figuren aus Pappkarton zu basteln. Die Kinder waren mit Begeisterung bei der Sache, wovon auch die vielen Fotos zeugen. Ich befragte Marianne für diesen Blogbeitrag über ihren Zugang zur Pädagogik und zum Experiment.

Liebe Marianne, Du bist Kunstpädagogin im BRG/BORG St. Pölten. Jetzt in den Sommerferien gestaltest Du drei Mittwochnachmittage für Kinder im Comedor del Arte. Wenn Du nicht wirklich eine sehr leidenschaftliche Pädagogin wärest, würdest Du das sicher nicht tun. Was liebst Du so an diesem Beruf?
Alles! Die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen im – für mich – schönsten Fachbereich, der bildenden Kunst. Anders als in der Wirklichkeit ist in der Kunst alles möglich. Da darf es alles geben – nur kein Richtig oder Falsch! Und – Kunst braucht in Wirklichkeit niemand – auch das ist schön. Kunst entsteht ihrer selbst willen – als Form des Ausdrucks – als Resultat eines kreativen Prozesses – als Resultat von freudigem Tun. Gestalten ist Urbedürfnis jedes Menschen. Kinder zeichnen, malen und basteln von sich aus gern. Unsere Aufgabe – die, der Erwachsenen, v. a. der Kunsterzieher –  ist es, diese Freude am Leben zu lassen.

Du entwirfst mit den Kindern aus Pappkartons und Kartonrollen Figuren, die dann mit Acrylfarbe bemalt werden. Die Kinder sind begeistert und wir Erwachsenen auch. Warum hast Du gerade diese Idee für die Nachmittage bei uns entwickelt?
Ich arbeite gern mit „armen Materialien“. Karton, Klebebänder, Alufolie, usw. – das sind Materialien, die an sich nicht wertvoll sind, Materialien, die jeder Mensch braucht und benutzt. Verpackungsmaterial steht uns massenhaft und kostenlos zur Verfügung. Ein Sammelsurium an Schachteln und Verpackungen unterschiedlicher Größen und Formen motiviert zum Bauen und Gestalten. Und diese geometrischen Grundformen geben den Figuren, die daraus gebaut werden, etwas sehr Archaisches, also Urtümliches und somit Ausdrucksstarkes. Mich erinnern diese Figuren an Puppen und Idole alter Volkskulturen – überhaupt wenn Kinder sie bauen. Warum überhaupt die Figuren? Kinder erschaffen sie gerne!

Franz Witzmann kennt Dich aus den gemeinsamen Tagen in einem Abbruchhaus in Traisen, das als Gestaltungsraum von der Gemeinde zur Verfügung gestellt worden war. Damals habt Ihr mehrere Sommer lang mit Jugendlichen gearbeitet. Was erinnert Dich bei uns an dieses Projekt?
Ich habe im Comedor del Arte sofort auch diese angenehme, wohlwollende Atmosphäre gespürt. Auch hier haben sich Menschen gefunden, die etwas unbeschreiblich Wichtiges und Großartiges leisten, Raum und Entwicklungsmöglichkeiten für Menschen bereit stellen, die in ihrer Lebenssituation Aufmerksamkeit brauchen. Traisen funktionierte als Gestaltungs- und Kommunikationsraum. Das gestalterische, künstlerische Tun stand hier im Vordergrund. Traisen hatte auch einen sehr stark experimentellen Charakter. Erwartungen gab es von vornherein keine. Der Gestaltungsraum war ein Angebot, das angenommen wurde und von den teilnehmenden Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen entwickelt wurde. So funktioniert auch Comedor del Arte, denke ich.

Zu unseren Spielenachmittagen kommen Kinder, die die deutsche Sprache noch fast gar nicht beherrschen, vielleicht erst einige wenige Monate in Österreich leben. Wie gehst Du mit diesen Sprachbarrieren um?
Am Anfang hatte ich schon die Befürchtung, mich den Kindern nicht mitteilen zu können. Die Kinder haben mit ihrer Begeisterung diese Befürchtungen aber sofort zerstreut. Die wollten einfach nur anfangen! Und es ist schön zu sehen, wie das gemeinsame gestalterische Tun zu einer Sprache werden kann, die jeder versteht.
 
Das letzte Mal hast Du auch eine Kollegin, Mag. Boriana Strasser, mitgenommen. Die Arbeit ist doch ziemlich anstrengend…
Alle Kinder wollen sofort anfangen – und dann muss etwas entstehen! Das ist es, was die Arbeit mit vielen Kindern herausfordernd macht. Das Gefühl, nicht überall gleichzeitig sein zu können, es aber zu wollen, kann schon energieraubend sein. In solchen Situationen empfindet man die Sprachbarrieren dann auch als Belastung. Meine Kollegin Boriana Strasser ist sehr interessiert an dieser Arbeit und hat sofort, als ich ihr davon erzählt habe, angeboten, hier mitzuhelfen. Der zweite Nachmittag war mit ihrer Unterstützung auch entspannter.

Marianne Plaimer hat an der Akademie der bildenden Künste studiert. (Künstlerisches Lehramt – Grafik, Klasse Damisch). Seit 2004 arbeitet sie als Kunsterzieherin am BRG/BORG St. Pölten. Seit damals engagiert sie sich auch in verschiedenen partizipativen Projekte. Näheres dazu gibt es auf ihrer Website www.mplaimer.at

Die Fragen stellte Alexandra Eichenauer-Knoll.

