Während wir erschüttert die Nachrichten über den Terroranschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt am 19. Dezember verfolgen, und verständlicherweise damit Ängste weiter geschürt werden, verbringen wir in unserem Comedor del Arte die letzten Tage vor der Weihnachtspause – friedlich, entspannt, fröhlich und bienenfleißig.
Als wäre unsere Comedor-Familie auf einem exterritorialen Planeten angesiedelt, so zuversichtlich und begeistert sind wir am Pläneschmieden für das kommende Jahr 2017. Ganz oben gereiht: Die Gründung und das erste Treffen des Herzverstand-Vorstandes muss organisiert und ein Finanzplan für unseren potentiellen Fördergeber erstellt werden. Das ist mühsam, aber notwendig. Mühelos fließt unsere Energie in Projekte, die künstlerisch inspiriert sind. Franz telefonierte in den letzten Tagen mit verschiedenen Künstler/innen, um Aufritte für unser geplantes Dreitages-Sommerfest Anfang Juli auf der Klammhöhe zu organisieren. Und ich überlege mit Cornelia Fuchs, unserer kreative Produktentwicklerin, welche Dinge wir bei diesem Fest verkaufen könnten. Denn auch das steht in der Projektbeschreibung des Comedor del Arte: Mittelfristig sollte sich der Verein aus Eigenmitteln finanzieren können.
Cornelia kam am letzten offenen Mittwoch des Jahres (siehe auch Blogeintrag: Und da ist soviel Freude.) und brachte verschiedene Vorschläge mit, die sie gleich mit den anwesenden jungen Herren umzusetzen versuchte. Innerhalb eines Nachmittages entstanden so zwei Arten von Papierperlen, die ich selbst mit Genuss und Muße drehte, und an die 40 Schachteldeckeln. Wie deren Unterbau aussieht, liegt noch in den Sternen. Und das ist gut so! Denn inzwischen wissen wir, dass gerade kreative Prozesse immer wieder Luft und Pausen brauchen und oft auch von den Inputs andere Leute weiter gespeist werden.
Übrigens, auch an der Infrastruktur des Comedor wird weiter gearbeitet. Die Toilette bekommt ein Waschbecken und wird von einem unserer besten Deutschkursschüler, Jawad Heidari, verfliest. Der erste Stock soll während der Feiertage aufgeräumt und eine Abstellkammer für Arbeitsmaterialien und Werkzeug eingerichtet werden. Ein Pelletsofen für den ersten Stock, der zum Teil aus den Einnahmen des Kreativmarktes finanziert werden kann, ist vom Hainfelder Rauchfangkehrer Jandl für Mitte Jänner versprochen. Dann können wir endlich die Nähstube eröffnen und mit dem Taschennähen beginnen. Denn auch der Taschenverkauf soll dem Verein helfen, die Einnahmen für das Betreiben unseres Begegnungshauses zu erhöhen. Und Reza Goudarzi wird sich um den Computerraum kümmern, d.h. Computer reparieren und installieren, damit unsere Gäste auch mit Computern und vor allem online lernen können. Außerdem ist es Reza, der im Iran ein Geschäft mit Computer betrieben hat, ein Anliegen, anderen Flüchtlingen EDV-Basiskenntnisse und auch Email-, und Office-Programme beizubringen.
Mit dem Jahreswechsel wird der Comedor del Arte also ein Stück weit professioneller. Was sich nicht ändern soll, sind die Grundprinzipien des Hauses. Wir sind offen für alle Menschen und unser Tun basiert auf dem Prinzip der Freiwilligkeit.
Viele unserer neuen Freunde haben in diesen Tagen auch ihren Interviewtermin. Wir wünschen ihnen allen, dass ihnen ein positiver Bescheid zugestellt wird und somit diese viel zu lange andauernde Phase großer Unsicherheit ein Ende findet darf. Wir wissen aber auch, dass wir dann viele Leute aus den Augen verlieren, da sie wegziehen oder sehr beschäftigt sein werden. Erfreulicherweise kommen uns immer wieder Personen, die verzogen sind, besuchen. Das zeigt ihre Verbundenheit mit unserem Projekt und vor allem mit Franz Witzmann – dem Mann mit Hut, roten Schuhen und kleinem schwarzen Hund, der sich seinen Lebenstraum einer empathischen Gesellschaft in einem kleinen Haus nahe der einzigen im Zentrum gelegenen Ampel der Kleinstadt Hainfeld erfüllt.
Ein frohes Fest und alles Gute für 2017 wünscht
im Namen des gesamten Comedor del Arte-Teams
Alexandra Eichenauer-Knoll