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(Deutsch) Kunst als soziale Intervention

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Beim Comedor Kulturfest 2018 am 21. August präsentierten wir ein 15 Meter langes Wandbild, das in zwei Workshops unter der Leitung der Kunstpädagogin Marianne Plaimer in Traisen und  Hainfeld entstanden war. In diesem Blog erzählt uns Marianne über die Hintergründe der Arbeit. Die Fragen stellte Alexandra Eichenauer-Knoll. Im Anschluss gibt es noch ein paar interessante Informationen über das Projekt Südrand zu lesen, die uns von Barbara Rieder zur Verfügung gestellt worden sind.

In der Fotogalerie gibt es 10 ausgewählte Workshopfotos zu sehen. Mehr Fotos gibt es wie immer auf Facebook.

LIebe Marianne, das Mural ist fertig! Es ist sehr farbenkräftig und ausdrucksstark geworden und hat die beachtliche Länge von 15 Metern erreicht. Von der Definition her ist ein Mural ein Wandbild im öffentlichen Raum. Inwiefern hast du den Begriff abgewandelt?

Marianne Plaimer: Ein Mural ist, wie du ganz richtig gesagt hast, ein Wandbild, das im festen Verband mit z. B. einer Mauer steht. Gegenwärtig wird dieser Begriff oft im Zusammenhang mit Street-Art oder Graffiti verwendet. Dieses Bild ist zwar transportabel, das Erscheinungsbild dieser Malerei aber erinnert sehr stark an Malereien, die im öffentlichen Raum – vor allem in Städten – zu sehen sind. Deshalb auch habe ich diese Arbeit als „Mural“ bezeichnet.
Es ist gut, dass diese Arbeit transportabel ist – wir werden sie ja auch nach Traisen bringen, wo sie im Volksheim ausgestellt wird, und vielleicht findet sich dann auch irgendwo ein Fixplatz dafür.

Du hast  viele Personen in diese Arbeit einbezogen, aufgeteilt auf die Orte Traisen und Hainfeld. Wieviele Personen haben mitgemacht? Und erkennst du sie im Wandbild wieder?

Marianne Plaimer: Dieses Bild entstand in Zusammenarbeit mit „Südrand“, das ist die Jugendarbeit in Traisen, und mit dem Begegnungsraum „Comedor del Arte“ hier in Hainfeld. Und ich habe genau Buch geführt: 42 Kinder, Jugendliche und Erwachsene waren am Entstehen dieser Arbeit beteiligt – dazu gerechnet auch meine Schülerinnen und Schüler, die einige Porträtvorlagen für diese Arbeit zur Verfügung gestellt haben. Ich weiß auch ganz genau, wer was gemacht hat. Den wunderschönen Feuerwehr-Löschwagen ziemlich in der Mitte des Bildes hat der bald 14 Jahre alte Kevin aus Traisen mit soviel Energie und Geduld gemalt! Ein bisschen hab´ ich ihm auch helfen dürfen, weil er alles wirklich perfekt und wirklichkeitsgetreu darstellen wollte. Und sehr berührt hat mich auch die Zeichnung von Mohammed – ganz links außen im Bild. Wir sehen hier einen gescheiterten Fluchtversuch.

Gab es Unterschied zwischen den Workshops bei Südrand und im Comedor del Arte?

Marianne Plaimer: „Südrand“ spricht Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 13 bis 23 Jahren an. Unter Jugendlichen gibt es natürlich eine ganz andere Dynamik, als in Gruppen, in denen Menschen jeden Alters zusammenarbeiten, wie das bei „Comedor del Arte“ der Fall ist. Hier waren am ersten Projekttag Leute im Alter zwischen 3 und 92 Jahren dabei, die 3-jährige Stefanie und Frau Hermine Pacher, der wir die 92 Jahre ohnehin nicht abnehmen. Und diese unterschiedlichen Gruppendynamiken haben sich schon auch auf die künstlerischen Herangehensweisen ausgewirkt: Sehr bedacht gingen die Jugendlichen bei „Südrand“ an die Sache heran. Da wurde genau überlegt, welches Motiv umgesetzt werden soll und es wurden Vorzeichnungen angefertigt, die dann auf die Kartons übertragen wurden. Im „Comedor“ legten wir den Karton auf und die Leute begannen ganz spontan zu zeichnen und zu malen. Und auch diese unterschiedlichen Herangehensweisen haben die Arbeit so spannend gemacht.

Du hast dann zu hause alles zusammengefügt, keine leichte Aufgabe oder?

Marianne Plaimer:  Ja, eine Heidenarbeit war das dann noch! Eine große Herausforderung, weil ich wirklich jede noch so kleine Zeichnung ganz behutsam in das Gesamte einbetten wollte.

Was bedeutet Kunst für dich, was interessiert dich am Kunst machen?

Marianne Plaimer:  Meine Kunst hat sehr viel mit dem Begriff „Kunst als soziale Intervention“ zu tun. Von Anfang an lege ich meine Projekte so an, dass viele Menschen miteinbezogen werden, auch die, die in ihrem Alltag mit Kunst vielleicht nie in Berührung kommen. So habe ich 2004 zum ersten Mal im öffentlichen Raum gearbeitet – das war eine Zusammenarbeit mit der Firma Neuman in Marktl.
Immer steht der Prozess, das Zusammenwirken, die Interaktion im Vordergrund. Da entsteht eine unbeschreiblich positive und motivierende Arbeitsatmosphäre. Und das Resultat zeigt dann so etwas, wie einen Teil der  gesellschaftliche Wirklichkeit, weil sich hier viele Menschen zum Ausdruck bringen.

Du arbeitest sehr viel mit Jugendlichen zusammen. Was können wir deiner Meinung nach als Erwachsene von ihnen lernen?

Marianne Plaimer:  Die spontane Freude am Tun, die Begeisterungsfähigkeit und vor allem die Unvoreingenommenheit – die Offenheit gegenüber allem Neuen. Pablo Picasso hat im Alter von 90 Jahren gesagt: „So alt habe ich werden müssen, um wieder so zeichnen zu können, wie Kinder es tun.“

Abschließend, wie geht es dir jetzt?

Marianne Plaimer:  Ich bin sehr glücklich über diese Arbeit. Sie trägt den Titel „Work In Progress“ – also „noch laufende“ oder „sich ständig weiterentwickelnde Arbeit“ und diese Malerei zeigt, wie gutes und respektvolles Zusammenleben funktionieren kann und auch in Zukunft funktionieren wird.  „Südrand“ und „Comedor del Arte“ leben genau das beispielhaft vor und das bringt die Malerei zum Ausdruck.
Und letztlich zeigt die Arbeit sehr eindringlich, was sich eine Gemeinschaft, in der zu starke soziale Defizite zugelassen werden, vergibt. Leider erleben wir diesen gesellschaftlichen Zustand momentan in einer fast unerträglichen Art und Weise.

 

Südrand – Mobile Jugendarbeit Traisen

Seit dem Jahr 2004 arbeiten Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen von Südrand erfolgreich mit Jugendlichen zwischen 12 und 23 Jahren in der Marktgemeinde Traisen. Derzeit besteht das Team aus 4 Personen.

Mobile Jugendarbeit baut auf verschiedenen Säulen auf: Streetwork – aufsuchende Soziale Arbeit im öffentlichen Raum Traisens; Offener Betrieb – die Anlaufstelle der Mobilen Jugendarbeit ist ein wichtiger Rückzugsraum für Jugendliche, in dem sich verschiedene Kulturen friedlich begegnen; Projekte – Workshops und Aktionen in der Anlaufstelle und im öffentlichen Raum; Beratung/Begleitung – bei jugendrelevanten Themen wie bspw. Sexualität, Rechtliches, Behördengänge, etc. Unsere Arbeit orientiert sich am Qualitätshandbuch für Mobile Jugendarbeit Niederösterreich, in dem Mindeststandards, Arbeitsprinzipien und Methoden festgelegt sind.