Tausche Marillen- gegen Karottenmarmelade

Marmelade_WHITEBOARDSpiel_Marmelade

Letzten Mittwoch übten wir u.a. im Deutschkurs mit einem Kleinkindpuzzle zum Thema: Welches Tier frisst welches Futter? So lautet beispielsweise eine Lösung: Der Affe frisst gerne Bananen; bzw.: Affen fressen gerne Bananen. Es sind nur acht Tiere auf der Suche nach Futter, aber wenn man sie korrekt buchstabieren will, dann noch in die Mehrzahl setzen und schlussendlich ordentliche Sätze bilden will, kann man sich schon eine ganz Übungseinheit damit beschäftigen.

Nachdem wir mit den Tieren fertig waren, lag es nahe zu fragen: Was essen Sie gerne? Ich bekam daraufhin eine fröhliche Aufzählung jener Wörter zu hören, die wir schon des öfteren geübt hatten: von Äpfeln und Kirschen über Nudeln und Pizza bis Salat. Das Obst brachte uns auf das Thema Marmelade und so fragte ich in die Runde, ob jemand Marmelade hier in Hainfeld einkochen würde, immerhin ist das ja eine Möglichkeit Gutes günstig zu erzeugen. Erfreulicherweise bekam ich zu hören, dass meine Damen durchaus Marmelade einkochen, vor allem Karotten- und Apfelmarmelade, wie in ihrer Heimat Afghanistan bzw. Iran üblich. Auf mein Erstaunen hin beschlossen wir für unser nächstes Treffen einen Tauschhandel – ich würde Marillen- und Soraya Karottenmarmelade mitbringen.

Marmelade

Die nächste Stunde war heute Montag um 9.00 Uhr angesetzt. Soraya erschien sogar mit zwei Gläsern, einer Karotten- und einer Apfelmarmelade, und ich brachte mein Glas Marillenmarmelade ein. Witzigerweise waren die Farben der Marmeladen ziemlich ident. Sorayas Gläser waren allerdings noch über dem Deckel hübsch mit rotweiß-kariertem Stoff verschlossen. Wir tauschten die Gläser dankend aus.

Diese kleine Geschichte brachte mich auf die Idee, einen Blogbeitrag zu schreiben. Denn ist nicht mein Deutschkurs in vielerlei Hinsicht auch ein Tauschkurs? Ein Austausch von Wörtern sowieso (ich habe mir inzwischen auch ein Vokabelheft in Farsi angelegt), aber auch – und das ist noch viel wichtiger – ein Austausch von Sympathien und Respekt. Und auch wenn ich wahrscheinlich nie Farsi lernen werden, so sind mir doch die Namen inzwischen vertrauter und ich spreche sie selbstverständlicher aus. Und je familiärer mir die Namen werden, desto mehr habe ich das gute Gefühl mit den Menschen in Verbundenheit und Resonanz zu sein.

Herzliche Grüße, Alexandra Eichenauer-Knoll

PS: Derzeit unterrichten Elfi Hasler und ich in Hainfeld. Auch Franz Witzmann übt Donnerstag und Freitag spontan mit den Anwesenden. Leider können wir trotzdem nicht so viel Deutschunterricht anbieten, wie es nachgefragt wäre. Gerade für Einzelunterricht sind daher weiterhin Personen gesucht – vom Wörter Buchstabieren bis zum sinnerfassenden Lesen einfacher Texte. Auch Kinder und Jugendliche möchten besonders die Ferien zur Verbesserung ihrer Sprachkompetenzen nützen.
Als Ehrenamtliche können wir mit den Aufgaben nur wachsen, und nicht scheitern. Es ist also keine Voraussetzung, eine Aus- oder Vorbildung für Deutschkursleiter zu besitzen, um Menschen im Asylverfahren zu unterrichten. Je unvermittelter und erwartungsloser man an die Aufgabe herangeht, desto größer wird die Freude an dieser Tätigkeit sein. Und manchmal bekommt man ja sogar zwei Gläser Marmelade gegen ein eigenes Glas eingetauscht!

 

 

Unser erstes Kulturfest

Am Montag, den 4.7. 2016, hatte mich Erich Heyduck (Projektleiter der Workshopreihe „Fremd-bin-ich-eingezogen“) angerufen und mir die Frage gestellt, ob wir am Samstag, den 9.7., im Comedor del Arte eine Filmpräsentation und ein Konzert im Rahmen des Mostviertel-Festivals veranstalten könnten.
Nach einer kurzen Nachdenkpause habe ich die Herausforderung angenommen, mich in die Planung und Organisation begeben und mit Hilfe vieler freiwilliger HelferInnen konnte am Samstag ein stimmungsvolles Fest professionell über die Bühne gebracht werden.
In einer dreiwöchigen Workshopreihe hatte die Medienkünstlerin Sonja Wessel mit Menschen, die sich im Asylverfahren befinden, deren eigene persönliche Geschichten erarbeitet und in Form eines Kurzfilmes erzählt. Insgesamt sechs Menschen, die im Gemeindegebiet von Hainfeld in Quartieren untergebracht sind, konnten zu diesen Workshops vermittelt werden. Diese Filme und zwei weitere wurden im Mehrzweckraum des Comedor del Arte präsentiert.
Im Erdgeschoß gab es ein Buffet mit internationalen Speisen und mehr als hundert Menschen wurden verköstigt.
Ein weiteres Highlight dieses Abends war das Konzert von Franz Hautzinger und Salah Addin, die mit ihrer Musik die Gäste verzauberten und das Gefühl der Vielfalt und Verbundenheit, welches an diesem lauen Sommerabend sichtbar und fühlbar war, mit ihren Melodien begleiteten.
Als ich am Sonntag Vormittag mit Ali und Aref zum Aufräumen in den Comedor gekommen bin, ist ein Nachbar aus dem Haus gekommen und hat gesagt: „Gestern Abend habe ich die Fenster geöffnet und das Konzert gehört. Das war so eine schöne Musik. Wann macht ihr das nächste Fest?“

Ein herzliches Danke an alle Mitmenschen, die diesen Abend ermöglicht haben.

