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Aus der Stille in den Alltag
Die freie Journalistin Tina Engler hat mit Alexandra Eichenauer-Knoll ein Interview für die deutsche Zeitschrift VISIONEN geführt. Anlass war die Erscheinung ihres Buches: „Yoga und soziale Verantwortung“.
In diesem Interview finden zwei Welten, verknüpft durch Text und Bild, zusammen, die für Alexandra besonders wichtig sind – der Yoga und ihre Arbeit für den Comedor del Arte. Drei Bilder von Comedor del Arte Projekten sind in diesem Artikel richtig schön groß abgebildet: Alexandra vor der Tafel beim Deutschkurs stehend, das Puppenkleider-Nähworkshop und das Jeansschürzen-Nähworkshop.
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Unsere Heimat ist das Magazin der Region Traisen-Gölsental und erscheint einmal jährlich zu einem Schwerpunktthema. Dafür ist es besonders aufwändig konzipiert und recherchiert sowie liebevoll gestaltet. Heuer widmet sich das Magazin dem Schwerpunkt Kinderbetreuung. Einen Nachmittag lang war das Team rund um die engagierte Agenturchefin Sandra Gruberbauer von textART auch zu Gast bei uns im Comedor del Arte. Es entstanden wunderbaren Fotos und ein Text, der unsere Stärken in aller Kürze gut auf den Punkt bringt. Wir freuen uns sehr darüber!
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Franz Witzmann im Gespräch mit Alexandra Eichenauer-Knoll über die aktuellen Aktivitäten im Comedor del Arte.
Alexandra: Lieber Franz, es ist der 10. Mai 2022, wir sitzen jetzt gerade beim Mittagessen zusammen und ich frage dich: Wie geht’s im Comedor del Arte? Franz: Heute habe ich wieder mit einer neuen Deutschlerngruppe gestartet – mit Alla und Maryna aus der Ukraine. Mohammad und Kadija waren auch dabei. Es waren gute Begegnungen. Die zwei Ukrainerinnen wollen rasch lernen. Wir haben trotzdem erstmal mit dem Alphabet angefangen, damit sie da sicherer werden. Das ukrainische Alphabet ist doch anders. Ich starte erstmal mit Dienstag und Donnerstag, sie würden gerne jeden Tag kommen – schauen wir mal, wie das weitergeht. Ich habe wieder gemerkt, wie großen Spaß es mir macht, Menschen in die Sprache zu führen, überhaupt so eine lernbegeisterte Kleingruppe. In den zwei Stunden haben wir heute wirklich sehr viel weitergebracht. Ich möchte ja alle vier Kompetenzen schulen: schreiben, lesen, sprechen und hören.
Das ist jetzt schon der dritte Start mit einer Deutschlerngruppe für Ukrainer:innen. Die ersten sind relativ rasch in die USA ausgewandert, die zweite Gruppe nach Graz weitergezogen. Du bleibst flexibel. Ja, und es gibt ja auch sonst viel zu tun. Wir haben jeden Nachmittag Kinder zur Hausaufgabenbegleitung bei uns. Das läuft gut. Gestern kam wieder ein neues Geschwisterpaar, deren Mutter war bereits am Freitag gekommen und hatte angefragt. Die Familie ist schon über zwei Jahre in Hainfeld. Es hat ihnen recht gut gefallen. Ihr letzter Wohnort war Laibach. Im Moment haben wir wieder eine ziemliche Sprachenvielfalt, zu Arabisch und Dari gesellen sich jetzt mehr slawische Sprachen bzw. Worte.
Der Kontakt der ukrainischen Frauen mit der afghanischen Familie heute war auch sehr berührend. Wir haben Wortschatzübungen gemacht, auf Ukrainisch, Deutsch und Dari.
Lernst du dabei auch etwas? Naja nicht viel, aber Danke kann ich in den meisten Sprachen sagen. Dyakuyu auf Ukrainisch, Spasibo auf Russisch, tašakkor auf Dari.