Wir sind ein niedrigschwelliges, freiwilliges Angebot für Jugendliche und junge Erwachsene. Wir halten uns vorwiegend dort auf, wo Jugendliche Zeit bzw. ihre Freizeit verbringen. Wir versuchen in den Begegnungen Vertrauen aufzubauen. Wir sprechen von professioneller „Beziehungsarbeit“. In der Regel sind wir dann für Jugendliche erwachsene Ansprechpersonen bei jeglicher Art von Fragen und Themen. Unsere Anlaufstelle findet sich seit 2011 in der Mariazeller Straße 49 (direkt in den Ortskern).

Warum Kunstprojekte?

In Kunstprojekten können Jugendliche ihre Kreativität entdecken. Warum entdecken? Häufig ist es so – und da sprechen wir von Erfahrung – dass Jugendliche bei den Projekten nur mal vorbeischauen und sich nicht unbedingt sofort trauen mitzumachen. Durch das Zusehen kommen sie dann aber selbst ins Tun. Was dann entsteht, spricht für sich selbst. Wir sind überzeugt, dass in jedem jungen Menschen kreatives Potential steckt. Kunst bzw. Jugendkulturarbeit im Allgemeinen bietet jungen Menschen einen Rahmen, in dem sie ihre Alltags- und Lebenserfahrungen mit künstlerischen Medien (Film, Musik, Tanz, Theater oder bildnerisches Gestalten) ausdrücken und umsetzen können. Sie knüpft an Ressourcen und Fähigkeiten von Jugendlichen an.

Wir haben mit Marianne bereits mehrere Kunstprojekte in Kooperation umgesetzt wie die Jugendraumschaffung 2010, MAKE SOMETH!NG 2011, Traisen4Ever 2013, Avatare aus Abfallkarton 2016 und Graffiti-Kunstwerke auf Kartonflächen. Wir schätzen die Arbeit mit Marianne sehr!

Barbara Rieder/Südrand Traisen

(Deutsch) Unser Kulturfest am 21. August 2018

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Zum bereits zweiten Mal veranstalteten wir Mitten im Sommer an einem Dienstag ein Kulturfest im Kultursaal von Hainfeld. Danke an die Stadtgemeinde Hainfeld für die Zuverfügungstellung dieses schönen Raumes!

Auch diesmal wurde Kunst in ihrer Vielfalt präsentieren:

15 Meter langes Wandbild
Es ist das Ergebnis zweier Workshops unter der Leitung der Kunstpädagogin Marianne Plaimer – entstanden im Südrand-Zentrum (mobile Jugendarbeit in Traisen) und im Begegnungshaus Comedor del Arte in Hainfeld. Ein Bild, an dem viele große und kleine Hände mitgemalt haben. Marianne Plaimer und Barbara Rieder von Südrand erzählten über ihre Arbeit. Danke über die freundlichen Geleitworte von Prof. Gotthard Fellerer vom Kulturforum NÖ.

Danke an das “NÖ-Kulturforum“. Es unterstützt dieses “work in progress” finanziell und ideell. „Wir sind Förderer und verstehen uns als Kulturvermittler. Nicht Angepasstheit, sondern kritisches Kulturengagement kennzeichnet unser Tun.” www.noe-kulturforum.at

Weltmusik
Unser Saz-Spieler Osman Henr und die Rockband 0816 aus St. Pölten haben uns musikalisch durch den Abend begleitet.

Theatergruppe Simorgh
Die Theatergruppe Simorgh Österreich spielte das Stück „Alte HeldInnen oder das Stück von Gut und Böse“, das für den Auftritt auf der „Friday Carpet Stage“ des Weltmuseums erarbeitet worden war. Besonders die Tanzeinlage im Stück wurde begeistert aufgenommen.

Nachher gab es Gelegenheit zu plaudern und  leckere, internationale Gerichte zu kosten!

 

Danke an Marianne Plaimer für die vielen schönen Fotos! Noch mehr Fotos gibt es wie immer auf Facebook.

Einladung Kulturfest_A5

(Deutsch) Friday Carpet Stage. Zeige Wien dein Talent!

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Das Weltmuseum Wien bietet zum ersten Mal in diesem Sommer bei der stark frequentierten HeldenBar am Heldenplatz zehn talentierten Acts eine etwas andere Bühne. Motto: „Friday Carpet Stage. Zeige Wien dein Talent. Am Heldenplatz!“

Auf den Tipp einer lieben Bekannten hin bewarben wir uns mit der Theatergruppe Simorgh um einen Auftritt – und wurden prompt genommen. Hossain Rezaie, der mit Mohammad Ahmadi die ersten Stücke in Österreich nur pantomimisch dargestellt hatte, nahm die Gelegenheit beim Schopf und entwickelte ein weiteres Theaterstück für diesen Auftritt. Erstmals ein richtiges Sprechstück mit deutschem Text. Ich finde, das ist eine interessante Entwicklung, für ihre Theaterarbeit in Österreich und natürlich auch zur Verbesserung ihrer Deutschkenntnisse. Ich half Hossain nur dabei, die Sätze klar verständlich niederzuschreiben. Neu bei diesem Stück namens „Alte HeldInnen oder das Stück von Gut und Böse“ ist auch, dass drei Österreicher/innen, genauer ein Teil des Herzverstand-Vorstandes mitspielt – Franz Witzmann, Cornelia Fuchs und Renate Höfler. Die Proben verliefen amusant, Franz als Robin Hood in grünen Strumpfhosen war ein Bild für Götter, Renate Höfler als Johanna von Orleans und Cornelia als nervöse Theaterproduzentin erwiesen sich ebenfalls als gute Besetzungen! (Großer Dank an die Theaterpädagogin Emina Eppensteiner, die eine Probe besuchte und dann Kostüme und Requisiten zur Verfügung stellte sowie an Mario Schagerl für die Tonanlage!)

Am Freitag, den 27. Juli war es dann soweit. Wir reisten mit drei Autos nach Wien. Von 17 bis 19 Uhr war die Bühne für uns reserviert. Osman Henr, ein kurdischer Saz-Spieler war auch mit dabei. Seit wir ihm eine Saz (= türkische Langhalsgitarre) organsiert haben, spielt er unentwegt und auch gerne öffentlich. Osman sollte zwischen den Stücken abwechselnd mit einem afghanischen Musiker auftreten.

Das Wetter war perfekt – Summer in the City, Freunde und auch uns unbekannte Personen mischten sich in das Publikum in der Chill-Zone des Weltmuseums.

Es wurde ein gelungener Nachmittag, auch wenn unseren Pantomimen aufgrund der Hitze beim ersten Stück „Bushaltestelle“ die weiße Schminke im Gesicht beinahe flüssig wurde. Das neue Stück stand wurde begeistert akklamiert, die Truppe bewies auch großes Improvisationstalent! Und Mohammad berührte im dritten Stück „Jäger“ wieder einmal mit der dramatischen Darstellung eines Vogels, der von einem Jäger abgeschossen wird. Abschließend wurde noch zur Musik von Osman getanzt – spontan und fröhlich. Spontan und nachdenklich meldete sich dann noch Dr. Gisela Malekpour zu Wort, die als Vertreterin der Diakonie und der Evangelischen Kirche in NÖ die aktuellen Tendenzen in der Flüchtlingspolitik mit großer Sorge verfolgt und ebenso verzweifelt über die Tatsache ist, dass erfahrenen Organisationen wie der Diakonie die Betreuung und Beratung geflüchteter Menschen schleichend entzogen wird.

Ich denke, es gibt kein passenderes Museum als das Weltmuseum Wien (zuvor Museum für Völkerkunde) mit seiner ethnologischen Sammlung aus allen Kontinenten, um dem Comedor del Arte aus Hainfeld eine Bühne zu geben. Es war ein stimmiger Nachmittag in Wien, entspannt, lustig und getragen von gegenseitigem Wohlwollen und Interesse. Es wäre schön, wenn auch in der Politik etwas mehr sommerliche Entspannung angesagt wäre, statt noch mehr Druck und Bedrohung auf ohnehin schon traumatisierte Menschen auszuüben.

