Archiv der Kategorie: Blog

Gut gemeint, aber irgendwie trotzdem herzlos.

In der Tageszeitung Der Standard vom 5. – 7.1.2024, ist als Kommentar der anderen auf Seite 42 folgender Artikel erschienen:

„Wie aus Chaos Chance wird“
Von Stephanie Krisper und Yannick Shetty

Der Artikel  ist auch online nachlesbar und hat mich zu folgendem Leserbrief angeregt:

Ich begleite seit nunmehr zehn Jahren ehrenamtlich geflüchtete Menschen, mit Sprachförderungen und diversen Kulturprojekten, die wir als Verein auf die Beine gestellt haben. Gemeinsames, zielorientiertes Tun vermittelt unsere Werte am wirksamsten, fördert Sprachkompetenz und den vielzitierten Integrationsprozess. Ich kann mich daher mit dem Satz „Es ist Zeit für professionelle und kompetente Sachpolitik.“ gut identifizieren. Auch der Ansatz „dass man das Individuum sieht, jeden Menschen nur nach seinem eigenen Handeln beurteilt.“ Und natürlich bin ich auch für Deutsch- und Wertekurse „ab Tag eins“. Die derzeitigen Verordnungen diskriminieren einzelne Nationen, so wird zB Personen aus Afghanistan und Somalia während ihres laufenden Verfahrens, das ja auch mal länger als ein Jahr dauern kann, keine Deutschkursförderung zugestanden. Für mich völlig unverständlich, denn wenn man Asylsuchende individuell betrachtet, gibt es aus allen Ländern bildungsferne und sprachlich hochbegabte Menschen. Ich schenke immer wieder Personen aus Afghanistan, denen ich zutraue, es alleine zu schaffen, neue A1-Bücher. Aber es braucht schon sehr viel eigene Antriebskraft, Strukturiertheit und Selbstlernkompetenz, um so Deutsch zu lernen.

Natürlich bin ich auch für eine Öffnung des Arbeitsmarktes, zB wie in Deutschland in einem Stufensystem, frühestens nach drei bis spätestens für alle nach neun Monaten, denn nichts wollen die Menschen lieber als rasch auf eigenen Füßen stehen, so wie sie es aus ihren Herkunftsländern ohne Prädikat Sozialstaat ohnehin gewohnt sind. Und Menschen brauchen eine Perspektive.

In diesem Absatz des Artikels befremdet mich allerdings ein Satz der beiden Experten für Asyl, Migration und Integration: „Der Zugang zum Arbeitsmarkt wird geöffnet, das verhindert ein Abdriften in Kriminalität oder Radikalisierung.“ Entweder Kriminalität oder Radikalisierung, ist das alternativlos? Welche Feindbilder, von denen man sich doch zu distanzieren meint, werden damit insinuiert? Gibt es dafür wirklich seriöse, statistische Belege? Aus meiner persönlichen Erfahrung sind das jedenfalls nicht die zwei gravierendsten Folgen eines verunmöglichten Arbeitsmarktzugangs für gerade erst in Österreich angekommene Personen. Da fehlen doch zwei wichtigere Argumente, die auch volkswirtschaftlich relevant sind, weil sie uns mit Kosten bzw. mangelnden Einnahmen belasten.

Erstens suchen sich die Menschen illegale Arbeit, sofern sie ihnen geboten wird, womit dem Staate Steuereinnahmen entgehen und somit auch für Zugewanderte das System Pfusch zum Normalzustand wird. Und Betroffenen sind immer wieder systematischer Ausbeutung ausgesetzt. Ich denke allerdings nicht, dass die Autoren dieses Phänomen mit der von ihnen angesprochenen Kriminalität meinten, denn sonst würden sie ja im Umkehrschluss auch alle Österreicher/innen, die pfuschen, und deren österreichische Auftraggeber/innen als Kriminelle bezeichnen. Und das ist doch politisch heikel.

Persönlich, und damit komme ich zum zweiten, erlebe ich aber vor allem eine andere Folge der Untätigkeit: Depression. Es ist wirklich ein Jammer, wenn Menschen, die nach einer anstrengenden, gefährlichen Flucht nach Österreich kommen, und entsprechend viel Adrenalin in sich gebunkert haben, danach abrupt zur Untätigkeit verdammt werden, im schlechtesten Fall fernab der Stadt in Abgeschiedenheit. Das untätige Warten führt zu Gedankengrüblereien, ungewöhnlicher Müdigkeit untertags, Schlafstörungen in der Nacht, diffusen Kopfschmerzen, Konzentrationsmangel bis hin zu Depression. Auch krankhafte Essstörungen können eine Folge von zu lang andauernden Verfahren sein. Für die Allgemeinheit entstehen Kosten durch Arztbesuche und Medikamente. Gut, dass es diese Möglichkeiten gibt, aber schlimm, wenn sie vermeidbar gewesen wären. Die Menschen verlieren den Elan der ersten Monate, stumpfen ab und verstehen oft selbst nicht, was mit ihrer Psyche passiert.