Alles Liebe, Franz Witzmann

Kindertheater mit Emina Eppensteiner

Im Rahmen unserer mittwöchlichen Kindernachmittage bietet die Drama- und Theaterpädagogin Emina Eppensteiner Theaterspielen mit Kindern an. Ihr Angebot wird vor allem von den Mädchen mit Begeisterung angenommen. Ich führte mit Emina, die Franz Witzmann und ich über das Tuwas-Festival kennengelernt hatten, ein Gespräch.

Liebe Emina, Du bist in Lilienfeld verheiratet, hast 2 Kinder und im Zweitberuf noch Theaterpädagogik an der KPH in Krems studiert. Wie kam es dazu?
Emina Eppensteiner: In der Lilienfelder Theatergruppe „Spielfeld“ habe ich erstmals Theater gespielt. Theaterspielen war also mein Hobby. Darauf folgte meine 3-Jahres- Ausbildung für SpielerInnen und SpielleiterInnen im Rahmen des gemeinnützigen Vereines ATINÖ (Außerberufliches Theater in Niederösterreich). Durch einen Artikel in der Theaterzeitschrift „Souffleur“ wurde ich auf die Ausbildungsmöglichkeit an der KPH Wien /Krems aufmerksam. So kam ich zum Studium der Theaterpädagogik. In der Zwischenzeit bin ich Akademische Drama- und Theaterpädagogin.

Wo bist du aufgewachsen?
Emina Eppensteiner: Ich bin in einer Vorstadt von Sarajewo aufgewachsen, wo Christen, Muslime und Orthodoxe friedlich zusammengewohnt haben. Dann kam der Krieg.
Als Kriegsflüchtling kam ich 1993 nach Lilienfeld.

Du arbeitest als Theaterpädagogin. Dabei entwickelst Du gemeinsam mit LehrerInnen Theaterstücke an verschiedenen Schulen und Du inszenierst auch im Laientheaterbereich, z. B. vor drei Jahren das Stück „Der Schwan“ der Theatergruppe Kaumberg auf der Araburg. Im Rahmen des Tuwas-Festivals leitest Du derzeit eine Kindertheatergruppe. Inzwischen gab es schon 2 Aufführungen. Was kannst Du uns darüber erzählen?
Emina Eppensteiner: Mein persönliches Anliegen ist es Kindern mit Migrationshintergrund bzw. „zwischen den Kulturen“ langfristig eine Möglichkeit zu bieten, Kreativität und Fantasie sowie die eigene Selbstwahrnehmung und das Selbstbewusstsein durch gemeinsames Theaterspielen zu stärken. Die Kinder des Tuwas-Projekts sind im Alter von 8 bis 12 Jahre, haben großteils Migrations- oder Fluchthintergrund. Derzeit nehmen Kinder aus fünf verschiedenen Nationen daran teil. Wir probten von Oktober 2015 bis Mai 2016 und entwickelten gemeinsam ein Stück mit dem Titel „Artimpasa“. Es wurde in Traisen und in Lilienfeld aufgeführt. Besonders freuen sich die Kinder schon auf unsere Aufführung am 10. September im Cinema Paradiso in St.Pölten. Dort bringen wir unser Stück im Rahmen des Begegnungsfestes.

Wie habt ihr das Stück entwickelt?
Emina Eppensteiner: Wir hatten zum Thema Sprachen verschiedenste Improvisationen gemacht und dann die gelungenen Szenen miteinander verbunden. Der rote Faden kam zum Schluss dazu, nämlich die Idee, dass es Werbung für ein Reisebüro über einen Traumurlaub nach Artimpasa werden sollte.

Du hast das Stück mit dem Ansatz der Theaterpädagogik entwickelt?
Emina Eppensteiner: Theaterpädagogik ist sowohl künstlerisch-kreative als auch persönlichkeitsbildende Theaterarbeit. In jedem Fall steht der Mensch im Zusammenleben mit anderen im Mittelpunkt. Meine Aufgabe ist es, mit verschiedenen Übungen und Spielen ein offenes Spielklima zu schaffen, in dem die Kinder eigene Kreativität und Fantasie entfalten können.

Du bist heute das zweite Mal zu einem Theaterspielnachmittag in unserem Comedor del Arte. Es ist ein großer Spaß zuzusehen, wie gerne sich die Kinder verkleiden…
Emina Eppensteiner: Da die Kinder die Sprache nicht gut verstehen, muss ich möglichst viele Spiele und Übungen machen, wo nicht viel erklärt werden muss. Es geht wie im Theater also eher um das Nachahmen, und das macht den Kindern Spaß. Damit kann man sich ausprobieren, kann jemand anderer sein, ohne Konsequenzen.
Schon durch das Spiel lernen sie etwas über Theater, z. B. wie man Emotionen darstellen und wie man sich präsentieren kann, es wird die Körpersprache trainiert. Ein paar einfache Requisiten genügen – ein Stock, ein Fächer, ein Schwert, ein Schirm oder eine Damentasche.

Wie begegnen dir die Kinder hier im Comedor del Arte?
Emina Eppensteiner: Es ist für mich sehr schön und berührend, weil die Kinder sehr offen und ohne Vorurteile sind. Sie lassen sich auf mein Angebot ein. Es sind vor allem Mädchen und kleine Burschen, die sich für sowas interessieren, da ist aber oft so. Die Kinder sind sehr unbeschwert, genießen einfach das Spiel. Vielleicht ist es auch selten, dass sich ein Erwachsener so mit ihnen beschäftigt.