Großer Dank an das Weltmuseum und die Organisatoren der Friday Carpet Stage für diese Einladung!

Alexandra Eichenauer-Knoll

Fotos dazu hat Franz auf unsere Facebookseite gestellt:

https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10213368925837488&set=a.10213368870436103.1073741968.1229156225&type=3&theater&ifg=1

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A-capella singen

Nina Braith ist Sängerin und gebürtige Kaumbergerin. Gemeinsam mit Juci Janoska und Eva-Maria Bauer hat sie den Verein AcaLala gegründet. Der Verein möchte Chor und A-cappella Gesang fördern und auch eine Plattform für Vernetzung, Austausch und Fortbildung, sowie für Auftrittsmöglichkeiten sein.

Mit Workshops und Konzerten in den Orten Kaumberg, Bruck an der Leitha und Hollabrunn sind sie letztes Jahr gestartet. Heuer findet das Projekt wieder statt. Im Comedor del Arte gibt es zusätzlich ein kostenloses Workshop. Die Teilnehmer können ebenfalls auf der Araburg auftreten. Dort wird dann auch das Ensemble von Nina Braith zu hören sein – der Beat Poetry Club. Wir freuen uns schon alle sehr auf diesen Abend!

Acalala-Workshop (Acapella singen)
Workshop-Leitung: Nina Braith
15. Mai und 29. Mai von 16.00 – 18.00 Uhr
Konzert auf der Araburg am 9. Juni abends

siehe auch www.acalala.at

(Deutsch) Schneidermeister Ali Hossaini

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Seit wir unser Nähstubenprojekt im Comedor begonnen haben, entwickeln wir Nähworkshops oder Nähprodukte, um sinnstiftend Menschen Integrationsmöglichkeiten zu bieten. Denn viele Personen, Männer wie Frauen, besonders aus Afghanistan und dem Iran, können gut nähen. Für Frauen ist es oft eine Selbstverständlichkeit und auch eine Notwendigkeit, um die eigenen Kinder einkleiden zu können. Viele haben aber auch in Fabriken gearbeitet, im Iran oder in der Türkei.

Ali Hossaini, der im Iran vier Jahre Herrenschneider gelernt hat, ist uns besonders aufgefallen – durch seine Schnelligkeit, aber auch durch seine Geschicklichkeit. Beim Projekt Engelkleidernähen für die Weihnachtsstadt 2017 konnte er auch die anwesenden Werklehrerinnen von seiner Professionalität überzeugen. Für den Weihnachts- und Ostermarkt nähte er uns dann Ofenhandschuhe aus alten Jeansresten. Diese wurden gerne gekauft, waren sie doch innen mit einem bunten Stoff gefüttert. Ich ließ mir sagen, dass so eine Arbeit schon ganz schön knifflig sei.

Um zu sehen, wieviel in Ali Hossaini nun wirklich an Schneiderpotential steckte, ließen wir ihn für Clemens, den Sohn von Franz, einen Anzug anfertigen. Aus Termingründen kam es nur zu einer einzigen Anzugprobe, normalerweise gibt es drei. Ali nähte Clemens einen richtigen Maßanzug und zeichnete sich den Schnitt dafür selbst. Da unsere Maschinen nicht so leistungsstark sind, nähte er die schwierigsten Teile dann im Nähcafé Was IhrWollt! fertig. Ali ist gute Industriemaschinen gewöhnt, das können wir ihm leider nicht bieten. Trotzdem sind wir froh, wenn er uns immer wieder etwas für die Märkte zum Verkaufen näht.

Der nächste Markt ist am Lebensgut in Rohrbach, diesen Samstag, den 5. Mai 2018. Da wir dort einen Sonnenschirm brauchen und der Stoff meines alten Sonnenschirmes sich heuer endgültig aufgelöst hatte, fragte ich Ali, ob er eventuell das Gestell neu überziehen möchte. Zwei Tage später überraschte er uns mit dem fertigen Schirm. Das war ein Spaß! Jetzt überlegen wir: könnte Sonnenschirme reparieren vielleicht eine Marktlücke (in Hainfeld?) sein.

Demnächst besucht Ali die Schneiderwerkstatt Kattunfabrik in Wien, wo sein Können professionell abgetestet wird. Wenn alles gut geht – und das vermuten wir doch sehr – könnte er eine kostenlose dreimonatige Einschulung auf die Markterfordernisse in Österreich bekommen. Ali ist ein guter Schneider. Es wäre wirklich sinnvoll, wenn er wieder in seinem Beruf arbeiten könnte!

Alexandra Eichenauer-Knoll

(Deutsch) Bunt und lecker – unsere Teilnahme am Ostermarkt in Hainfeld

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Unser Comedor del Arte hat heuer erstmals beim Hainfelder Oster(kreativ)markt mit zwei Ständen teilgenommen. Der Imbiss-Stand im Hof vor dem Gemeindezentrum wurde von Franz betreut und wie immer stand ihm der aus Wien angereiste Pardes Yagdary als Küchenchef zur Seite. Die gelieferten Bolanis und Scottish Eggs wurden dann vor Ort abwechselnd von Mohammad Ahmadi und Hosseain Rezaie in heißem Öl rausgebacken. Bolanis schmecken fast allen und sind so ein fixer Bestandteil aller unserer kulinarischen Außenauftritte geworden. Trotzdem versucht Pardes jedes Mal auch etwas Neues zu bieten, diesmal gab es einen warmen Kartoffel-Kichererbsensalat mit frischem Koriander und dem unaussprechlichen Namen Shor na Chot.

Kekse und Kuchen wurden von Mama Witzmann und mir geliefert. Die Kekse hatte ich erstmalig zum Teil in Säckchen verpackt und mit hübschen Etiketten versehen, das kam recht gut an. Franz war mit dem Verlauf recht zufrieden, für uns ist so ein öffentlicher Auftritt ja auch immer eine gute Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und Menschen sichtbar zu machen.

Auf unserem Stand im ersten Stock war heuer Ladan Zandiyeh das Gesicht zum Fotografieren. Die 19jährige Iranerin hatte schon im Vorfeld eifrig an Schachteln und Kärtchen gebastelt. Ihre hübschen, witzigen Kartons eignen sich besonders für Hochzeiten oder Geburtstage – zum Befüllen mit Gutscheinen, lieben Worten, Fotos und Sprüchen.

Auch Cornelia Fuchs hatte geradezu ein Feuerwerk an Ideen entwickelt, um unseren Stand bunt und abwechslungsreich zu präsentieren. Da gab es fröhlich-duftige Osterdeko aus Karton, Keramiksymbole – als Geschenkanhänger oder auf Äste geknüpft -, Recycling-Kerzen, lustige Tonosterhasen auf Wackelsteinen, in blumiger Serviettentechnik aufgemotzte Ernussdosen oder geritzte Teelichter mit lustigen Sprüchen.

Recycled waren auch die genähten Sachen, die wir von unserem Herrenschneider Ali Hossaini bekommen hatten, Patchwork-Untersetzer, Ofenhandschuhe, Teekannenwärmer und lustige Topflappen in Herzform. Auch die Taschen von Kathrin Mayer aus ihrer 1000taschen Sozialinitiative hatten wir mit. Sie sind zwar relativ teuer, wer aber schon eine solche Tasche besitzt und das berühmte blaue Plastikinnenleben schätzt, kauft gerne nach. Ich selbst hatte ein „Fuchs und Henne“-Spiel, das ich schon einmal für ein Workshop entworfen hatte, drucken lassen und um 4,- verkauft. Spielbohnen im Tütchen gabs um weitere 50 Cent dazu.