Wenn wir geflüchtete Menschen fair und wertschätzend behandeln, und nicht a priori als Kriminelle und Sozialschmarotzer verdächtigen, wäre es volkswirtschaftlich für alle ein Gewinn. Das meine ich – nicht aus Naivität, sondern aus meiner persönlichen Erfahrung.

Mit freundlichen Grüßen,

Alexandra Eichenauer-Knoll
Obfrau Verein Herzverstand, Hainfeld

Zehntausende Menschen demonstrieren inzwischen in Deutschland, nachdem die Rechercheplattform Correctiv über ein Geheimtreffen von rechtsextremen Vordenkern berichtet hat. Mehr dazu

Gut, dass auch Österreich langsam aufwacht!

Wir stellen uns klar gegen Verhetzung und Angstmacherei und möchten nicht von PolitkerInnen regiert werden, die unsere FreundInnen und Menschen, für die wir uns schon lange einsetzen, in Angst und Schrecken versetzen. Durch zunehmende Diskriminierungsversuche und sogar Vertreibungs bzw. Remigrationspläne, wie bei dieser Geheimkonferenz in einem brandenburgischen Hotel besprochen.

23 Kinderwünsche erfüllen

Am 21.12. um 16 Uhr fand die Weihnachtsfeier des Jahres 2023 im Quartier Klammgruberhof in der Bernau statt. Ich brachte 23 Geschenke mit, die von der Firma Eichberger organisiert und wunderhübsch verpackt worden waren und welche sich die Kinder vorher in einem selbstgestalteten Katalog aussuchen durften. Finanziert wurden die Geschenke vom Hainfelder Elektrohändler IP:Farcher. Uschi Berthold, die sogar zweimal wöchentlich dort Deutsch unterrichtet, brachte weitere Spielsachen mit (unten im Bild als Weihnachtsfrau und DJ). Wir aßen Kekse, tranken Saft, die ukrainischen Familien sangen zwei Lieder – alles in allem ein gelungenes Projekt und ein gemütlicher Nachmittag im Versuch etwas Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen.

Es gibt von diesem Tag ein hübsches Foto: die Päckchen auf und vor dem Kamin drapiert, im ehemaligen Speisezimmer, das wir jetzt für die Deutschlerngruppen verwenden dürfen. Eine für diesen Ort seltene Eleganz verbreitet sich auf dieser Aufnahme.

Das Besondere an dieser Aktion ist aber auch, dass diese Geschenke von den Kinder selbst ausgewählt worden waren. Sie durften nämlich die Spielsachen aus einer Mappe auswählen, die wir in einer Deutschlerngruppe zusammengestellt hatten. Ich hatte davor bereits in einem Spielekatalog jene Dinge, die mir sinnvoll erschienen und mit bis zu 25,- Euro ausgepreist waren, markiert. Diese Fotos schnitten wir dann aus, klebten sie auf weißes Papier und ich beschriftete und nummerierte sie. Ich hatte versucht, ein möglichst abwechslungsreiches Angebot zusammenzustellen – von einer Einschlafmusikaufziehpuppe für Babys bis zu Skateboards, von Holzbauklötzen bis zu einer Harry Potter-Figur, von Schmuckbastelsets bis zu einer Holzeisenbahn. Jedes Angebot hatte eine Nummer, die Kinder mussten dann nur ihre Namen in eine Liste schreiben oder schreiben lassen und die gewünschte Nummer eintragen.

Besonders ist auch, dass eine Hainfelder Firma von sich aus an uns mit dem Wunsch herangetreten war, für Kinder Geschenke zu sponsern. Auf dem Foto ist Isabella Farcher zu sehen, wie sie die Geschenke für den Klammgruberhof aus ihrem Auto holt. Die Aktion war übrigens zweigeteilt: Ich organisierte die Geschenke für die Kinder am Klammgruberhof und Elfi Hasler, Obfrau des Vereins „Wir Hainfelder“, organisierte gemeinsam mit der RK-Tafel Leiterin Brigitte Holubar die Geschenke für die Kinder, die zur Rotkreuz-Tafel kommen.

Ein kleiner Wermutstropfen für mich war, dass sich niemand Gesellschaftsspiele ausgesucht hatte. Wahrscheinlich muss ich mich wieder mehr bemühen, diese zu erklären und bekannter zu machen. Darum war ich in den Ferien jetzt schon zweimal am Klammgruberhof und habe mit den Kindern gespielt – UNO, Memory und Dobble.

Spielerisch Deutsch lernen – in den Anfangszeiten des Comedor del Arte fanden Spielenachmittag wöchentlich mittwochs statt. Vielleicht sollte ich das wieder regelmäßiger anbieten. Damit Lernen auch mit Sicherheit Spaß macht! Außerdem: Spielevermittlung ist auch Kulturvermittlung.

Das war mein Weihnachtsbericht 2023.

Herzliche Grüße, Alexandra Eichenauer-Knoll

Liudmyla Borysenko, kurz Mila genannt, wohnt seit längerem in Hainfeld. Ich kam mit ihr erstmals in Kontakt bei der Rot-Kreuz Tafel vor dem Heiligen Abend 2022, als Liudmyla ein ukrainisches Weihnachtslied sang. Diese erste Begenung war so speziell, dass ich darüber auch eine Weihnachtsgeschichte in unserem Blog geschrieben habe.