Du hast diesmal mit den Kindern Schattentheater gespielt.
Emina Eppensteiner: Ja, die Kinder sind freier, wenn sie sich hinter dem Vorhang verstecken können. Zusätzlich können sie so mit Schatten, Licht und Requisiten experimentieren.

Liebe Emina! Danke, dass Du zu uns kommst und den Kindern so viel Freude bereitest!

Das Gespräch führte Alexandra Eichenauer-Knoll

Fotos: Franz Witzmann

 

Noch ein Veranstaltungshinweis:
Emina Eppensteiner plant, mit einigen Mädchen, die sie im Comedor del Arte kennengelernt hat, eine Szene zu erarbeiten und diese noch in das Stück „Artimpassa“ einzubauen. Das gesamte Stück wird dann am 10. September 2016 um 17.30 Uhr im Cinema Paradiso in St. Pölten zu sehen sein.
Vor allem will Emina in dieser Szene jene Antworten verarbeiten, die ihr die Mädchen auf die Frage, was ihnen an Österreich gefällt, gegeben haben. Wollen Sie jetzt schon wissen, was die Kinder Emina geantwortet haben?
Erstens, es ist schön, dass sie hier in die Schule gehen können. Zweitens, die Leute sprechen hier ruhig miteinander. Und drittens können sie hier lachen, tanzen und singen.
Für Kinder, die aus von Taliban terrorisierten Kriegsgebieten kommen, ist das nämlich leider alles keine Selbstverständlichkeit!

Der Comedor del Arte ist ab sofort auch am Samstag Nachmittag von 16.00 bis 19.00 Uhr geöffnet. Das soll vor allem jenen Familien helfen, die zur Tafel des Roten Kreuzes gehen. Die Kinder können im Comedor bleiben, die Einkaufstaschen können abgestellt werden.

Im Haus des Roten Kreuzes darf ab Juli nur mehr eine Person pro Familie erscheinen. Die genauen Richtlinien zum Download gibt es hier:

RICHTLINIEN_TEAM-TAFEL

Kurz die wichtigsten Richtlinien der TEAM TAFEL ÖSTERREICH

  • Ab Juli 2016 darf nur mehr EINE PERSON pro Haushalt/Familie zur Tafel kommen
  • Einlass ist um 18:30 Uhr, Nummernausgabe ab 18:30 Uhr bis 19:00 Uhr
  • Wer vor der Ausgabe der Lebensmittel das Haus verlässt, verliert seine gezogene Nummer. Also bitte nicht aus dem Haus gehen!
  • Der Aufenthalt auf dem Parkplatz und vor dem Feuerwehrhaus ist aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt!

Noch eine Information zum Flohmarkt:
Der Flohmarkt ist nur mehr dienstags von 13.00 Uhr – 15.00 Uhr und donnerstags von 11.00 Uhr – 14.00 Uhr geöffnet (ausgenommen Feiertage).

 

Comedor wird Abholstelle für Lebensgut-Gemüsekisten

Der in Rohrbach ansässige Verein Lebensgut Miteinander hat es sich zum Ziel gesetzt, eine kleinstrukturierte, soziale und ökologische Landwirtschaft aufzubauen. Als Wirtschaftsprinzip wird die solidarische Landwirtschaft angestrebt, in der die Konsumentinnen Mitverantwortung für die Produktion übernehmen – vor allem wirtschaftlich, aber auch durch aktive Mitarbeit.

Am 15. Juni 2016 wurden erstmals von den Lebensgut-Gärtnerinnen Gemüsekisten in die Region ausgeliefert. Neben Gemüse und frischen Kräutern fand sich darin auch eine Liste mit leckeren, vegetarischen Rezepten.

Der Comedor del Arte hat sich als Verteilerstelle der Gemüsekisten für die Stadt Hainfeld angeboten. Die Kisten werden jeweils Mittwoch am frühen Nachmittag hingeliefert und können von dort abgeholt werden. (MI 14- 17 Uhr, DO und FR 10-18 Uhr). Sollte das den Kunden nicht möglich sein, können gerne individuelle Termine oder auch die Zustellung durch den Comedor del Arte vereinbart werden.

PS: Ein paar letzte Ernteanteile sind für die heurige Gemüsesaison (Mitte Juni – Mitte Dezember 2016) noch zu vergeben. Bei Interesse bitte im Lebensgut Miteinander nachfragen.

Mit Hadi Holler schneiden.