Viel Kleinzeugs, und doch: am Schluss hatten wir damit eine lohnenswerte Summe erwirtschaftet. Dank auch an unser Verkaufstalent Renate Höfler. Sie sagte es den Leuten klar und deutlich, worum es bei diesem Marktauftritt schlussendlich (auch) geht: Mit jedem Kauf wird unser Integrationsprojekt unterstützt.

Mein persönliches Resumée: Marktstandlerin sein ist lustig, aber wahnsinnig anstrengend. Am 5. Mai sind wir übrigens wieder auf Kundenfang – am LebensGut Frühlingsmarkt in Rohrbach von 10.30 – 18.30 Uhr

Frohe Ostern wünscht Alexandra Eichenauer-Knoll

(Deutsch) Upcycling für die Osterstadt Hainfeld

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Elisabeth Hasler vom Nähcafé „WasIhrWollt!“ hatte es übernommen, für den Verein „Wir Hainfelder“ Osterschmuck für die Stadt zu basteln. Wir vereinbarten, am 10.3. nachmittags bei uns im Comedor ein Workshop zu veranstalten. Leider war aber just in dieser Zeit und bereits zum zweiten Mal (letztes Jahr dauerte es noch viel länger) die Wasserzuleitung eingefroren. Der Comedor stand ohne Wasser da und die zuständige Hausverwaltung konnte uns auch nicht helfen. Wahrscheinlich müsste man die Leitungen vom Haupthaus aufgraben und das möchte man wohl vermeiden. Alle hofften also auf wärmere Zeiten. 

Daher trafen wir uns bei Elisabeth Hasler im Nähcafé. Auf ihrem Zuschneidetisch hatte sie schon alte Verpackungsbänder in weiß und schwarz, die über Kartons gespannt werden, und weichere bunte Plastikbänder in einem großen Kuddelmuddel angehäuft. Mithilfe von fünf mit Büroklammern gefüllten Tackern sollten diese Verpackungsreste zusammenmontiert werden. Ich war ehrlich gesagt ein bisschen ratlos angesichts dieses Müllberges. Wie sollte das funktionieren?

Franz brachte eine iranische Familie mit, die relativ neu bei uns ist und deren 19jährige Tochter Ladan uns derzeit auch mit kreativen Ideen für den Ostermarkt beschenkt. Bald gesellten sich auch Razieyeh Sahrifi und Nasibe Hazanzada dazu, die beiden sind ja meist bei allen Workshops tatkräftig dabei.

Wir standen um dem Tisch und – ich hätt es nicht gedacht – im Handumdrehen stapelten sich die fertigen Stücke um uns, wobei jede Frau einen eigenen Stil entwickelte. Elisabeth „webte“ solide, quadratische, bunte Flecken. Ladan googelte wie immer zuerst einmal, wobei sie in einem unglaublichen Tempo auf ihrem Handy werkte. Die junge Frau, die im Iran bereits 2 Jahre Architektur studiert hat, kann sehr rasch dreidimensionale Anleitungen erfassen und umsetzen. Und so bastelte sie aus den Bändern Rosen, Gesichter und zuletzt noch Spinnentiere. Nasibes Stücke wiederum waren leicht und hatten oft als Akzent eine kleine Masche. Das war mir schon beim 1000taschen-Workshop aufgefallen. Nasibe liebt Mascherln. Razieyeh wiederum suchte mehr die Goldbänder heraus und ich freute mich daran, Farben und Materialien zu kombinieren. Eigentlich eine schöne Spielerei, dachte ich. Zwischendurch las ich Bänder der Caritas-Haussammlung und beschenkte damit die Frauen. Immerhin sind auf diesem sinnstiftende Sprüche zu lesen, geschrieben im Gottesvertrauen darauf, dass der Frieden einkehren werde.

Während wir bastelten und tackerten, unterhielten sich die anwesenden Männer und testeten den Grieskuchen, den ich erstmals gebacken hatte – schon ein Prototyp für den Ostermarkt. Eine angenehme, entspannte Stimmung herrschte im Laden. Zum Schluss hatten wir 47 Stücke gebastelt und der Müllberg am Tisch war fast verschwunden.

Basteln ist eine Sache, die Objekte dann aber auf Bäume im Straßenraum befestigen die andere. Katerina Zehetmayer, die Leiterin der Ostergruppe von „Wir Hainfelder“ suchte für den darauf folgenden Mittwoch Hilfe beim Bäumeschmücken. Wir baten Ramazan Sadegi und Aref Aminrad, uns zu helfen. Gemeinsam mit einem Gemeindemitarbeiter, der zwei Leitern mitbrachte, starteten wir am Hauptplatz los. Es gab ja nicht nur unseren Recyclingschmuck, sondern auch bemalte Ostereier und sehr hübsche Schmetterlinge, die der Montessori Kindergarten gebastelt hatte, zum Behängen der Bäume. Aref erwies sich dabei als ein äußerst talentierter Kletterer. Der schlanke, langbeinige Mann arbeitete sich behende nach oben. Es war ein Vergnügen ihm zuzusehen. Und so flatterten bald die Schmetterlinge, Ostereier und unsere Objekte im Wind. Nach eineinhalb Stunden fror es uns allerdings schon ziemlich in den Händen, dafür hatten wir fünf Bäume, einige Sträucher und den Schubert Brunnen bei der Gemeinde mit fröhlichem Osterschmuck aufgeputzt. Mögen sie die Stadt erfreuen und vor allem oben bleiben!

Liebe Grüße aus der Osterstadt Hainfeld, Alexandra Eichenauer-Knoll

 

 

 

 

 

(Deutsch) Engelstadt Hainfeld – ein Staffellauf an kreativen Projekten

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Die Hainfelder Weihnachtsstadt 2017 stand ganz unter den schützenden Flügeln jener Himmelsboten, die uns die Frohe Botschaft des Friedens verkünden – den Engeln. Das Weihnachtsteam des Stadtmarketingvereins, dem auch ich angehöre, hatte sich dafür wieder verschiedene Projekte einfallen lassen. Kinderchöre sollten in Engelkleidern auftreten, Rotkreuz-Engel Pakete für ein Sozialprojekt verkaufen, die Keramikerin Martina Aigner einen eigenen Hainfelder Engel gestalten, und auch die Weihnachtsbäume in den Auslagen würden mit Engelschmuck dekoriert werden. Wie schon letztes Jahr gab es im Zuge der zahlreichen Vorbereitungen auch Gelegenheit, die kreativen und geschickten Besucherinnen des Comedor del Arte einzubeziehen.

Das aufwendigste Projekt – Engelkleidernähen

An einem Nachmittag und zwei Abenden trafen sich das Weihnachtsteam und fünf Näher bzw. Näherinnen des Comedor del Arte zu je 4 Stunden im Werkraum der Volksschule Hainfeld. Elisabeth Hasler vom Nähcafe WasIhr Wollt! leitete das aufwendige Projekt mit dem Ziel, 40 Engelkleider in unterschiedlichen Größen zu erzeugen. Es war ein intensives, aber auch fröhliches Werken, die Nähmaschinen surrten und sogar ich, die ich wahrlich nicht nähaffin bin, wurde im Zuschneiden eingeschult. Sehe ich heute die Fotos der Kinder in den Engelkleidchen – die 2 Volksschulchöre, den Montessori-Kindergartenchor und unsere Rotkreuzengerl – so bin ich wirklich stolz auf unsere fleißigen Schneiderinnen, namentlich auf die Schneider Ali Hossaini und Ali Nazemi, sowie auf die Schneiderinnen Raziyeh Sharifi, Nasibe Hasanzada und Raziyeh Nasemi.

Da dieses Engagement wirklich überdurchschnittlich arbeitsintensiv war und alle sehr engagiert und zeitgerecht mithalfen, konnte ich den Verein Wir-Hainfelder dazu gewinnen, uns als Dankeschön Geld für vier Sozialcomputer zu spenden.