2023 trafen wir uns mehrmals zum Singen mit FreundInnen. Über Olena Zechner, einer Ukrainerin, die schon seit langem in NÖ lebt, arbeitet und verheiratet ist, und die sie zu einem UkrainerInnentreffen nach St. Pölten einlud, entstand dann die Idee, eine Theatergruppe zu gründen und ein ukrainisches Weihnachtsstück aufzuführen.

Die 58jährige ausgebildete Kulturmanagerin hatte ja verschiedenste Kulturjobs in ihrer Heimat, u.a. leitete sie auch eine Theatergruppe. Ich finde es schön, dass sie mit dieser Theaterarbeit nun auch in ihrer Sprache arbeiten kann und anderen UkrainerInnen hier ein Stück weit Heimatgefühl und Traditionspflege vermitteln kann.

Nächste Woche ist es dann so weit: „Die tanzende Ziege“ wird zweimal in St. Pölten aufgeführt. Liudmyla führt nicht nur Regie, sondern wird auch die Ziege spielen. Die Maske dafür hat sie sich selbst gebastelt, allein diese ist schon ein Kunstwerk!

Die Grafik für die Werbung haben wir zusammen gemacht. So konnte ich sie auch ein bisschen unterstützen.

DIE TANZENDE ZIEGE – GESPIELT VON DER GRUPPE SONNENBLUMNE

Donnerstag, 11.01.24, 16.00 Uhr: Caritas Lilienhof, Stattersdorfer Hauptstraße 62, St. Pölten
Sonntag, 14.01.24, 12.00 Uhr: Pfarrkirche Maria Lourdes, Kremser Landstraße 48, St. Pölten

Zum Download:

Reklame_Theater

Alles Gute für das Jahr 2024!

Alexandra Eichenauer-Knoll

Reflektorbänder für mehr Sicherheit auf der Straße

Die Einreichung für eine Bushaltestelle vor dem Quartier für geflüchtete und vertriebene Personen in der Bernau bei Hainfeld wird von der Stadtgemeinde Hainfeld dankenswerterweise auf Anregung unserer Initiativgruppe beantragt. Das ist ein erster wichtiger Schritt – siehe auch den Blogbeitrag dazu.

Unklar ist aber, ob die Haltestelle bewilligt wird und wenn ja, wann sie wirklich fertiggestellt sein könnte. Ferdinand Keiblinger hatte daher die Idee, erstmal die Leute mit Reflektorbändern vom ÖAMTC auszustatten. Eine gute Idee, das fanden auch wir vom Verein Herzverstand. Denn in der Tat hören wir inzwischen von AnrainerInnen, dass diese sich erschrecken, wenn auf einmal Menschen in der Dunkelheit am Straßenrand auftauchen.

Daher haben wir die Kosten von € 366,- für 40 Bänder-Sets für Erwachsene und 20 für Kinder übernommen. Bei den Kindern sind auch Smileys für die Schul- oder Kindergartentaschen dabei. Alexandra hat diese dann im Rahmen ihrer Deutschlerngruppe verteilt.

Das Foto zur Aktion: Beim Kreativmarkt am 16.12. (Anmerkung: Der Verein Herzverstand hat wieder das Kaffeehaus übernommen.) kam Ferdinand Kaiblinger in Begleitung von UkrainerInnen unterschiedlichen Alters und wir machten ein Foto für die Presse. Zufälligerweise waren Erich Lux, Herzverstand-Vorstandsmitglied, und Gerhard Ernst, Herzverstand-Rechungsprüfer, auch anwesend.
Kinder v.l. Diana Cherenchuk (5 Jahre) und Denis Kushch (4 Jahre)

Erwachsene v.l. Tetiana Cherenchuk, Erich Lux, Ferdinand Kaiblinger, Halina Tanasova, Alexandra Eichenauer-Knoll und Gerhard Ernst.
Foto: Islami

Das Comedor-del-Arte Weihnachtskaffeehaus

Heuer lautet das Advent-Motto der Hainfelder Weihnachtsstadt „Tierische Weihnachten“ und es gibt wieder zahlreiche Veranstaltungen und lustige Ideen des Vereins „Wir Hainfelder“.

Auch der Kreativmarkt findet statt, an dem wir ja bereits wiederholt teilgenommen haben. Letztes Jahr haben wir zum ersten Mal das Kaffeehaus im ersten Stock geführt und Renate hat sich als eine wunderbare Kuchen- und Tortenbäckerin profiliert.  Leider ist Franz nicht mehr dabei, aber wir sind zuversichtlich, dass wir trotzdem ein gutes Team auf die Beine stellen werden!

Für Kuchenspenden bitte bei Alexanda melden unter: 0664 / 1026798
(bitte spätestens 1 Woche vorher mitteilen)

Wir freuen uns auf zahlreiche BesucherInnen!

