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Basteln und werken für die Sternenstadt Hainfeld

Hainfeld Weihnachten 2016. Sterne, wohin man sieht. Sie zieren die Geschäftsauslagen, hängen in den kahlen Bäumen oder leuchten an den Fenstern. Auch die beiden Sozialaktionen, die der Wirtschaftsverein Wir-Hainfelder organisiert, stehen unter einem guten Stern.

Der Sternenpass mobilisiert viel kreatives Potential

Das Weihnachtsteam der Stadt entwickelte im Herbst 2016 einen sogenannten „Sternenpass“, der in einer Edition von 100 Stück aufgelegt und zum Preis von EUR 10,- verkauft werden sollte. Mit diesem Pass können in je zehn Geschäften 10 verschiedene Sterne eingelöst werden – gehäkelte und genähte Sterne oder Sterne aus Papier, Holz, Stroh und Lebkuchen. Insgesamt sollte die stattliche Zahl von 1.000 Stück Sternen erzeugt werden. Der Erlös soll wie schon in den Vorjahren einer bedürftigen Hainfelder Familie zugute kommen.

Auch wir vom Comedor del Arte versprachen, einen Stern beizusteuern. Ich besprach das Projekt mit der Rohrbacherin Cornelia Fuchs, die sich schon als ungemein geschickt und einfallsreich bei verschiedenen kreativen Projekten des Comedor del Arte erwiesen hatte. Nach einigen Überlegungen und dem Anfertigen von Prototypen einigten wir uns darauf, einen Origamistern zu basteln. Wann und mit wem die 100 Sterne erzeugt werden sollten, war allerdings unklar. So begann ich eines nachmittags im Comedor, mit meinem Restbestand an Origami-Papier die ersten Sterne zu falten. Die 13jährige Fahima gesellte sich mit ihrer Schwester Farida dazu, sie waren gerade zum Hausaufgaben machen im Comedor gewesen. Außerdem setzte sich Jussuf an den Tisch, der schon unzählige „Himmel- und Hölle“-Spiele aus Papier im Comedor gefaltet hatte. Dieses Spiel heißt in Syrien übrigens „König und Esel“.

Fahima hatte dann die Idee, Papier von alten Zeitschriften zu nehmen. Seit dem Papiercollage-Workshop haben wir schöne Zeitungen und alte Bücher aufliegen und sind mutig genug, diese auch zu zerschneiden. Mit diesem Papier begann das Sternefalten noch viel mehr Spaß zu machen, denn es entstanden extrem hübsche und einzigarte Farbkombinationen, durchbrochen von Textelementen und erkennbaren Details wie Gesichtern und Sträuchern….

Um schneller und effizienter arbeiten kzu können, ließ ich ein ganzes Hochglanzmagazin im Papiergeschäft auf das Maß 14 x 14 cm zerschneiden, zusammen mit altem Notenpapier, das uns Cornelia Fuchs noch vorbeigebracht hatte.

Und dann kamen wir wirklich in Fahrt! Vor allem während des Sternenähens im Nähcafé bastelte ich mit Fahima intensiv an den Sternen weiter. Wieso im Nähcafe? Elisabeth Hasler vom Nähcafe WasihrWollt! hatte ja zugesagt, für die Sternenpassaktion  100 Nähsterne zu liefern. Für die Realisation hatte sie zwei Tage zum gemeinsamen Nähen ausgeschrieben. Hier konnten sich unsere Näherinnen gut einbringen. So schwer es ihnen oft fällt, die deutsche Sprache zu verstehen, so leicht fällt es ihnen, die jeweiligen Nähaufgaben zu erfassen. Dazu braucht es unter Fachleuten offensichtlich – für mich immer wieder sehr überraschend – nicht vieler Worte!

Cornelia Fuchs faltete noch 30 Sterne aus Notenpapier und so konnte ich rechtzeitig vor Advent zwei Schachteln Sternehänger an das Weihnachtsteam der Wir-Hainfelder abliefern.

Ali bastelt 70 Sterne für den Comedor-Stand

Doch damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Ich bastelte im Comedor weiter Sterne mit den Kindern, einfach so zum Spaß, Papier war ja noch da und auch weil ich für unseren Stand am Kreativmarkt noch etwas zum Verkaufen suchte. Und so ergab es sich, dass Ali Interesse zeigte und ich ihm die einzelnen Schritte – schneiden, falten, stecken, kleben – genau erklärte. Ich war baff, als er uns wenige Tage später rund 70 Sterne übergab. Das Papier organisierte er sich selbst. Interessant fand ich, dass seine Sterne wieder einen anderen Charakter hatten. Sie drücken seine Naturverbundenheit aus, man sieht viel Himmel, Natur und Tiere, eben das, was Ali an Österreich so schätzt. Ein Stern, in verschiedenen Blautönen macht mich richtig nachdenklich. So viel Himmelstöne gibt es, was bedeutet Himmel für den Christen Ali. Freiheit?

Viele Sterne beim Hainfelder Kreativmarkt

Die 70 Sterne kamen also auf unseren Stand am Kreativmarkt, sowohl mit dem Zweck diesen zu verschönern als auch zum Verkaufen. Unerwarteterweise wurde unser Stand auch noch durch drei wunderschöne große Papiersterne geschmückt, die Mohammad, ein Schauspieler aus Afghanistan mit viel Sinn für Inszenierung und Dekoration, vorbeibrachte. Seine Sterne waren ebenfalls aus einem zerschnittenen Hochglanzmagazin angefertigt. Die Idee dazu hatte er aber nicht von mir bekommen, sondern von Leonida, einem Mädchen, das uns sehr häufig im Comedor besucht und besonders geschickt ist, egal ob es um Papierfalten, Teppichweben oder Gitarrespielen handelt. Einen Tag später brachte Mohammad noch weitere vier Sterne mit, jeweils zwei für den Stand der Bäuerinnen und jenem der Blasmusikkapelle. Franz überbrachte die dekorativen Geschenke, auch zum Zeichen unserer Verbundenheit mit den anderen Vereinen der Stadt.

Warum Cornelia Sleman eine Hose näht

Ein lustige Geschichte zum Abschluss: Sleman, der an einem Abend im Nähcafé anwesend war und fröhlich beim Füllen der Nähsterne mithalf (eine durchaus mühsame Arbeit!), unterhielt uns einen Großteil der Zeit mit seinen frechen Fragen und Scherzen. Warum wir überhaupt so viele Sterne nähten, fragte er zum Beispiel. Er meinte, wir könnten ihm ja auch eine Hose nähen, er fände das besser. Ich erklärte ihm, welche Bedeutung der Stern als Weihnachtssymbol für uns Christen habe. Wir folgen dem Stern, dem Stern als Symbol der Hoffnung und der Befreiung. Cornelia konterte ihm weniger belehrend und wesentlich witziger. Sie nähte ihm flugs eine winzige, knackige Hose.

Herzliche Grüße aus der Sternenstadt Hainfeld sendet Alexandra Eichenauer-Knoll