 

Womit wir beim nächsten Projekt sind

Projekt Nähen im Tausch gegen Sozialcomputer

Der St. Pöltner Verein Gesa verkauft für „sozial schwache Menschen“ sogenannte „Sozialcomputer“. Darunter versteht man gespendete, gebrauchte Computer, die komplett neu aufgesetzt werden. Ich hatte ein Paket zu 66,- Euro/Computer zusammengestellt, inkl. allem drum und dran, das es braucht, um dann auch richtig losstarten zu können. Der bürokratische Aufwand dafür war allerdings erheblich, da nicht nur alle Ausweise in Kopien vorliegen mussten, sondern auch die einzelnen Einkommensnachweise, und dafür war in jedem Fall eine andere Einrichtung zuständig, befinden sich die Personen doch in unterschiedlichen Betreuungsverhältnissen und rechtlichem Asylstatus. Franz holte dann die Computer ab und brachte sie in die einzelnen Wohnungen. Ein Meilenstein für die meisten Leute! Nun können sie wesentlich besser surfen, Filme ansehen und vor allem Deutsch lernen.

Wir planen übrigens heuer auch Computerkurse anzubieten, um Programme wie Word oder Excel zu schulen. Die Ausstattung einiger Familien mit diesen „Sozialcomputern“ ist also schon als ein erster Schritt in diese Richtung zu sehen – nämlich Menschen auch EDV-fit zu machen. Danke in diesem Zusammenhang an den Stadtmarketingverein und an Martin Fuchs, der das Internet bei Ali installiert hat. Einen Wertkartencube zu installieren braucht starke Nerven!

Projekt Kreativmarkt: wir vertreten 3 Sozialprojekte!

Durch den Kontakt zur Firma Gesa wurde ich auch auf andere Bastelarbeiten aufmerksam, die die Firma Gesa selbst auf Märkten vertreibt und entschloss mich, einige Stücke ihres Recycling-Schmucks am Hainfelder Kreativmarkt feilzubieten. In der Gesa-Werkstatt werden alte Computer zerlegt und kleine Teile davon in Ringe und Ohrringe mittels Kunstharzguss verpackt. Sieht wirklich hübsch aus! Ich teilte den Schmuck auf die Papierschachteln auf, die Ali letztes Jahr mit Seiten aus einem Tierbuch angefertigt hatte.

Auch ein weiteres Sozialprojekt fand auf unserem Tisch Platz. Wir verkauften die Taschen von Kathrin Mayer, die das Projekt 1000taschen seit Jahren erfolgreich leitet und uns auch ihre spezielle Technik in einem Workshop bereits 2016 gelehrt hatte. 1000taschen vertreibt ausschließlich über Benefizprojekte, ich bin schon lange ein großer Fan dieser Idee.

Und dann gab es ja auch die Produkte aus unserer eigenen Werkstatt: Taschen und Ofenhandschuhe, die Ali aus alten Jeans angefertigt hatte. Und last but not least: Socken von Poldi Witzmann aus der Bernau sowie Schmuck und getrocknete Steinpilze von Cornelia Fuchs.

Ein bunter Warenkorb also, mit dem wir am Hainfelder Kreativmarkt Mitte Dezember vertreten waren. Danke an alle, die mich dabei unterstützten. Je mehr Leute am Stand verkauften, desto lustiger war es. Danke an Renate, Cornelia und Elfi! Speziellen Dank auch an Cornelia Fuchs, die live aus alten Atlanten Riesensterne bastelte. Das interessiert die vorbeiziehenden Leute! Man will ja schließlich nicht nur kaufen, sondern auch schauen!

Wie es zu dem Projekt Riesensterne basteln kam

Helga Czerny, die das Weihnachtsteam leitet, bat uns vom Comedor del Arte, noch 20 Riesenpapiersterne zu basteln, damit sie beim Kreativmarkt genug Schmuck für den Kultursaal und den Stiegenaufgang habe. Ein weiteres Projekt war damit initiiert! Wir trafen uns dafür in einer fröhlichen Runde bei mir zu Hause eines samstagsnachmittags: Renate, Cornelia und ihr Sohn Mario, Mohammad, Hussein, Sleman und ich. Bei so viel geschickten und fleißigen Menschen geht was weiter: zum Schluss hatten wir 38 Sterne. 20 gaben wir Helga, den Rest verkauften oder verschenkten wir beim Kreativmarkt. Es ist doch schön, auch etwas zum Verschenken zu haben!

Projekt Ess-Stand

Während wir am Kreativmarkt im warmen Kultursaal den Comedor vertraten, betreute Franz Witzmann währenddessen den Esstand unten im Freien. Pardes, unser Koch, war wieder aus Wien angereist, um für uns zu kochen. Auch Atef war aus St. Pölten gekommen, um uns zu helfen. Auf Vermittlung von Franz arbeitet Atef jetzt ehrenamtlich bei Emmaus St. Pölten mit und verkauft auch auf deren Flohmarkt. Und so strahlte er auch auf unserem Stand und konnte mit soliden Deutschkenntnissen im Verkauf helfen. Neben Bolanis und Samosas gab es heuer neu im kulinarischen Comedor-Angebot gekochte Eier, die mit Kartoffelfülle ummantelt und herausgebraten wurden. Um die Speisen warm anbieten zu können, kaufte Franz noch im letzten Moment eine Kochplatte. So konnte alles im Wok auf Anfrage fertig herausgebraten werden.

Hab ich jetzt schon alle Projekte aufgezählt? – nein, da fehlt noch das…

Projekt Engel nähen als Christbaumschmuck

Der Comedor wurde eingeladen, einen Baum in den Auslagen der Hainfelder Geschäfte zu übernehmen und dafür etwas zu produzieren. Elisabeth Hasler leitete den Workshop im Rahmens eines Nähstubensamstags mit einer Vorlage ein, aber es ist vor allem Cornelia Fuchs zu verdanken, dass dann auch wirklich so viele Stoffengel fertig geworden sind! Danke!! Schlussendlich landeten sie in der Auslage von Thür Mode & Trends. Ich finde, zu den ausgestellten Jeansprodukten passten sie auch besonders gut!

 

Sehr erfolgreich wurden übrigens auch die Überraschungspakte, die mit verschiedenen Spenden der Hainfelder Geschäfte gefüllt waren, durch die Rotkreuzengerl verkauft. Gelegentlich fanden sich darin auch noch Stoffsterne unserer fleißigen Comedor-Näherinnen, die bereits letztes Jahr produziert worden waren…

Und so ergab wieder einmal eins das andere. Mit Kreativität und guten Ideen, Einsatzbereitschaft und guter Laune wird vieles möglich – und ein Projekt reicht den Staffelstab dem nächsten weiter!

Einen guten Start ins Neue Jahr wünscht

Alexandra Eichenauer-Knoll

PS Haben Sie übrigens die Frohe Botschaft der Engel vernommen? Sie ist genauso verheißungsvoll wie radikal: es gibt nur ein rettendes Miteinander zwischen uns Menschen – ein Miteinander im Frieden! Und dafür muss das Trennende überwunden werden, sonst bleibt die Botschaft ein Traum. Lassen wir diese Botschaft also nicht nachlässig verkommen! Sie täglich neu zu erproben macht das Leben meiner Meinung nach erst so richtig lebenswert.

 

(Deutsch) Workshop Scherenschnitt

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Am 11. November fand im Comedor von 14 bis 18 Uhr der Workshop Scherenschnitt statt. Julia Dossi, eine Wiener Illustratorin und Medienarbeiterin hatte schon letztes Jahr den Workshop Collage bei uns geleitet und uns begeistert.