8. Hainfelder Kreativmarkt
15. – 17. Dezember 2023
Kultursaal Gemeindezentrum Hainfeld
Hauptstraße 7, 3170 Hainfeld

Öffnungszeiten:
FR: 09.00 – 18.00 Uhr
SA: 09.00 – 17.00 Uhr
SO: 10.00 – 17.00 Uhr

 

 

 

 

 

19. Weltmenschtag

Wie jedes Jahr wird auch heuer wieder am 10. Oktober der „Weltmenschtag“ organisiert. Die Idee zu diesem Tag stammt von Mehmet Zeki Metin, der die Veranstaltung heuer zum bereits 19. Mal organisiert und Weltmensch-Preisträger/innen würdigen wird. Geplant ist auch, mit einem musikalischen Beitrag unserem lieben Franz Witzmann zu gedenken. Er war viele Jahre als Fotograph ehrenamtlich mit dabei. Diese Aufgabe übernimmt heuer übrigens Mohammad Ahmadi, der inzwischen hauptberuflich als Altenpfleger in Wien arbeitet und viele Jahre ein sehr aktives Mitglied der Comedor-Familie war.

Der Event findet heuer von 18:00 bis 21:00 Uhr im Stadtsaal Traiskirchen statt, der Eintritt ist frei.

 

Wir machen weiter!

Am 28.9. fand die erste Vorstandssitzung des Hainfelder Vereins Herzverstand nach dem Tod von Franz Witzmann, dem Leiter und Begründer des Comedor del Arte, statt. Es wurde beschlossen, die Arbeit fortzusetzen. Obfrau Alexandra Eichenauer-Knoll: „Franz ist mit seiner klaren Haltung und seinem unermüdlichen Einsatz natürlich für uns unersetzbar. Trotzdem möchten wir weitermachen und für die Comedor-Familie da sein. Wir sind auch offen für neue Kooperationen und für Anfragen, die an uns herangetragen werden.“ So wurde u. a. beschlossen, dass der Verein wieder das Kaffeehaus am Hainfelder Kreativmarkt übernehmen wird und auch eine Vernetzung mit dem geplanten Reparaturkaffee in Hainfeld ist geplant. Es gibt also kein fixes Haus mehr, sondern die Idee des Comedor del Arte soll immer dort weiterleben, wo gerade ein Herzverstand-Projekt stattfindet.

Für Anfragen steht die Obfrau gerne zur Verfügung, die Website bleibt auch bestehen.

Foto v. l.  Cornelia Fuchs, Renate Höfler, Gudrun und Erich Lux, Alexandra Eichenauer-Knoll

Und ewig fließt der Jazz – ein Abschiedslied von Franz

Im Jahre 2005 reichte Franz einige Lieder beim Protestsongcontest ein. Die Texte stammten von ihm, die Musik von Freunden, u.a. von Christian Schaden, der in seinem Tonstudio die Lieder auch aufnahm und abmischte.

Jetzt, da Franz so plötzlich von uns gegangen ist, sandte mir Christian dieses Lied. Es ist wie ein Abschiedslied. Es spricht die Leichtigkeit an, nach der sich Franz sehnte, das Tröstliche des steten Wandels, die Illusion und seine Liebe zur Kunst, insbesondere zum Jazz: „… und ewig fließt der Jazz“.

Franz sprach aber auch seine Verzweiflung darüber an, sich nicht verstanden zu fühlen. „Doch was bleibt mir sonst, ihr ignoriert mich doch?“ Er wollte sich nicht mehr um die Meinung der anderen kümmern, das dauernde Be- und Verurteilen war ihm verhasst.

Franz ging seinen eigenen Weg, auf dem er gerade in den letzten zehn Jahren viele neue FreundInnen, MitstreiterInnen und UnterstützerInnen gefunden hatte. Und so konnte er, der sein Leben lang so mutig und kompromisslos der Wahrheit verpflichtet war, letzten Endes auch leichten Herzens Abschied nehmen.

Wie sagte er am Ende des Liedes: „Hab genug gesehen, werd jetzt gehen und gehen und gehen. Ciao, Baba, auf Wiedersehen!“

Servus Franz, wir haben Dich ganz lieb und wünschen Dir eine gute Reise!

Erste Kundgebung im Zeichen der Regenbogenflagge in Hainfeld

Unser Verein Herzverstand hatte am 16.6. um 16.00 Uhr zu einer Kundgebung am Victor Adler Platz eingeladen. Unter der Regenbogenfahne wollten wir im Pride-Monat Juni erstmals auch in Hainfeld ein Zeichen der Solidarität mit Angehörigen der LGBTQ+ Community setzen.

Etwas über 20 TeilnehmerInnen kamen zu dieser Veranstaltung. Das ist scheinbar nicht viel und ist es für Hainfeld aber doch. Sehr erfreulich ist, dass auch Vize-Bgm. Andreas Klos dazukam und Begrüßungsworte aussprach. Auch zwei Vertreterinnen der jüngeren Politikerinnengeneration Hainfelds waren anwesend: Lydia Pitterle und Romina Wais.

Renate Höfler, Vorstandsmitglied von Herzverstand, bezog sich in ihrer Rede auf den anlassgebenden Diebstahl der Regenbogenfahne aus dem Vereinslokal (vgl. NÖN-Bericht) und wies auf die Bedeutung von Meinungsvielfalt und Toleranz in einer Demokratie hin.