Hadi kommt aus Syrien und lebt nun schon seit über einem halben Jahr mit seiner Frau und der fünfjährigen Tochter in Hainfeld. Hadi hat als Koch in Syrien gearbeitet. Die Untätigkeit macht auch ihm zu schaffen.
Eines Sonntagnachmittags besucht er mich auf einen Sprung mit seiner Familie. Ich möchte mich ihnen widmen, aber reden ist mühsam. Besser wäre es also, etwas gemeinsam zu tun. Aber was?
Der Holler blüht. Ich beschließe, Hadi die Zubereitung von Hollersaft zu erklären. Holler wächst wie Unkraut, nicht nur in meinem Garten, sondern landauf und landab. Vielleicht ist diese Information für ihn nützlich. Ich lasse ihn zuerst riechen, damit er den feinen, zitronigen Geruch wahrnehmen kann und versteht, warum wir die Blüten zu Saft machen wollen. Der Geruch soll zum Geschmack werden.
Wir gehen durch meinen Garten und schneiden insgesamt 40 Blüten ab, die wir in einen Kübel legen. Hadi zählt mit, er kann gut zählen. Zurück in der Küche zeige ich ihm das Packerl mit Zitronensäure, nicht ohne ihn auch auf das Warnsymbol in Form eines  X auf orangem Grund hinzuweisen – mit Zitronensäure muss man vorsichtig umgehen!
Wir wiegen 50g davon ab und geben sie zum Holler dazu. Dann bitte ich Hadi, drei Zitronen in Scheiben zu schneiden. Er ist mit meinem Messer unzufrieden, nimmt ein zweites und wetzt erstmal kräftig die beiden Messer, bevor er die erste Zitrone gekonnt mit einem Rundumschnitt von ihrer Schale befreit. Wer Hadi beobachtet, erkennt die Routine eines Profikochs. Ich schütte inzwischen vier Liter Wasser in den Kübel und gebe die drei in Scheiben geschnittenen Zitronen bei. Dann legen wir ein Tuch über den Kübel und lassen die Blüten stehen.
In zwei Tagen werde ich die Blüten entfernen, dem Saft drei Kilo Kristallzucker beimischen und das Ganze einmal aufkochen lassen. Franz wird mir helfen, den Dicksaft abzuseihen und in Flaschen zu füllen.
Wenn Hadi das nächste Mal in den Comedor del Arte auf Besuch kommt, kann er schon davon trinken.

Herzliche Grüße, Alexandra Eichenauer-Knoll

Fotos: Alexandra Eichenauer-Knoll und Franz Witzmann

Hundertmal wiederholen

Der Flüchtlingsdienst der Diakonie St. Pölten organisierte am Samstag, dem 4. Juni 2016, eine Fortbildungsveranstaltung zum Thema „Wie kann man Flüchtlinge sinnvoll beim Spracherwerb begleiten – Orientierungshilfen und Tipps für die Freiwilligenarbeit“. 
Der Kurs unter der Leitung von Andrea Schütte-Vojacek, DAF Trainerin im IBZ St. Pölten, war für mich so aufschlussreich, dass ich hier gerne die für mich wichtigsten Erkenntnisse mitteilen möchte. Vielleicht sind sie ja auch für andere ehrenamtliche DeutschkursleiterInnen und BesucherInnen unserer Website interessant:

  • Langsam und schrittweise vorgehen, max. 10 Vokabel auf einmal erklären. (Ein Wort muss 100x wiederholt werden, bis es im aktiven Wortschatz gut gefestigt ist!) Zur Verdeutlichung legte unsere Trainerin Bilder mit Lebensmitteln auf und ließ uns dazu die entsprechenden ungarischen Wörter üben. Zuerst die ersten fünf, dann die nächsten fünf Wörter wurden von uns sieben Teilnehmerinnen nacheinander laut nachgesprochen. Etwas später wurden Kärtchen verteilt mit den entsprechenden geschriebenen Wörtern und wir hatten die Aufgabe, an der Tafel diese Kärtchen den richtigen Bildern zuzuordnen. In der Gruppe war diese Aufgabe lösbar.
  • Daraus folgt auch: mündlich ist wichtiger als schriftlich. Es nützt wenig, Hefte mit Vokabel vollzukritzeln, wenn man sich nicht getraut zu sprechen. (Primäre Analphabeten werden in den Kursen Alpha 1 und Alpha 2, die das IBZ St. Pölten anbietet, vor allem auf das Hören und Sprechen trainiert; Bücher kommen erst im Kurs A0.)
  • Daraus folgt auch: wiederholen, wiederholen, wiederholen!
  • Ansprüche zurückschrauben: Andrea Schütte-Vojacek empfahl uns, keine Grammatik zu unterrichten. Ich habe es für mich persönlich so umformuliert: so wenig Grammatik wie möglich. Auch die Benennung so einfach wie möglich machen: z. B. statt Singular und Plural eins und viele sagen)
  • Artikel nicht überbewerten!
  • Das Sprechen in ganzen Sätzen ist einzufordern: Das ist ein Tisch. Das ist ein Apfel.  Diese ganzen Sätze können durchaus formelhaften Charakter haben: Ich möchte bitte einen Apfel. Ich möchte bitte eine Fahrkarte.
  • Genauso wie beim Sprechen nicht zuviel korrigiert werden sollte, um die Lernenden nicht zu entmutigen, so ist es auch nicht wichtig, jedes einzelne Wort zu erklären. Besser ist es, globales Verständnis zu trainieren, und z. B. bekannte Wörter unterstreichen zu lassen.
  • Das Wissen sollte möglichst abwechslungsreich vermittelt werden, z. B. auch in Kombination mit Bewegung, Singen oder Spielen. Stichwort: Lernen mit allen Sinnen. Geeignete Spiele sind Memory, Bingo, Quartett, Würfelspiele (z. B. zum Thema Konjugieren 1:ich – 6:sie), Rollenspiele
  • Die Materialien sollten authentisch und aus dem Leben gegriffen sein (z. B. Werbeprospekte, Kalender).
  • Nützlich: Karteikarten anlegen. Ich habe das gestern gleich ausprobiert, wir übten verschiedene Wörter erst in einem Spiel, dann schrieben die drei anwesenden SchülerInnen die 15 neuen Wörter (jede/r fünf) auf Karteikarten im A6-Format. Das nächste Mal werde ich diese Karten nehmen und sie bitten, das richtige Bild zu finden.
  • Nicht Du und Sie gleich mischen; leichter ist es, erstmal mit Sie zu beginnen.