Auch heuer lief es wieder sehr entspannt und fröhlich ab. Zuerst zeigte uns Julia Arbeiten auf dem Computer, viele davon von berühmten Künstlern. Es war ihr wichtig die Bandbreite der Scherenschnitttechnik aufzuzeigen. Und auch wenn ihre Zuhörer/innen die deutsche Sprache meistens nicht so gut beherrschten, so verstanden sie doch die Bilder umso besser. Danach ging das Werken los. Manchmal waren über 25 Personen im Raum, davon viele Kinder, aber auch eine Dame mit an die 90 Jahren. Alle waren eifrig, viele Kinder bastelten sogar mehrere Laternen. Es war wirklich ein Spaß! Franz fotografierte und dabei entstanden wieder unzählige, lebensfrohe Fotos.

Julis Dossi schrieb uns noch über diesen Nachmittag: „Ich fand auch, dass es sehr schön und lustig war, und am besten hat mir gefallen, dass alle Teilnehmer – kleine Kinder, große Kinder, Männer, Frauen, Mütter, Väter, Geschwister, Hiesige und Zuagroaste – so enthusiastisch und kreativ mitgewirkt haben und ihre eigenen Ideen so vielseitig, bunt und individuell zum Ausdruck gebracht haben. Es war ein belebter, äußerst geselliger, konzentrierter und gemütlicher Nachmittag, an dem so viele hübsche Arbeiten entstanden sind. Das kommunikative, gemeinschaftliche Arbeiten im Comedor hat mir, wie schon beim letzten Besuch, sehr gut gefallen. Dankeschön an alle begabten Teilnehmer und die gute Organisation!“

 

Danke an die Leader-Region, die diesen Workshop unterstützt hat!

Comedor booth at Kreativmarkt

For the third time, Comedor del Arte will participate in the Kreativmarkt Hainfeld. A booth will be set up in the City Hall courtyard, and you can purchase soups, bolanis, falaffel, desserts and herbal teas. We are pleased that Pardes Jagdari will travel to Hainfeld from Vienna leading the kitchen staff!

Comedor del Arte will also have a table in the first floor this time around, where we will offer various bags and homemade sewn items. The popular 1000taschen will be available at our table. Many thanks to Kathrin Mayer for providing these bags, which are usually only available through social projects.

Hainfelder Kreativmarkt
City Hall
December 15 / 16
9am – 6pm

(Deutsch) Mit Parisa und Paria beim Kinderfreunde-Halloween-Basteln

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Bettina Pitterle, die Frau des Hainfelder Bürgermeisters und Leiterin der Kinderfreunde Hainfeld, hatte mir unlängst angeboten, doch mit ein paar von „unseren“ Kindern zum Kinderfreunde-Halloween-Basteln zu kommen.

Nun kann ich persönlich mit Halloween eigentlich gar nichts anfangen, bis auf die Tatsache vielleicht, dass ich schon seit den Anfängen dieser Mode in unserer Alpenrepublik gerne Kürbissuppe koche und Kürbisse abbrate und das ganz im Gegensatz zu meiner Mutter, die diese Tradition noch nicht pflegte. Angeblich ist Halloween ja jetzt ganz offiziell zum österreichischen Brauchtum erklärt worden. Und zwar in Zusammenhang mit den vielen halblustigen Fragen, die das neue Vermummungsverbot aufwirft. Naja, mag sein, für mich war auch das Oktoberfest immer typisch bayrisch und das sehen heute viele Österreicher ebenfalls anders.

Sei´s drum! Viel wichtiger ist doch, die freundliche Einladung als Chance für Integration zu begreifen. Und so war es dann auch. Am Nachmittag des 27. Oktober 2017 marschierten also die Zwillingsschwestern Parisa, Paria, ihre Mama Razie und ich Richtung Kinderfreundehaus in der Feldgasse. Auf dem Weg dorthin bestaunten wir schon einen zu einem Gesicht ausgeschnittenen Kürbis auf einer Hausmauer. Erste Einstimmung. Die Kinder fanden das lustig. Ganz einfach.

Als wir ankamen, ging es bei den Kinderfreunden schon hoch her, viele Kinder und Mütter bastelten mit großem Eifer dekorative Kürbisinstallationen, die beim Bastelprofigeschäft Gramm bestellt worden waren. Die Zierkürbisse wurden also nicht ausgeschnitten, sondern nur in einem Korb mit Rinden, Kastanien und Blättern dekoriert. Davor konnte man ihnen mit Klebepistolen Augen aufdrücken und mit dicken Stiften Nase und Mund ins Gesicht malen. Kinderfreundlich und ungefährlich.

„Meine“ Familie verstand rasch, was zu tun war. Es funktionierte, so wie es auch bei den Nähworkshops läuft – fast ohne Worte. Man sieht die anderen tun und tut es dann auch.

Nachdem zwei hübsche Kürbisdekos gebastelt waren, schauten wir uns noch etwas im Kinderfreundehaus um. Vor allem die lustigen Bewegungsspiele fanden Anklang, die zwei Pedalos waren im Dauereinsatz. Immer gab es dabei eine Hand, die den Kindern gereicht wurde, um dieses nicht ganz einfache Bewegungssspiel zu lernen. Zwischendurch wurde auch gemalt und die Kinderküche bestaunt. Abschließend stellten sich die Kinder noch für ein „NÖN-Foto“ zusammen. Ein Ritual, das die Kinder schon gut beherrschen.

Nach knappen zwei Stunden gingen wir wieder nach Hause, oder besser fuhren wir nach Hause, denn Franz hatte uns aufgrund des inzwischen einsetzenden, heftigen Regens mit dem Auto abgeholt. Beim Hinausgehen schenkte Bettina Pitterle Parisa und Paria noch zwei Papiermasken. Das war natürlich eine ganz besondere Freude.

Und ich stelle fest, dass alles gut gelaufen war, obwohl ich „meinen“ Leuten nicht die tiefere Bedeutung von Halloween erklärt habe. Vieles verdeutlicht sich in unserem Leben und unserer Kultur zum Glück ja auch ohne Worte. Grundsätzlich plage ich mich ein wenig mit dem komplexen Begriff Integration, was bedeutet er konkret, von Fall zu Fall? An diesem Nachmittag war es mir klar: zuschauen und nachmachen, ganz einfach!

Alexandra Eichenauer-Knoll

 

 

 

 

(Deutsch) Das Simorgh Theater-Österreich spielt in Hainfeld

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Franz und ich kennen Mohammad Ahmadi, 29 und Hussein Rezai, 28 schon seit bald zwei Jahren. Franz hat Mohammad die Teilnahme an einem Filmworkshop von Sonja Wessel im Sommer 2016 vermittelt, danach folgte ein Auftritt bei unserem ersten Kulturfest. Damals lernten wir Mohammad als professionellen und liebenswerten Pantomimen kennen. Dem folgten weitere Auftritte bei verschiedenen Veranstaltungen (Kulturfest Terra Madre Amor in Mitterbach und Tuwas-Fest in Rohrbach: „Jäger“, Comedor-Kulturfest am 1.8.2017 in Hainfeld: „Bushaltestelle“). Alle Stücke hat Mohammad Ahmadi gemeinsam mit seinem besten Freund Hussein Rezai einstudiert.

Beide Männer stammen aus Afghanistan und haben in Herat studiert. Mohammad hat das Lehramt für Geografie und Geschichte studiert und Hussein Journalistik und PR. Beide verbindet die Leidenschaft für das Theater und ihre Arbeit für das Simorgh-Büro in Herat. Seit kurzem wohnen sie wieder zusammen und können nun intensiver proben.

Derzeit bereiten Mohammad Ahmadi und Hussein Rezai ein Stück vor, das im Rahmen des ATINÖ-Theaterfestivals in Hainfeld am 21. Oktober aufgeführt wird. Mich interessiert ihre Arbeit schon lange und daher besuchte ich sie, um Näheres zu erfahren. Ich sprach vor allem mit Hussein, der schon besser Deutsch kann.