Als auswärtiger Gastredner sprachen Oskar Beneder, Obmann des Vereins St. Pride, über die aktuellen Anliegen der queeren Community und weiters Gundi Dick, Obfrau von #zusammenHaltNÖ. Sie wies auf die Bedeutung einer aufmerksamen Zivilgesellschaft zum Schutz von Minderheitenrechten hin.

Zum Schluss sprachen alle Anwesenden noch mehrmals laut und deutlich das gemeinsame Anliegen aus: „Schutz für alle!“

Standkundgebung unter der Regenbogenfahne

Am Freitag, dem 16. Juni um 16.00 Uhr, versammeln wir uns in einer offiziell angemeldeten Kundgebung, um Solidarität zu zeigen: mit den Angehörigen der LGBTQ+-Community*. Diese Aktion entspricht unserem Selbstverständnis als einem toleranten und weltoffenen Projekt.

Auch, wenn wir uns bislang vor allem für Menschen aus anderen Ländern und für Angehörige anderer Religionen eingesetzt haben, so schließt unser Selbstverständnis natürlich auch die Solidarität mit Menschen der LGBTQ+-Community mit ein.

Wir versammeln uns an jenem Ort, wo die Gemeinde Hainfeld im Pride-Monat Juni die Regenbogenfahne gehisst hat. Es ist ein geschichtsträchtiger Ort: der Victor Adler Platz in Hainfeld.

Wir stehen zu dieser Aktion umso bewusster, nachdem vor kurzem in unser Haus eingebrochen wurde und die Regenbogen-Fahne, die monatelang aus dem oberen Comedor del Arte-Fenster hing, gestohlen wurde. Diese sinnlose Tat hat uns bewusst gemacht, wie schwierig es doch für einige Mitmenschen ist, Anderssein anzuerkennen und zu respektieren. (vgl. NÖN-Bericht)

Wir möchten mit dieser Standkundgebung daher auch aufklären. Denn zu schweigen heißt gleichzeitig  jenen Recht geben, die hetzen. Es geht hier nicht um ein im Grunde wertloses Stück Stoff, sondern es geht um ein wichtiges Symbol einer offenen Gesellschaft. Uns diese Fahne zu stehlen, ist der erste Versuch, uns der sie symbolisierenden Rechte und Freiheiten, also der in der österreichischen Verfassung festgeschriebenen Grundrechte, zu berauben.

Wir haben viele Freunde und Freundinnen, die anders sind. Sei es, weil sie aus anderen Ländern zu uns gekommen sind, weil sie andere Muttersprachen als Deutsch sprechen, weil sie anders aussehen, weil sie ihren Gott anders benennen oder weil sie eine andere sexuelle Orientierung leben. Wir bewerten das nicht, wir verurteilen das nicht. Wir sehen das Verbindenden und nicht das Trennende. Wir schätzen diese Vielfalt, weil sie uns bereichert und beschenkt.

Das konkrete Programm und die RednerInnenliste für den 16.6. sind derzeit noch in Ausarbeitung. Bereits sicher ist, dass wir auch eine Schweigeminute für die Opfer von Verfolgungen, damals wie heute, einplanen möchten.

*PS: Reinhard Jölli, gebürtiger Hainfelder, der schon lange in San Francisco lebt, hat mir noch geschrieben:

Als Ergänzung zur Uebersetzung …….bei uns wird jetzt üblicherweise noch ein „+“ Zeichen angehängt, im wesentlichen, um auch andere Leute oder Gruppen, die mit den Buchstaben LGBTQ noch nicht beschrieben sind, mit einzuschließen. Manchmal sieht man auch noch zusätzliche Buchstaben angehängt.
Hier ein Auszug aus einem Artikel der das beschreibt: „LGBTQ+ is often used as a succinct way to encapsulate the broad array of sexualities, genders, and experiences that exist within our community. For those unfamiliar with the initialism, LGBTQ+ stands for lesbian, gay, bisexual, transgender, and queer. The plus sign symbolizes the other innumerable identities included under the LGBTQ+ umbrella, like asexual and intersex.

Das Comedor del Arte – Fahrradprojekt

Wie sich wieder einmal Eins ins Andere fügte …

Ich gebe gemeinsam mit Uschi Berthold in der Unterbringung Klammgruberhof Lernbegleitung Deutsch für Menschen im Asylverfahren. Nach einem für die Menschen dort beschwerlichen Winter stieg mit den wärmeren Tagen auch der Wunsch nach selbstbestimmter Mobilität. Verständlich. Denn das Quartier liegt in der Einöde, acht Kilometer von Hainfeld entfernt, die Bustickets sind rar und müssen untereinander weitergereicht werden. Fahrräder würden da schon helfen.

