Es ist wieder einmal Ostersonntagmorgen. Ali und Aref besuchen wie fast jeden Sonntag die Heilige Messe in Hainfeld und kommen dann in den Comedor del Arte, um zu putzen. Das tun sie freiwillig und gerne. Die beiden Männer wollen in der langen Zeit des Wartens einfach etwas Sinnvolles tun. So wie sie auch schon seit längerem die Abfälle entlang der Straße, von ihrem Quartier im Klammgruberhof Richtung Hainfeld gehend, aufsammeln und in Müllsäcke füllen. Franz hat ihnen für dieses Ehrenamt orange Warnwesten besorgt, damit sie sicherer unterwegs sind.
Nachdem sie sonntags geputzt haben, melden sie sich meistens bei Franz mit der Bitte, sie nach Hause zu fahren. Sie habe noch immer keine Fahrräder (Apropos: Wir freuen uns immer über Fahrradspenden und suchen auch Fahrradständer!). Gelegentlich bringt sie Franz dann zu uns nach Hause und wir verbringen einen halben Tag gemeinsam – essen, spielen und reden über ihren Kirchenbesuch, ihre Träume und auch ihre Albträume. So auch diesen Ostersonntag 2017. Aus einem Osterfrühstück mit lustigem Eierpecken – eine Sitte, die man übrigens auch in afghanischen Familien pflegt – wurde ein improvisiertes Mittagessen. Karim bereitete den Reis zu, Ali eine Spinatspeise, mein Sohn Max ein wesentlich milderes Wokgemüse und ich begnügte mich damit, ganz entspannt geschnittene Paprika ins Rohr zu schieben.
Nach dem Essen wollten wir an diesem verregneten Sonntag Karten spielen. Eigentlich planten wir eine Runde Jolli, aber Ali zeigte uns ein Spiel in seiner Tradition mit großen Ähnlichkeiten zu den uns bekannten Kartenspielen: „Chahar Wali“, wir übersetzten es mit „Vier ist König“.
Ich finde diese Variante sehr kurzweilig und einfach zu erklären. Das Spiel eignet sich sicher auch gut für unsere Besucher im Comedor del Arte. Darum möchte ich „Chahar Wali“ jetzt an dieser Stelle erklären:
Chahar Wali oder Vier ist König
Spieler: 2-6
Je nach Spieleranzahl braucht man Jollikarten in nur einer Farbe oder beide Päckchen.
Jeder Spieler bekommt 13 Karten. Der Rest wird zugedeckt auf den Tisch gelegt. Es geht reihum, jeder Spieler nimmt eine Karte und muss eine Karte ablegen. Man kann eine Karte vom zugedeckten Stapel ziehen oder die offen abgelegte Karte des Vorderspielers aufnehmen.
Alle Spieler haben also immer 13 Karten in der Hand. Die Karten bleiben bis zum Schluss in der Hand und für die anderen Spieler unbekannt. Wer die Karten als erster und auf einmal runterlegen kann, gewinnt.
Wann darf man die Karten auf den Tisch legen?
Gesammelt werden entweder Familien bestehend aus mindestens 3 Karten in einer Farbe oder gleiche Karten unterschiedlicher Farbe (z.B. eine Fünf in Herz, Karo und Pique). Das As folgt nach dem König oder steht vor der 2. Wichtig ist nur, dass mindestens eine Familie beim Ablegen aus 4 Karten besteht.
Beispiel 1: 3-4-5-6- in Karo und drei Dreierfamilien. (Bub-Dame-König und As-As-As und 5-5-5)
Beispiel 2: 8-9-10-Bub-Dame-König-As und zwei Dreierfamilien
Eine Karte (die 14te) braucht man zum Zudrehen.
Viel Spaß!
Alexandra Eichenauer-Knoll
PS: Vielleicht kommen Sie ja auch einmal im Comedor vorbei und spielen eine Runde mit?