Noch ein AHA-Erlebnis: Im Arabischen werden die Selbstlaute nicht zu Papier gebracht. So würde man nach dieser Regel das Wort Name nur mit Nm niederschreiben. Dieser Hinweis ist eine mögliche Erklärung dafür, warum die Aussprache und Unterscheidung der einzelnen Vokale für unsere SchülerInnen nicht so einfach ist.

Zusatzinfo: Was ist Elongo?
Der Kurs war eigentlich für Elongó-Buddies ausgeschrieben. Ich konnte aber einen der frei gebliebene Plätze ergattern und freundlicherweise auch teilnehmen.
Was ist Elongo? Elongó ist ein Ehrenamtlichenprojekt des Integrations-und Bildungszentrums (IBZ) St. Pölten, Maximilianstraße. Sogenannte „Buddies“ treffen – sozialarbeiterisch begleitet und unterstützt – über einen vereinbarten Zeitraum regelmäßig Flüchtlinge und helfen diesen, sich in Österreich zu orientieren und ein neues Leben aufzubauen, die neue Sprache zu üben, Kontakte zu knüpfen und sich „zuhause“ zu fühlen.

Herzliche Grüße, Alexandra Eichenauer-Knoll

 

PS, noch etwas Persönliches: Für mich war das Spiel mit den ungarische Vokabeln nicht nur aus pädagogischer Sicht interessant. Ich hatte als Studentin ein Jahr lang am finnisch-ugrischen Institut Ungarisch inskribiert und lernte die Sprache damals mit Feuereifer. Ich wollte nachholen, was mir meine Mutter, eine gebürtige Ungarin, nicht gelehrt hatte – ihre Muttersprache zu sprechen. Nach einem Jahr gab ich dieses Unterfangen auf und wechselte zu Spanisch, weil diese Sprache international und gut kompatibel mit meinem Wirtschaftsstudium war.
Das war aber nicht der tiefere Grund, warum ich das Erlernen des Ungarischen bleiben ließ. Es war wohl eher das Unverständnis meiner Mutter, das mich entmutigte. Für sie war die alte Heimat längst und unwiederbringlich verloren, ihr schienen meine Versuche, auch wenn sie es freundlich zu verbergen suchte, sinnlos. Als wir im Seminar die Wörter mit Andrea übten – natürlich um selbst zu spüren, wie schwierig es ist, sich zehn Vokabel in einer Stunde zu merken – da wurde sie wieder wach, diese alte Sehnsucht nach der Sprache meiner Mutter. Und die bittere Frage, warum sie mir ihre Muttersprache nicht hatte beibringen wollen, stellte sich mir erneut.

Wenn Dinge eine neue Heimat finden.

Wir haben als Comedor del Arte mit einem Stand am diesjährigen Hainfelder Stadtflohmarkt am 29. Mai teilgenommen. Was hat uns diese Aktion außer den 153,90 Euro Einnahmen für unser Projekt noch gebracht? Hier der Versuch eines Resumées.

Der Comedor del Arte ist ein Sozialprojekt und gleichzeitig auch ein Lokal mitten in Hainfeld. Als solches versuchen wir uns auch bei den Hainfelder Wirtschaftsaktivitäten zu engagieren. Das Betreiben eines Standes mit Süßigkeiten und Tee im Rahmen des Hainfelder Kreativmarktes im Advent 2015 war unser erstes Projekt. Mit dem Marktstand am Hainfelder Flohmarkt 2016 sind wir nun ein zweites Mal öffentlich in Erscheinung getreten.

Dank mehrerer lieber NachbarInnen und meinem eigenen Fundus an ungenützen Dingen hatte ich in kurzer Zeit genügend Gegenstände angesammelt, um einen Flohmarktstand von 3 Meter Länge zu bestücken. Franz Witzmann und ich hatten ursprünglich den Plan, unsere zuagroasten Gäste am Stand verkaufen zu lassen. Das erwies sich aber aufgrund der doch zu geringen Sprachkenntnisse als unrealistisch. Dafür war uns Faisal eine große Hilfe, als er aus seinem Quartier einige Plastiksackerl organisierte. Denn auf diese hatte wir als „Flohmarktneulinge“ vergessen. Außerdem war eine Gruppe afghanischer Jungs dankenswerterweise beim Wegräumen mit Feuereifer dabei.

Auch wenn unsere Schützlinge also weniger am Stand präsent waren als gedacht, so konnten wir doch unsere Comedor del Arte-Kontakte während des Tages pflegen und erweitern. Wir lernten u. a. eine neu zugezogene Familie kennen und nutzen die Gelegenheit, sie auch gleich auf unsere Deutschkurse aufmerksam zu machen.

Die Flohmarktklientel ist unterschiedlich. Da gibt es einerseits HändlerInnen oder semiprofessionell Interessierte, die – noch ehe der Stand frühmorgens um sieben fertig eingeräumt ist ­– mit geschultem Blick die Waren nach Schnäppchen abscannen. Wesentlich entspannter allerdings empfand ich die Begegnungen mit den anderen BesucherInnen, den FlaniererInnen und Schaulustigen. Ich habe im Laufe des Tages zahlreiche, durchaus amüsante und interessante Gespräche geführt. Das machte es mir auch leichter, mich von meinen eigenen Sachen zu trennen. Besonders bei den Blumenübertöpfen meiner Mutter fiel mir das Hergeben nicht so leicht. Ich tröstete mich damit, dass diese Dinge bei den neuen BesitzerInnen wieder glänzen dürfen ­– statt in meinem Keller zu verstauben.