Ich versprach also meinen SchülerInnen, mich um Fahrräder umzuschauen und begab mich im ersten Schritt auf die Gemeinde Hainfeld. Das Gemeindeamt fungiert schon seit längerem auch als Fundbüro. Gemeinsam mit der freundlichen, zuständigen Dame besichtigte ich den Keller des Rathauses. Dort lagern zahlreiche Fahrräder ohne BesitzerInnen. Allerdings wurde mir erklärt, dass diese Fahrräder zehn Jahre lang aufbewahrt werden müssen. Nach einem Jahr Lagerung dürfen sie verborgt werden, mit der Auflage, dass sie jederzeit wieder zurückgegeben werden können, falls sich der/die EigentümerIn meldet. Das konnte ich natürlich nicht versprechen. Nur die ältesten zwei Fahrräder konnte ich daher bedenkenlos mitnehmen. Und so schob ich diese, schon sehr patschert bereiften, Räder in unser Begegnungshaus Comeder del Arte.

Franz war darüber nicht begeistert. Was sollen wir mit diesen kaputten Rädern, die könne man gleich zum Müll bringen, meinte er sinngemäß. Da wir kein Auto zur Fahrradmontage oder einen Anhänger haben, fühlte ich mich schuldbewusst. Wie bringe ich das Klumpert jetzt wieder weg? Warum hatte ich die Räder überhaupt mitgenommen?

Da kam Salaad Maxamad, ein im Klammgruberhof wohnender, gebürtiger Somalier vorbei und ich zeigte ihm die Fahrräder. Und welche Überraschung: Er war begeistert! Die Reifen seien doch wie neu, meinte er in seinem, für mich sehr schwer verständlichen, Somali-Englisch. In diesem Moment wurde mir der große Unterschied zwischen uns verwöhnten EuropäerInnen und einem Menschen wie Salaad bewusst. Was wir wegwerfen, ist für ihn beinahe neuwertig! Motiviert ging ich also mit dem jungen Mann ins Kaufhaus Eichberger und kaufte ein Fahrrad-Reparaturset sowie alles, was er in diesem Moment noch gut brauchen konnte: Klebeband, Ölspray, Fahrradschloss und ein LED-Licht. Wenn schon, denn schon! Eine Fahrradpumpe fand sich im Comedor del Arte, die händigten wir ihm auch aus.

Im Handumdrehen – oder besser im Radumdrehen – hatte Salaad beide Räder in der Comedor-Küche repariert. Eines nahm er für sich, eines wollte er seinem syrischen Freund Ibrahim geben. Ich kaufte ihm an diesem Tag noch einen Helm, damit er auch wirklich sicher unterwegs ist.

Seit diesem Tag ist Salaad mein Ansprechpartner für Räder. Irgendwann erzählte er mir, dass er in Somalia auch Autos gefahren sei – ohne Führerschein allerdings, und ­– für mich noch viel erstaunlicher – ohne Türen und ohne Bremse!

Ich erzählte die Geschichte herum und bekam infolge tatkräftige Unterstützung vonseiten der Hainfelder Schwestern Elfi und Elisabeth Hasler, die noch zwei Räder sowie zwei Helme spendeten. (Elfi ist Obfrau des Vereins „Wir Hainfelder“ und Elisabeth ist seit der letzten Generalversammlung die zweite Rechnungsprüferin unseres Vereins.) Ein Kinderfahrrad stiftete ein anderer Freund. Salaad war also gut beschäftigt! Über die Freude eines ukrainischen Kindes, dem er das Kinderrad reparierte, erzählt er gerne. Es tut ihm sichtlich gut, etwas Sinnvolles zu tun und andere, kraft seines handwerklichen Geschicks, beschenken zu können. Inzwischen schaut er sich am St. Pöltner Flohmarkt nach Ersatzteilen um.

Ich habe nun im Deutschkurs eine Liste von Fahrrad-InteressentInnen aufgelegt und bin derzeit auf der Suche nach weiteren sieben Rädern. Schau ma mal…  Es ist ja auch ein Kommen und Gehen im Quartier. Ich weiß also nie, ob jemand in der nächsten Woche noch am Kurs teilnimmt oder schon fortgezogen ist. Trotzdem macht es Sinn, weiter nach Fahrrädern zu suchen.

Der Verein „Wir Hainfelder“ stellte uns inzwischen zum Ankauf gebrauchter Räder ein Budget von max. € 500,- zur Verfügung. Das Geld stammt aus dem Sozialprojekt des Weihnachtsteams. Danke vielmals!

Wenn auch Sie uns ein Fahrrad schenken wollen oder eines sehr günstig (max. € 50,-) abzugeben haben, dann melden Sie sich bitte. Helme, Warnwesten, Fahrradschlösser und LED-Lichter sich ebenfalls sehr willkommen!

Rufen sie mich an unter: 0664 / 1026798

Herzlichst, Alexandra Eichenauer-Knoll

 

 

 

Die spürst du nicht – eine Buchempfehlung

„Wer einen gut geschriebenen Roman lesen will, der durch die schiere Kraft der Idee, die dahinter steht, vorangetrieben wird, wird von Glattauer gut bedient. Wer als Leser, Leserin aber nachspüren will, was der Tod des Mädchens Aayna bei denen, die ihn erleben, verantworten, ertragen müssen, auslöst; oder wer annähernd spüren will, was Flucht in eine Gesellschaft bedeutet, die letztlich herzlich desinteressiert ist an den Opfern, die sie produziert, wird das Buch mit einem Gefühl der inneren Leere zuschlagen.“

Aus Cathrin Kahlweit: Daniel Glattauer „Die spürst du nicht“: Ende gut, gar nichts gut
Süddeutsche online 24.3.2023

Ich habe in der Süddeutschen-online eine Kritik des neuen Buches von Daniel Glattauer gelesen. Die oben zitierte Textstelle ermunterte mich, Widerspruch zu formulieren.

