(Deutsch) Kreativmarkt 2019: Viele neue Ideen und ein lustiges Missverständni

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Der Comedor del Arte hat heuer bereits zum 5. Mal am Hainfelder Kreativmarkt mit einem Kulinarikstand und bereits zum 4. Mal mit einem Verkaufsstand für selbsterzeugte Produkte teilgenommen.

Weihnachtsmärkte sind Geschmacksache. Es gibt Menschen, die solche Events lieben und sogar weitere Reisen auf sich nehmen, um neue Märkte zu entdecken. Andere Zeitgenossen wiederum ziehen um diese Art Weihnachtstrubel lieber einen großen Bogen. Eines steht für mich aber fest. Um für ein Sozialprojekt wie den Comedor del Arte Geld zu lukrieren, ist ein Weihnachtsmarkt auf jeden Fall ideal. Mit den heurigen Einnahmen können wir zwei Monatsmieten für unser Begegnungshaus bezahlen. Danke an alle, die uns durch den Kauf eines Produktes unterstützt haben! Außerdem können wir als „Marktstandler“ alte Bekanntschaften auffrischen, neue Leute kennenlernen, für unsere Workshops werben und vielleicht auch ein wenig dabei helfen, diffuse Ängste vor dem Fremden abzubauen…

Daher motiviere ich mich jedes Jahr aufs Neue und überlege – tatkräftig unterstützt von unserem kreativen Vorstandmitglied Cornelia Fuchs – was wir denn sinnvollerweise anbieten könnten.

Ein ausgesprochener Glücksfall war heuer die Bekanntschaft mit Franz Kodeska, einem gebürtigen Hainfelder. Seit seiner Pensionierung stellt er in Buchbindetechnik mit großer Liebe und Sorgfalt wunderschöne Schachteln her. Er leitete im November einen Workshop bei uns und war danach weitere zweimal im Comedor, um mit einem kleinen Team Schachteln und Notizzettelblöcke zu produzieren. Die Produkte, die mit Designerpapier kaschiert werden, sehen elegant und kultiviert aus. Der zusätzliche Golddruck auf dem Florentiner Papier lässt sie noch wertiger wirken. Da Franz Kodeska in den Workshops sehr exakte Anleitungen gab, konnten wir auch entsprechend genau und sauber arbeiten. Die Mühe hat sich gelohnt, denn die Produkte wurden nicht nur bestaunt, sondern auch verkauft. Auch zeigten sich einige Besucher/innen interessiert, nächstes Jahr an einem solchen Workshop teilzunehmen. Wir werden dieses Projekt also wiederholen und noch weitere Produkte austüfeln.

Ein Renner des vorletzten Kreativmarktes waren Fußabstreifer aus Kletterseilen, die Elfi Hasler in einem Workshop mit uns gefertigt hatte. Auch heuer leitete sie einen solchen an und wir konnten zumindest drei Fußabstreifer produzieren. Mehr zu fertigen scheiterte aus Mangel an Grundmaterial. Die Krux dieser Idee ist es nämlich, dass man erstmal genügend Kletterseile auftreiben muss. Und das ist gar nicht so einfach!

Daher möchte ich mich an dieser Stelle sehr herzlich beim “STKZ Weinburg“ für die Seilspenden bedanken!!!
.. und hoffe auf weitere Spenden im nächsten Jahr. Denn das Produkt kommt gut an, alle drei Fußabstreifer fanden eine/n neue/n Besitzer/in.

Auch Genähtes hatten wir heuer wieder im Programm. Waren es letztes Jahr vor allem Yogapölster, die wir sehr gut verkauften, so hatten uns heuer Cornelia Fuchs, Forouzan Rahimian und Ali Hossaini Schürzen genäht und zur Verfügung gestellt. Leider hatten wir einen zu kleinen Stand, um diese Produkte gut sichtbar zu präsentieren. Daher beschlossen wir, dass die jeweiligen Verkäuferinnen auch selbst eine Schürze tragen sollten. Das wirkte! Die Schürzen wurden so sichtbar und auch als hübsch und kleidsam wahrgenommen. Und so verkauften wir insgesamt elf Stück. Danke an dieser Stelle an meine Verkaufskolleginnen Renate Höfler und Cornelia Fuchs! Forouzan stellte uns auch witzige, selbstgenähte Kluppensäckchen zur Verfügung. Ein etwas altmodisches Produkt, aber immerhin – auch davon wurden drei Stück verkauft.