Ein Flohmarkt ist auch eine willkommene Abwechslung für jene Menschen, die sich keine regulären Extravaganzen leisten können und natürlich auch für unsere Bekannten aus den verschiedenen Deutschkursen, die mit einem Wochenbudget von rund 40,- für Essen und Leben haushalten müssen. Diese Leute suchen ganz praktische Dinge, wie Jausendosen oder Küchengeräte, freuen sich aber genauso, einmal etwas Hübsches und Dekoratives erwerben zu können. So kaufte mir eine syrische Dame einen mit unzähligen Muscheln verzierten Spiegel ab. Ich wünsche ihr von Herzen, dass ihr der Anblick dieser Spiegels Freude bereiten wird!

Nicht alle BesucherInnen kauften für den Eigenbedarf ein, so erfuhr ich in den Gesprächen. Ein Herr erstand eine Eule für eine befreundete Eulensammlerin, ein anderer junger Mann bezahlte mir 10 Euro für zwei Nerzmuffe, die er einer Freundin schenken wollte. Am berührendensten allerdings fand ich die Begegnung mit einem Herrn, der mir gleich elf Herrenhosen abkaufte. Er erzählte mir, dass er beabsichtige, diese in den Kosovo zu schicken. Denn dort könne man sie gut brauchen.

Etwas Geld für das Betreiben unseres Comedor del Arte einnehmen, aber vor allem Präsenz zeigen und miteinander ins Gespräch kommen – mit den Hiesigen genauso wie mit den Zuagroasten – das war für mich der tiefere Sinn dieses Tages.

Herzliche Grüße, Alexandra Eichenauer-Knoll

Fotos: Franz Witzmann

Herr Khaled hat Arbeit gefunden

Mohammad Khaled ist 2014 von Syrien nach Österreich gekommen, sein Asylantrag wurde positiv entschieden und so konnte er seine Familie nachholen, mit der er nun seit bald 2 Jahren in Rainfeld lebt. Herr Khaled ist ausgebildeter Sportlehrer und hat sein Diplom in Geographie fast abgeschlossen, in Syrien war er 9 Jahre in einer Grundschule als Assistenzlehrer tätig.

Ich habe Herrn Khaled im Deutschkurs im Comedor del arte kennengelernt, damals hat er mit seiner Frau Maissa meinen Kurs besucht. Eines Tages hat mich Herr Khaled gefragt, ob ich ihm bei der Nostrifikation seiner Zeugnisse behilflich sein könnte, konkret handelte es sich um die Beantwortung eines Emails des BMWFW (Wissenschaftsministeriums). Nachdem alle seine Zeugnisse anerkannt wurden, habe ich mich bei diversen Institutionen und Behörden (u. a. BMWFW, Integrationsfonds, Diakonie) erkundigt, wo Herr Khaled mit seiner anerkannten Ausbildung denn nun arbeiten könnte. Dabei wurde ich an den Landesschulrat NÖ verwiesen, wo mir gesagt wurde, dass Herr Khaled sich bewerben solle (den Umgang mit den Behörden empfand ich übrigens äußerst positiv, ich hatte stets das Gefühl, dass meinem Anliegen mit echtem Interesse begegnet wurde).

Im Zuge meiner Recherchen auf der Homepage des Landesschulrates wurde ich schließlich auf eine weitere Stellenanzeige aufmerksam:

Mehrsprachige Mitarbeiter/innen für mobile Teams gesucht
Mit April 2016 startet eine neue, aus den Mitteln des „Integrationstopfes“ der Bundesregierung für das Jahr 2016 finanzierte Initiative des BMBF zur Unterstützung von Schulen bei der Integration von Flüchtlingskindern und –jugendlichen.
Dafür werden in ganz Österreich Mitarbeiter/innen mit psychosozialen Grundberufen und für die Tätigkeit zielgruppenspezifischen Sprachkenntnissen (v.a. Arabisch und Farsi) gesucht.

Also ermunterte ich Herrn Khaled, sich auch hier zu bewerben, obwohl seine Ausbildung nicht ganz den Anforderungen entsprach (es wurden PsychologInnen, SozialarbeiterInnen und SonderpädagogInnen gesucht) und schlug ihm vor, dabei behilflich zu sein.

Wir verfassten gemeinsam jeweils ein Bewerbungsschreiben für den Landesschulrat (Arbeit als Lehrer in einer Volks- oder Neuen Mittelschule) und für die Mobilen interkulturellen Teams. Umfangreich war dabei allerdings die Sortierung der Zeugnisse, Urkunden, Übersetzungen, Ausweise, Geburtsurkunden (auch die seiner Kinder!) – alles musste mitgeschickt werden, insgesamt enthielt die Bewerbung von Herrn Khaled über 20 Dokumente! Davon ließen sich die zuständigen Behörden jedoch nicht abschrecken und luden Mohammad Khaled zu einem Vorstellungsgespräch für die Mobilen Teams ein. Gleich nach dem Gespräch rief er mich an, um mir mitzuteilen, wie es verlaufen wäre und dass er ein gutes Gefühl hätte. Nun hieß es, sich zu gedulden, da erst in der darauffolgenden Woche mit einer Benachrichtigung zu rechnen wäre. Und siehe da- Herr Khaled wurde in die Mobilen Teams aufgenommen! Was für eine Freude, dass bereits eines seiner ersten beiden Bewerbungsschreiben von Erfolg gekrönt ist! Die Arbeitsstelle kam ihm sogar soweit entgegen, dass er während seines derzeit noch laufenden Deutschkurses (B1) teilzeitbeschäftigt ist und nach Beendigung des Deutschkurses Vollzeit arbeiten kann!

Herr Mohammad Khaled ist eines von vielen Beispielen einer erfolgreichen (und schnellen!) Integration, er war von Anfang an dahinter, die Sprache zu erlernen und möglichst rasch Arbeit zu finden.