Alexandra: Seit zwei Wochen wohnt ihr jetzt schon am Lebensgut Miteinander in Rohrbach an der Gölsen. Wie geht es euch hier?
Hussein: Hier ist ein guter Platz mit guten Menschen. Im Moment ist eine Familie aus Frankreich da, abends kochen und essen wir zusammen, wir spielen auch. Wir spielen ein französisches Spiel namens Momo und ein Kartenspiel mit 8 Würfeln. Da weiß ich den Namen nicht. Es ist sehr lustig. Viele Menschen sitzen und spielen, bis zu 8 Personen um einen Tisch.

Alexandra: Ihr bereitet euch derzeit intensiv auf das Theaterfestival am 21. Oktober vor. Wie heißt das Stück, an dem ihr probt?
Hussein: Ich bin ein Mensch. Das Stück handelt von einer Familie, deren Leben durch eine Bombe zerstört wird. Die Mutter bleibt am Leben und denkt zurück.

Alexandra: Ein sehr schwerer Stoff, wie werdet ihr das darstellen?
Hussein: Wir mischen klassische und moderne Elemente. In der ersten Sequenz wird alles mit Schattentheater und Musik dargestellt. In der zweiten Sequenz gibt es Pantomine und Dialog. Wir sprechen Deutsch und Dari. In der dritten Sequenz ist die Frau alleine und singt.

Alexandra: Wer wird mitspielen?
Hussein: Es spielen fünf Personen mit, und eine Person ist im Hintergrund und hilft beim Umziehen und bei Licht, Sound und Vorhang. Die Personen auf der Bühne sind Mohammad und ich, Ali, seine Frau Razieh aus Hainfeld und Omulbenin, ein Mädchen im Volksschulalter, die mit ihren Eltern in Rainfeld wohnt. Sie spricht am besten Deutsch und wird einen Text lesen. Wir proben im Comedor del Arte. Ich danke Franz Witzmann dafür, dass er den Comedor gemacht hat. Da kann man hingehen und sprechen, Tee trinken und spielen.

Alexandra: Wer hat das Stück geschrieben?
Hussein: Ich habe das Stück geschrieben. Ich schreibe ca. seit 2010, vier Stücke habe ich in Afghanistan geschrieben, drei in Österreich mit diesem jetzt. Mohammad macht die Regie.

Alexandra: Was ist dir wichtig bei der Regiearbeit?
Hussein spricht für Mohammad: Er liebt die Regiearbeit. In Afghanistan hat er immer versucht, mit seiner Arbeit die Probleme in der Gemeinschaft aufzuzeigen, z. B. wenn in einem Spital schlecht gearbeitet worden ist. Er hat sich mit unfairer Behandlung der Frauen oder mit Ungerechtigkeiten gegen Frauen in den Familien beschäftigt. Mohammad hat mir das Thema gesagt und ich habe dann dazu ein Stück geschrieben.

Alexandra: Wo habt ihr in Afghanistan Theater gemacht?
Hussein: Wir haben für das SIMORGH-Film und Theaterbüro gearbeitet. Simorgh ist ein großer Vogel in der iranischen Kultur, der Menschen hilft. In diesem Büro haben 50 Personen gearbeitet. Eine Gruppe war für Kinder, eine für Erwachsene. Das Büro wurde von Abdul Haki Hamidi 2005 gegründet. Er ist ein berühmter Schrifsteller und Menschenrechtsaktivist. Die Leute sind zu uns in das Büro gekommen und haben das Theater angeschaut. Das Büro war auch auf verschiedene Festivals eingeladen, viermal in Indien, einmal in der Türkei, in Bangladesh und in Deutschland, dreimal in Schweden und auch in Amerika. Es gab auch Workshops amerikanischer Künstler bei uns in Herat. Auch Munira Hashimi, eine berühmte Regisseurin, hat mit dem Simorgh-Theater gearbeitet. Mohammad und ich haben in der Gruppe für Erwachsenentheater gespielt.

Alexandra: Gibt es das Büro noch?
Hussein: Nein, inzwischen ist das Büro geschlossen, Abdul Haki Hamidi ist nach Frankreich gegangen. Er hat zu viele Probleme bekommen, vor allem wegen der Arbeit mit und über die Frauen. Die Arbeit mit Ausländern und Frauen ist bei den Taliban verboten. Zuerst wurde in einer Moschee eine Fatwa gegen das Büro ausgesprochen. Dann kam ein Anruf mit einer Morddrohung und das dritte Mal haben Mohammad und ich einen Drohbrief bekommen. Vor allem wegen unsere Arbeit in einem Frauengefängnis. Darauf hat Abdul Haki Hamidi das Büro geschlossen. Wir beide waren also bis zum Schluss dabei.

Alexandra: Wo sind die anderen der Gruppe?
Hussein: Ein Teil ist nach Schweden gegangen, ein Teil nach Deutschland, in die Türkei, nach Indien und den Iran, Mohammad und ich sind in Österreich. Ein paar wenige sind in Afghanistan geblieben. Wir sind alle Hazara, eine Volksgruppe, die von den Taliban besonders verfolgt wird.

Alexandra: Seid ihr noch in Kontakt?
Hussein: Ja, wir sind teilweise noch in Kontakt.

Alexandra: Habt ihr Wünsche für die Zukunft?
Hussein: Ich möchte in Österreich leben. Ich möchte nicht in Angst leben. Ich möchte auf die Universität gehen und Kommunikation studieren. Außerdem möchte ich Theater spielen.
Mohammad: Ich möchte heiraten und eine Familie gründen. Und ich möchte Theater und Film machen.

Alexandra: Danke für das Gespräch! Ich wünsche euch beiden viel Erfolg!
Mohammad: Danke! Ich möchte auch allen danken, die uns hier in Österreich helfen, besonders Frau Roswitha aus Marchegg, sie hat mir besonders viel geholfen.

In der Fotogalerie sind ein paar Bühnenfotos der beiden Künstler.

 

Und hier gibt es Links zu Youtube-Videos des Simorgh-Theaters:

https://youtu.be/j9yHBN-yh5g

https://youtu.be/6knyy7fcmw54

https://youtu.be/iVUUpuir3NI

https://youtu.be/_RDtFxrf0X4

 

Nachtrag

Inzwischen ist der Auftritt vorbei, es ist alles gutgegangen, auch das Team von ATINÖ war total nett. Die Künstler und wir Betreuer wurden sogar vor Festivalbeginn zum Mittagessen eingeladen. Die Aufführung selbst war sehr berührend, für die österreichischen Zuschauer, aber auch für die zahlreichen afghanischen Freunde, die da waren. Ging es doch in dem Stück um die verzweifelte Lage der Hazara in Afghanistan. Interessant war für mich persönlich auch, wie wortgewaltig und stark Hussein die Figur eines Taliban verkörperte. Hussein spricht schon relativ gut Deutsch und trotzdem ist die fremde Sprache naturgemäß schwierig für ihn und er ringt immer wieder um Worte. Das lässt ihn dann leise und unsicher erscheinen. Umso aufregender ist es zu sehen, wie souverän er in der eigenen Muttersprache wirkt. Da kann er Sprachkraft und natürlich auch sein professionelles Können als Schauspieler wirklich ergreifend rüberbringen.

Auf dem Flipchart, das für Feedback im Gang aufgestellt war, wurden auch viele starke und mitfühlende Worte geschrieben. Alles in allem ein schöner Erfolg für die Künstler und für uns als Vermittelnde vom Comedor del Arte. Vielleicht ergibt sich ja noch die Möglichkeit, das Stück andernorts aufzuführen. Wir würden solche Gelegenheiten natürlich gerne wieder begleiten.

We sew angels made out of fabric

The motto of Holiday city Hainfeld 2017 is: City of Angels Hainfeld

During our next sewing Saturday we will therefore produce angels made out of fabric. The angels will be used to decorate the Christmas trees at the “Kreativmarkt”. Elisabeth Hasler from Naehcafe Was Ihr Wollt! will be leading the workshop.

We are looking forward to many sewing participants – both old time locals and newcomers to Hainfeld. Donations of sewing materials for the angels is appreciated.