Ganz aktuell hingegen war eine Produktidee von Cornelia Fuchs, nämlich mit Bienenwachs eingestrichene, also gewachste Servietten anzubieten. Diese können zum Einpacken und Ausbreiten der Schuljause, aber auch zum Abdecken von Speisen, die in den Kühlschrank gestellt werden, verwendet werden. Cornelia hatte auch beim Gießen ihrer Recycling-Kerzen schon Wachs an den Fingern und sprühte wie jedes Jahr ein Feuerwerk an kreativen Ideen. So hatten wir auch mit Sand gefüllte Türstopper, mit Taschentüchern gefüllte Etuis, Turnsäckchen und selbstgenähte Pantoffel in unserem „Laden“.

Mein Beitrag war es auch heuer wieder, mich mit selbstgemachten Süßigkeiten einzubringen und entsprechende Etiketten zu gestalten. Neben den schon zur Tradition gewordenen indischen rava laddhus probierte ich heuer erstmals ägyptische Dattel-Nuss-Kügelchen. Meine Schwester buk italienische Kekse mit dem sperrigen Namen brutti-ma-buoni. Übersetzt heißen diese leckeren Dinger häßlich-aber-gut. Ich versuche uns als Comedor del Arte ja jedes Jahr mit internationalen Süßigkeiten zu positionieren, schließlich gehen viele verschiedene Nationalitäten bei uns ein und aus. Und Interesse für das andere beginnt nicht selten im Magen und mit einem gut gefüllten Bauch(gefühl)!

Dass es dabei auch zu Missverständnissen kommen kann, darüber möchte ich abschließend noch eine lustige Geschichte erzählen.

Ägyptische und ukrainische Muffins

Franz Witzmann leitet zurzeit einen A1-Deutschkurs. Anders als alle bisherigen Comedor-Lerngruppen soll dieser Kurs mit einem anzustrebenden Prüfungsziel abschließen. Derzeit sitzen Schüler/innen mit fünf verschiedenen Muttersprachen bei uns – kurdisch-irakisch, arabisch-ägyptisch, ukrainisch, farsi und dari.

Franz bat nun auf mein Drängen, doch mehr verkaufbare Produkte auf dem Weihnachtsmarkt anzubieten, Vera aus der Ukraine und Nehed aus Ägypten, uns etwas Süßes für den Weihnachtsmarkt zur Verfügung zu stellen. Beide brachten uns dann zu unserer großen Überraschung nahezu idente helle Muffins. Jene von Vera waren zusätzlich liebevoll mit lila-weißem Zuckerwerk dekoriert. Ich finde diese Geschichte wirklich lustig, denn sie zeigt, wie international unsere jungen Frauen und Mütter denken, was sie für lecker befinden und vielleicht auch, was sie überhaupt selbst backen können – Muffins. Dass nicht beide vom gleichen Youtube Video inspiriert worden waren, merkte man beim Durchkosten, die Konsistenz der Teige war unterschiedlich. Während ich also nach ägyptischen und syrischen Rezepten forschte, gingen die beiden kulinarisch auf Europa zu.*

Ist das nicht ein schönes Bild? Trotzdem würde ich natürlich gerne ihre traditionellen Kekse kosten und auch bei uns verkaufen. Bei den nächsten Marktvorbereitungen werden wir das Keksebacken also zu einem eigenen Projekt ausrufen und dabei genügend Zeit einplanen, um unsere gegenseitigen Erwartungen zu diskutieren.

Liebe Grüße und alles Gute für das kommende Jahr wünscht, Alexandra Eichenauer-Knoll

* Um ein bisschen genauer zu sein: Britische Auswanderer brachten den Muffin im 19. Jahrhundert nach Nordamerika. Von dort wurde er weltweit verbreitet. Die aufwändigere Version des Muffins heißt übrigens Cupcake.