(Deutsch) Tausche Marillen- gegen Karottenmarmelade

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Marmelade_WHITEBOARDSpiel_Marmelade

Letzten Mittwoch übten wir u.a. im Deutschkurs mit einem Kleinkindpuzzle zum Thema: Welches Tier frisst welches Futter? So lautet beispielsweise eine Lösung: Der Affe frisst gerne Bananen; bzw.: Affen fressen gerne Bananen. Es sind nur acht Tiere auf der Suche nach Futter, aber wenn man sie korrekt buchstabieren will, dann noch in die Mehrzahl setzen und schlussendlich ordentliche Sätze bilden will, kann man sich schon eine ganz Übungseinheit damit beschäftigen.

Nachdem wir mit den Tieren fertig waren, lag es nahe zu fragen: Was essen Sie gerne? Ich bekam daraufhin eine fröhliche Aufzählung jener Wörter zu hören, die wir schon des öfteren geübt hatten: von Äpfeln und Kirschen über Nudeln und Pizza bis Salat. Das Obst brachte uns auf das Thema Marmelade und so fragte ich in die Runde, ob jemand Marmelade hier in Hainfeld einkochen würde, immerhin ist das ja eine Möglichkeit Gutes günstig zu erzeugen. Erfreulicherweise bekam ich zu hören, dass meine Damen durchaus Marmelade einkochen, vor allem Karotten- und Apfelmarmelade, wie in ihrer Heimat Afghanistan bzw. Iran üblich. Auf mein Erstaunen hin beschlossen wir für unser nächstes Treffen einen Tauschhandel – ich würde Marillen- und Soraya Karottenmarmelade mitbringen.

Marmelade

Die nächste Stunde war heute Montag um 9.00 Uhr angesetzt. Soraya erschien sogar mit zwei Gläsern, einer Karotten- und einer Apfelmarmelade, und ich brachte mein Glas Marillenmarmelade ein. Witzigerweise waren die Farben der Marmeladen ziemlich ident. Sorayas Gläser waren allerdings noch über dem Deckel hübsch mit rotweiß-kariertem Stoff verschlossen. Wir tauschten die Gläser dankend aus.

Diese kleine Geschichte brachte mich auf die Idee, einen Blogbeitrag zu schreiben. Denn ist nicht mein Deutschkurs in vielerlei Hinsicht auch ein Tauschkurs? Ein Austausch von Wörtern sowieso (ich habe mir inzwischen auch ein Vokabelheft in Farsi angelegt), aber auch – und das ist noch viel wichtiger – ein Austausch von Sympathien und Respekt. Und auch wenn ich wahrscheinlich nie Farsi lernen werden, so sind mir doch die Namen inzwischen vertrauter und ich spreche sie selbstverständlicher aus. Und je familiärer mir die Namen werden, desto mehr habe ich das gute Gefühl mit den Menschen in Verbundenheit und Resonanz zu sein.

Herzliche Grüße, Alexandra Eichenauer-Knoll

PS: Derzeit unterrichten Elfi Hasler und ich in Hainfeld. Auch Franz Witzmann übt Donnerstag und Freitag spontan mit den Anwesenden. Leider können wir trotzdem nicht so viel Deutschunterricht anbieten, wie es nachgefragt wäre. Gerade für Einzelunterricht sind daher weiterhin Personen gesucht – vom Wörter Buchstabieren bis zum sinnerfassenden Lesen einfacher Texte. Auch Kinder und Jugendliche möchten besonders die Ferien zur Verbesserung ihrer Sprachkompetenzen nützen.
Als Ehrenamtliche können wir mit den Aufgaben nur wachsen, und nicht scheitern. Es ist also keine Voraussetzung, eine Aus- oder Vorbildung für Deutschkursleiter zu besitzen, um Menschen im Asylverfahren zu unterrichten. Je unvermittelter und erwartungsloser man an die Aufgabe herangeht, desto größer wird die Freude an dieser Tätigkeit sein. Und manchmal bekommt man ja sogar zwei Gläser Marmelade gegen ein eigenes Glas eingetauscht!