Cathrin Kahlweit meint in ihrer SZ-Buchrezension, dass jene, die zum Fluchthema ernsthaft hinspüren möchten „mit dem Gefühl einer inneren Leere“ zurückbleiben. Innere Leere? Der Ausdruck hat mich elektrisiert, weil ich nach der Lektüre von „Die spürst du nicht“ so voller Emotion war, also ganz das Gegenteil eines Gefühls von innerer Leere verspürte. Aber vielleicht hat der Autor bei mir einfach etwas geöffnet, alleine durch „die schiere Kraft der Idee, die dahinter steht“ (siehe Zitat oben). Ich meine also, es war für mich gar nicht nötig, die einzelnen Figuren und ihre Emotionen so genau auszuformulieren. Und ich frage mich, ob dieser Anspruch nicht überhaupt zu hoch gegriffen ist?

Obwohl ja, ich gebe es zu. Als ich das Buch am Ladentisch sah, hatte ich meine Vorbehalte. Ich war auch ein großer Fan von „Gut gegen Nordwind“ gewesen und von den Nachfolgewerken etwas enttäuscht. Und überhaupt, die werbenden Keywords für das Buch ließen mich zweifeln. Bobofamilie trifft auf somalische Flüchtlinge. Ich kann damit nicht soviel anfangen. Ich kenne so viele Menschen in der Helfer:innenzene für geflüchtete Menschen, die so gar keine Bobos sind. Und überhaupt, diese dauernden Schubladisierungen nerven einfach. Da wir aber seit 2016 ein Haus in Hainfeld betreiben, wo sich „Hiesige und Zuagroaste“ treffen können und ich überdies in einem Flüchlingsquartier in der Nähe Deutsch unterrichte, dachte ich mir, das Buch ist für mich quasi eine Pflichtlektüre, also nimm es zur Hand!

Meine Skepsis schlug schon nach wenigen Seiten in Begeisterung um. Es brauchte nur einen Samstagabend und ein längeres Sonntagsfrühstück, bis ich bei den letzten Seiten angelangt war. Der spannende abschließende Dreh, dass zum Schluss die Geschichte der somalischen Familie erzählt wird, und zwar nicht nur den Protagonist:innen des Romans, sondern auch den Leser:innen, also mir, begeisterte mich. Das flotte Buch eines Erfolgsautors als ein Forum für ein Thema nützen, um das sich alle herumdrücken – Politiker:innen, aber auch Menschen, die man persönlich kennt. Und sicher nicht nur Bobos …

Ich habe das Buch zugeschlagen und begann sofort zu recherchieren. Über den Autor und dass er selbst somalische Jugendliche begleitet habe, und vor allem über Somalia selbst. Warum suche ich regelmäßig nach Nachrichten über die Ukraine, Afghanistan oder den Iran, ja sogar über Venezuela, denn auch aus Venezuela flüchten Menschen nach Österreich, warum aber noch nie über Somalia? Ich hatte etwas übersehen, und es war nicht nur ein Thema, sondern vor allem eine Gruppe Mitmenschen.

Das nächste Mal im Deutschkurs spürte ich, wie ich dem jungen Mann aus Somalia etwas näher war also sonst. Ein junger Mann mit einem hübschen Lockenkopf, der zwar etwas Englisch spricht, aber trotzdem so offensichtlich verloren und unglücklich wirkt. Ich war mütterlicher, liebevoller als davor. Es war, als hätte sich bei mir eine innere Blockade gelöst. Geschuldet war dieser Wandel meiner Wochenendlektüre.

Der Vorwurf der Leere

Noch ein paar Gedanken zum Vorwurf der Leere, den Cathrin Kahlweit in der SZ aufwirft. Ja, geht es nicht gerade um diese Leere? Ich finde nicht, dass die vom Autor eingebauten Kommentare aus Internetforen und Pressemitteilungen ablenken und nichts bringen. Im Gegenteil – so ist doch unsere Welt. Das ist ja das, was kaum auszuhalten ist. Wobei die Kommentare, die Daniel Glattauer erfindet, noch relativ erträglich sind gegen das, was das Netz in Wirklichkeit hergibt. Ist das Problem nicht gerade die Tatsache, dass dauernd Leute kommentieren, die nichts spüren, die leer sind, weil ihnen die Erfahrung, der direkte Kontakt zu den Geflüchteten fehlt? Sie reden über sie, aber nicht mit ihnen. Trotzdem lesen wir diese Äußerungen, diese hingepatzten Meinungen, als würden sie uns doch einen Strohhalm zum besseren Weltverständnis liefern können.