Ich freue mich sehr für Herrn Khaled, dass er eine Stelle im Rahmen seiner Berufsausbildung und seiner Kompetenzen bekommen hat und bin stolz, dass ich ihn auf diesem erfolgreichen Weg begleiten durfte!

Herzlichst, Elfi Hasler

Fotos: Franz Witzmann

Kochen im Comedor

Am 5.Juni 2015 hatte ich im Zuge der Projekteinreichung für das Sozialfestival Tu was, dann tut sich was. folgenden Text verfasst:

Anfang der 1980er Jahre habe ich mit meiner damaligen Familie, Frau und zwei Kleinkindern, zwei mehrmonatige Reisen nach Spanien unternommen.
Diese Reisen haben meine Sichtweise auf die Welt und die Menschen wesentlich verändert
und mein Bewusstsein erweitert. Es waren nicht nur die historischen und kulturellen
Sehenswürdigkeiten, die landschaftlichen Verschiedenheiten, das Essen und die Musik,
welche mein Weltbild veränderten, am meisten beinflussten mich Begegnungen mit
Menschen.
In Granada wurden wir einmal in einen Comedor eingeladen. Comedor kann man mit
Speisesaal, Gaststube oder Mittagstisch übersetzen. Dieser Comedor hatte den Namen Casa Paco und wurde von einem alten Mann betrieben. Es gab ein paar einfache und klare Regeln und es gab kostenloses Essen für alle, die gekommen waren. In vielen spanischen Städten gab es diese Comedore, sogenannte Armenausspeisungen, die meistens von kirchlichen Organisationen betrieben wurden. Paco hatte aber keine Organisation hinter sich, sondern er hatte seine eigene, kleine Wohnung zur Gaststube umfunktioniert und jenen, die hungrig waren, eine warme Mahlzeit und etwas Menschenwürde geschenkt. Auf meine Frage, warum er jeden Tag für ca. 30 Menschen Essen koche, gab er die Antwort: „Weil da draußen so viele hungrig sind. Wenn ich teile, bleibt noch immer genug für mich.“

Paco, der alte Mann, der hingesehen hatte auf jene Menschen, die am Rande oder
außerhalb der Gesellschaft lebten, die ohne Obdach waren und täglich mit so existentiellen Dingen wie, „wo bekomme ich etwas zu essen“ und „wo kann ich schlafen“ konfrontiert waren.
Paco, welcher mit einer Selbstverständlichkeit Geld, Haus und Essen zur Verfügung stellte
und mit Bedürftigen teilte, hatte in meinen Gedanken einen Samen gesät, welcher nach Jahrzehnten inneren Wachstums nun bereit ist, aufzublühen.
Im Comedor del Arte soll es nicht nur freies Essen, sondern auch Nahrung für Geist und
Seele geben.
Glücklich ist jener Mensch, der lieben, teilen und anderen Menschen helfen kann.

Am 10. März 2016 wurde im Comedor del Arte zum ersten Mal gekocht.
Assadullah hat afghanischen Reis und Gemüse gekocht, Mika hatte Blinis (russische Variante von Palatschinken) geschupft und von mir gab es noch ein Apfelkompott.
Die ersten Gäste waren drei MitarbeiterInnen der Diakonie, die auf einen Begrüßungsbesuch vorbeigekommen waren.
Jetzt wird immer Donnerstag und Freitag gemeinsam und in unterschiedlichster Besetzung gekocht und im Schnitt werden zehn bis fünfzehn Portionen ausgegeben.
Das Koch-und Küchenprojekt beinhaltet viele verbindende und integrative Elemente.
Es beginnt mit den Vorbereitungen. Es hat sich eingespielt, dass am Vortag das Küchenteam festgelegt wird. Am Vormittag wird besprochen, wer was kochen oder backen wird, dann wird eine Einkaufsliste geschrieben und ich gehe einkaufen.
Falls bereits Kinder im Comedor sind, werde ich regelmäßig von diesen begleitet und wir erledigen gemeinsam den Einkauf.
Das Küchenteam macht sich an die Arbeit und im anderen Raum wird gespielt, gelernt, finden Begegnungen statt.
Um ca. 13.00 Uhr wird der Tisch für die Anwesenden gedeckt und es wird gemeinsam gegessen.
Der Küchenbetrieb läuft zwei Monate und mittlerweile ist das Gefühl beim Essen als würde man im Kreis einer großen Familie sitzen.

Alles Liebe, Franz Witzmann

Fotos: Franz Witzmann

Ferienspiel LOGO 2016

Der Comedor del Arte beteiligt sich mit drei Veranstaltungen am Hainfelder Ferienspiel:

Naehmaschine

PUPPENKLEIDER NÄHEN
Wir nähen Deiner Lieblingspuppe ein neues Kleid. Bring Deine Puppe und Ideen mit. Stoffe sind vorhanden.

Dienstag, 12.7.2016, 14.00 -18.00 Uhr
Dienstag, 23.8.2016, 14.00 -18.00 Uhr

 

FuchsundHenne_Comedor

FUCHS UND HENNE
Fuchs und Henne ist eine Klassiker unter den strategischen Brettspielen. Jede/r zeichnet und bemalt zuerst einen eigenen Spielkarton. Danach wird gespielt. Wer ist schlauer? Der Fuchs oder die Henne?

Dienstag, 19.7.2016, 15.00 -18.00 Uhr

Ort: Comedor del Arte, Bahnstraße 1/ G 3, 3170 Hainfeld
Rückfragen bei Alexandra Eichenauer-Knoll: 0664 / 1026798

Alle Veranstaltungen des Ferienspiels werden auf der Website der Gemeinde www.hainfeld.at veröffentlicht.