In der österreichischen Tageszeitung Der Standard vom 6./7. Februar 2021 war in der Agenda Schule im Lockdown ein Bericht mit dem Titel „Wenn Schulkinder verloren gehen“ zu lesen.
Lehrer und Lehrerinnen, die anonym bleiben wollten, berichteten von den Problemen mit Kindern, die man einfach nicht mehr erreiche. Und in diesem Zusammenhang wurde auch eine Studie des Instituts für Höhere Studien zitiert. Laut einer Umfrage unter 4.000 Lehrerinnen und Lehrern kam man zu dem traurigen Ergebnis, dass 12% aller Kinder von Volksschule bis Unterstufe während des Lockdowns kaum oder gar nicht erreicht worden sind. Noch dramatischer wird diese Zahl aber, wenn man nur die Gruppe der benachteiligten Schüler/innen studiert. In dieser Gruppe wurden 40% der Kinder in Volksschulen und 37% der Jugendlichen in Unterstufen nicht mehr erreicht. Ganz eindeutig zeigt sich also das, was wir eh alle schon immer vermutet haben: Wer vorher schon benachteiligt war, schneidet in Corona-Zeiten noch schlechter ab, egal ob es um Themen wie Überforderung oder Kompetenzverlust geht.
Der befragte Studienleiter Mario Steiner wies dann noch auf ein regelrechtes „Desaster“ hin, nämlich jenes Zeugnis, das die befragten Lehrerinnen und Lehrer der Unterstützung durch Fachkräfte ausstellen. Zitat aus dem Standard-Artikel von Gerald John und Markus Rohrhofer: „Schon vor Corona hat nur eine Minderheit den Support durch Sozialarbeiter, Psychologen oder Lernhilfen als ausreichend bewertet. Während der Pandemie sackte der Anteil der Zufriedenen je nach Unterstützung auf 27 bis 13 Prozent ab.“
Warum schreibe ich das? Weil ich so stolz bin auf die Angebote des Comedor del Arte!
Weil ich so stolz bin auf Franz Witzmann und Renate Höfler, die jetzt wieder täglich für die Kinder da sind. Weil ich es großartig finde, dass der Comedor del Arte ein Lernort mit einer inspirierenden Lernatmosphäre geworden ist. Und mehr als das: Die Kinder zeichnen und malen mit Begeisterung, wenn sie mit den Hausaufgaben fertig sind und wie selbstverständlich borgen sie sich auch Bücher aus der Comedor-Bibliothek für zu Hause aus.
Ich staune, wie Franz es schafft, auch in tiefsten Lockdownzeiten über Handy und dann später wieder im Einzelkontakt Kinder zu unterstützen, deren Eltern andernfalls restlos überfordert wären. Wie er Schoolfox-Nachrichten genauso wie Fragestellungen im Mathematiklehrbuch checkt. Wie er mit den Lehrerinnen Kontakt hält und dabei scheinbar unendlich viel Geduld aufbringt. Was meinen Sie, wie oft die Passwörter nicht zu finden sind? Ich finde es großartig, dass er Eltern auch zur Schuleinschreibung begleitet. Er ist Sozialarbeiter und Lernbegleiter und vielen auch ein guter Freund oder eine großväterliche Bezugsperson geworden.
Der Comedor del Arte leistet das, woran es österreichweit leider offensichtlich mangelt. Franz Witzmann und Renate Höfler, und andere Helferleins im Hintergrund, wir alle arbeiten unentgeltlich! Das einzige, was wir benötigen, ist Geld für die Miete, denn ein leicht zugängliches Haus im Ortskern ist eine Grundvoraussetzung für unsere Arbeit. Die Menschen müssen uns erreichen können. Wir brauchen also mindestens 700 Euro im Monat. (Spendeninfos gibt es hier)
Wenn Sie mehr über unsere Arbeit wissen wollen, kontaktieren Sie uns. Wir freuen uns auch über weitere Lernbegleiter*nnen!
Und hier noch ein kurzer, temporeicher Film aus der Comedor-Lernwerkstatt.
Text: Alexandra Eichenauer-Knoll
Foto und Film: Witzmann