Saturday, Oct 7, 2017; 2pm – 6pm
Sewing room at Comedor del Arte

Further information or questions:
Alexandra Eichenauer-Knoll
0664 / 10 26 798

(Deutsch) Besser Youtube hören als Grammatik pauken

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Auf Einladung des BHW fand am 5.9. im Comedor del Arte ein Workshop für ehrenamtliche Leiter/innen von Deutsch-Lerngruppen statt. Eingangs erzählte Mag. Andreas Pechter von der Koordinationsstelle für Ausländerfragen des Landes NÖ über die aktuelle Aufgabenverteilung in der Betreuung von Asylwerbern. Dann gab Martin Weinberger, ein erfahrener DaF/DaZ-Trainer des ÖIF, den anwesenden 12 Personen wertvolle methodische Tipps und Anregungen. Ich habe mir eifrig Notizen gemacht und möchte an dieser Stelle ein paar Erkenntnisse dieses Nachmittags niederschreiben.

1. Man muss zwischen Deutsch-Lerngruppen und Kursen unterscheiden. Wir im Comedor bieten bislang eigentlich Deutsch-Lerngruppen an – mit wechselnden Teilnehmer/innen und unterschiedlichen Sprachniveaus. Ein Kurs hingegen ist in der Definition des ÖIF an ein bestimntes Niveau gebunden. Eingangs gibt es einen Test, der das Niveau des Teilnehmenden bestimmen soll. Ein Kurs dauert dann 5 Wochen mit 16 Unterrichtseinheiten und ist auf 16 Teilnehmern beschränkt. Also auch die Dauer und die Teilnehmerzahl sind im Gegensatz zu unserem Angebot genau fixiert.

2. Egal, ob Kurs oder Lerngruppe. Es ist wichtig, sich als Lehrender immer wieder folgende Frage zu stellen: Welche Fertigkeiten möchte ich mit der Übung trainieren? Prinzipiell können die Fertigkeiten Schreiben, Sprechen (monologisches Fließsprechen oder dialogisches Sprechen), Lesen sowie Hören geübt werden. Besonders bei Anfänger/innen sollte das Hauptaugenmerk auf die Fertigkeiten Sprechen und Hören gelegt werden. Es ist also sinnvoller, mehr Zeit in das wiederholte Hören von Youtube-Videos zu investieren als in die Abarbeitung von Grammatik- oder Lückentexten. Grammatik, meinte Martin Weinberger etwas provokant, sei – ähnlich wie die Astrologie – eine Erfahrungswissenschaft und für den Spracherwerb nicht so wichtig. Wichtiger sei es Sprache und somit auch Grammatik durch das wiederholende Üben von Formeln zu lernen. Beispiel: Wir gehen in das Haus; der Ball ist auf dem Tisch usw. Wir denken ja auch nicht beim Sprechen, welchen Fall wir jetzt verwenden müssen (3. oder 4. Fall?) und wie der jeweilige Artikel dekliniert wird, sondern wir verwenden automatisch die richtige Phrase.

3. Auch die soziale Dimension des Lernens darf nicht unterschätzt werden. Fortgeschrittenere Schüler können als Hilfslehrer fungieren, z. B. als Adjudant oder Sekretär. Das stärkt die guten Schüler und motiviert sie. Negative soziale Erfahrungen können sich wiederum prägend auf die Beziehung zur neuen Zweitsprache auswirken. Sätze wie „Du kannst nicht gut genug Deutsch!“ sind nicht motivierend und sollten vermieden werden.

4. Es gibt drei Lerntypen. 70% – 80% nehmen Informationen visuell auf, ca. 25% auditiv und eine ganz geringe Zahl ist haptisch gepolt. Menschen, die gut auditiv lernen, können leichter ins Sprechen kommen, lernen allerdings oft ein typisches Gastarbeiterdeutsch. Martin Weinberger rät auf jeden Fall zu authentischen Hörübungen und empfiehlt wiederholtes Hören von Menschen, die in kurzen, normalen Alltagssituationen reden, vielleicht sogar im Dialekt und in einem realistischen Tempo. Die Schüler müssen sich an den spezifischen Klang und Rhythmus der Sprache in einer Region gewöhnen. Besser die Hörprobe öfters wiederholen, statt zu unterbrechen und zu erklären. Dazwischen kann man sich mit den Nachbarn über Unverstandenes austauschen.

5. Für den Einsatz von Übersetzern gibt es keine Regel. Es kann sinnvoll sein, vor allem bei der Erklärung einzelner Wörter, es kann aber auch problematisch sein, wenn falsche Übersetzungen gemacht werden.

6. Prinzipiell sind Kreativität und Abwechslung gefragt. So kann z. B. die Koppelung an Bilder, Gegenstände, Gedichte, Lieder, Orte, Farben oder sinnliche Eindrücke hilfreich sein Auch Bewegung zwischendurch ist sinnvoll. Wenn es das Zeitbudget eines Ehrenamtlichen erlaubt, wäre also die Auseinandersetzung mit Memotechniken ein Fundgrube für kreative Ideen. Zum Abschluss noch ein konkreter Tipp: Wann merken sich Menschen etwas leichter? Na z. B wenn etwas extrem ist – also extrem groß oder extrem komisch. Ein sprachliches Hoppala merkt man sich folglich leichter. Und man kann darüber auch herzhaft lachen.

Alexandra Eichenauer-Knoll

(Deutsch) Digital Storytelling – ein Film über das Making of

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Sonja Wessel hat bei uns heuer den Workshop „Digital Storytelling“ geleitet. Wir haben die aus Bayern stammende Medienkünstlerin letztes Jahr beim Mostviertelfestival kennengelernt und  waren von der Methode als auch von ihrer fürsorglichen und liebenswerten Art sofort begeistert. Die Technik des Digital Storytelling verbindet die uralte Tradition des mündlichen Geschichtenerzählens mit multimedialer Computertechnik. Eine kurze, auf die wesentliche Aussage reduzierte Geschichte, erzählt mit der eigenen Stimme des Autors, wird verstärkt durch die Verknüpfung mit Bildern und Musik. Die Bilder können aus dem Fotoalbum stammen oder auch speziell für die Geschichte fotografiert, gefilmt, gemalt oder aus anderen Quellen ausgesucht und gescannt werden. Durch ihre persönliche Perspektive, die audio-visuelle Verbindung und die Kürze des Film (3-5 Minuten) entsteht so eine ganz eigene, besondere Intensität und Kraft.
Wie vielfältig und aufwändig diese Arbeit ist, zeigt ein 11-minütiges Video, in dem Sonja Wessel das „Making Of“ der Filme erklärt, die im Comedor del Arte zwischen 24. und 28. Juli 2017 entstanden sind.
Die Filme des Workshops wurden anschließend auf dem Comedor-Kulturfest am 1. August 2017 im Kultursaal der Stadt Hainfeld gezeigt. Zum Schutz der Privatsphäre werden sie auf unserer Website nicht veröffentlicht. Bei Interesse zeigt Franz Witzmann sie aber gerne im Comedor her.

Sonja Wessel über ihren Zugang zum Digital Storytelling:
Nach elf Jahren als  Pädagogin in einer Kreativ-Werkstatt für Kinder und Jugendliche in Bayern suchte ich nach einer neuen Aufgabe und reiste ein Jahr durch die USA. Nicht wie erwartet in der Natur oder in der indianischen Kultur fand ich sie, sondern, zu meiner Überraschung, am Computer. Digital Storytelling faszinierte mich so sehr, dass ich diese multimediale Ausdrucksform zum neuen Berufsfeld machte und die Mobile Wirkstatt für Digitales Geschichtenerzählen gründete.
Digitale Geschichten berühren Herzen, inspirieren und schaffen Gemeinschaft!

Mehr Infos dazu gibt es auf ihrer Website:
http://www.medienwirkstatt.com/Stories.html

Danke an die Leader-Region, die diesen Workshop unterstützt hat!