Aber auch helfende Menschen sind jenen, denen sie helfen möchten, nicht zwingend nah, die gute Absicht kann die Leere nicht immer auffüllen. Da wechseln sich Momente voll von Dankbarkeit mit Augenblicken, die Missverständnisse und Angestrengtheit signalisieren. Wir suchen nach Wörtern, die wir uns mühsam im Deutschkurs gemeinsam erarbeiten, um Brücken zu bauen – über die große Leere, die uns trennt. Scheinbar, weil wir unterschiedlichen Sprachen sprechen, aber auch weil unsere Geschichten und Emotionen einfach zu kompliziert sind.

Und was ist mit der Leere durch tragische Traumatisierungen bei den Betroffenen selbst? Erlebnisse, die verdrängt werden, weil man sonst einfach nicht weiterleben kann? Sich nicht zu spüren, was bedeutet das für Menschen mit einer Fluchtbiographie? Was bedeutet es zB für Ukrainerinnen, die hier bei uns versuchen ein normales Leben zu führen und mich tapfer anlächeln – was spüren sie in diesem Wahnsinn? Besser leer als zu viel Emotion? Manchmal ist das schlicht der einzige Weg durchzuhalten. Auch für mich.

Der Begriff Gutmensch

Cathrin Calweit schreibt in der SZ; „…. ; bisweilen scheint es fast, als wollte er die Sentenz von den „Gutmenschen“ in ihrer ganzen Plattheit beweisen.“ Ehrlich, ich kann den Begriff Gutmenschen schon nicht mehr hören bzw. lesen, er hat etwas schleichend Abwertendes in sich, ist irgendwie toxisch. Für mich sind die Figuren auch nicht so platt, sie sind eher hilflos. Ich finde es auch irreführend, gerade diese Figuren als Gutmenschen zu bezeichnen. Sie sind doch eher zufällig in die Sachen hineingestolpert, durch die Tochter, die ihre Freundin in den Urlaub mitnehmen wollte. Na gut, die Mutter beschreibt Daniel Glattauer als Grünpolitikerin in Wien. Aber es könnte genausogut einem FPÖ-Funktionär auf dem Land passieren, dass sich seine Tochter mit einem gleichaltrigen Mädchen aus zB Afghanistan anfreundet. Kinder sind bekanntlich Integrationsweltmeister:innen und scheren sich glücklicherweise nicht zwingend um die Parteizugehörigkeit ihrer Eltern. Und auch die Figur des seltsamen Anwalts aus Kärnten, dessen Ansichten anfangs eher als migrationsfeindlich beschrieben werden, der dann aber durch Zufall mit der somalischen Familie in Kontakt kommt und sich für diese einsetzt, erzählt ja genau davon. Vom Zufall, der einen Gutes tun lässt und nicht von der Kraft einer verinnerlichten moralischen Überzeugung.

Daniel Glattauer arbeitet das Thema und die Figuren flott ab. Trotzdem gelingt es ihm, eine große Frage in den Raum zu stellen: Was passiert, wenn wir uns darauf einlassen, Menschen mit einer Fluchtbiographie, die überdies noch aus einem uns fremden Kulturkreis stammen, zu begleiten? Was passiert also, wenn wir uns engagieren wollen? Ich finde, alleine diese Frage zu stellen, ist wichtig. Denn dass es nicht einfach ist, möchte uns der Autor gar nicht erst vorgaukeln. Das darauffolgende Drama ist für den Roman offensichtlich nützlich, macht die Situation verzwickt und den Text erst so richtig spannend.

Das Leben braucht solche Dramen hoffentlich in den meisten Fällen nicht. Was mir also ein wenig fehlt, ist zu erzählen, dass sich Engagement trotzdem lohnt. Diese Geschichte sollte nicht abschreckend wirken, sondern ganz im Gegenteil Neugier wecken. Trotz der Ratlosigkeit, trotz des Gefühls des immer wieder Getrenntseins, trotz der vielen Missverständnisse. Es lohnt jeder Versuch, mehr über die Geschichten der Menschen zu erfahren oder –  noch besser – mit ihnen in persönlichen Kontakt zu kommen. Um sie dann irgendwann vielleicht auch auf eine Woche Urlaub einzuladen. Mein Lebensgefährte und ich haben übrigens letzten Herbst einen jungen Mann aus Afghanistan auf eine Kurzreise nach Hamburg mitgenommen. Wir hatten viel Spaß zusammen. Ganz ohne Drama.

Daniel Glattauer nützt seine Popularität, um auf ein unpopuläres Thema hinzuweisen. Alleine dafür gebührt ihm in Zeiten wie diesen Respekt.

Die Poldi der Woche

Die „Poldi der Woche“ ist eine Art Auszeichnung, die in der Kronen Zeitung NÖ wöchentlich für ehrenamtliches Engagement vergeben wird. Am 27.1.2023 wurde Alexandra die Poldi der Woche. Mit im Bild das Buch „Yoga und soziale Verantwortung“.

Alexandra: „Es blieb mir nicht viel Zeit beim Gespräch, um zu erklären, wieso ich mein Handeln im Yoga gründen kann, aber das Buch spricht hoffentlich für sich.“