Viele Kinder kommen derzeit in den Comedor. Da bietet es sich an, wieder beim Hainfelder Ferienspiel mitzumachen. Richtig und ich habe auch schon bei Judith Gramm angefragt, die bei uns heuer ein Tanzworkshop angeboten hat, ob sie dazu wieder Lust hätte. Sie macht wahrscheinlich mit. Der letzte Workshop war sehr intensiv. Die Kinderschar ist schon herausfordernd. Es sind ein paar sehr akrobatische Kinder mit auffallend guter Körperbeherrschung dabei.
Der Comedor del Arte entwickelt sich auch immer mehr zu einem Treffpunkt für Kinder und Jugendliche. Genau, der Comedor ist ja ein offenes Haus. Kinder kommen auch mal kurz vorbei und fragen: Ist der Shahab da, ist der Abdel da? Es ist sehr schön zu erleben, dass eine so große Vertrauensbasis unter den Kindern herrscht. Aber auch uns, den Betreuer:innen, wird viel Vertrauen geschenkt. Die Kinder erzählen uns alles, über ihre Reisen, Verwandtenbesuche oder was sie über die Feiertage gemacht haben. Und natürlich auch über ihren Ärger in der Schule.
Es entwickelt sich immer wieder etwas Neues. Diese Flexibilität zeichnet den Comedor aus. Es braucht einen fixen Ort, den Comedor, das war der Grundgedanke von Anfang an und der ist noch immer richtig. Das Andere entwickelt sich dann schon. Oft weiß ich gar nicht, woher die Kontakte kommen. Immer mehr Leute verweisen auf uns, eine ukrainische Frau kam z. B. über das AMS. Wir sind also eine Institution, haben auch Kompetenzen, aber keinerlei Macht.
Aber wir haben die Macht zu helfen. Ja und auch selbst gute Unterstützung. In den letzten Monaten sind die Nachmittage weniger anstrengend, weil Renate Höfler sehr regelmäßig kommt und auch Veronika Auer ein- bis zweimal die Woche mithilft. Das entlastet mich sehr.
Wenn man die Nachrichten hört, könnte man nur weinen. Aus Afghanistan die neueste Schlagzeile „Taliban beschließen Burka-Pflicht für Frauen“. Ja, und wie immer bewahrt mich aktives, zielgerichtetes Tun vor dem Wahnsinn. Würde ich nichts tun, mir alle die Nachrichten reinziehen und eine Meinung zu bilden versuchen, wäre ich überfordert. Gegen gewisse Sachen kann ich sowieso nichts tun, ich kann Putin nicht aufhalten oder die Taliban entmachten, aber ich kann hier etwas tun, das anderen hilft und Sinn macht. Die beste Strategie ist also aktives Tun. Und es gibt eh so viel zu tun.
Es gibt Leute, die sagen, ich will mir diese Verantwortung nicht aufbürden lassen, ich will nichts tun. Muss man etwas tun? Nein, man muss sich nichts aufbürden lassen. Ich will niemandem etwas aufbürden. Ich kann nur sagen, für mich ist es eine Riesenbereicherung, aber manchmal auch sehr herausfordernd. Dann muss ich darauf achten, dass es auch mir selbst gut geht. Wenn sich jemand aber lieber lächelnd dem Müßiggang hingeben will, mag das eine genauso gute Entscheidung sein. Es gibt so viele Lebensentwürfe, ich will darüber nicht urteilen. Für mich ist es jedenfalls heilsam etwas zu tun.
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Hainfelder Stadtflohmarkt
Nachdem der Hainfelder Stadtflohmarkt coronabedingt zwei Jahre lang nicht stattgefunden hat, freuen wir uns darauf, wieder teilnehmen zu können und durch Verkäufe etwas Geld für die Miete einzunehmen.
29. Mai 2022, 07.00 – 16.00 Uhr Inneres Stadtgebiet – Hauptstraße bis Hauptplatz, Hainfeld
Der Verein Herzverstand ist auf Nummer 55 zu finden.
Das Team des Comedor del Arte freut sich auf zahlreiche Besucher:innen!
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Liebe Freundinnen und Freunde des Comedor del Arte!
Ich habe ein Buch geschrieben, worin ich meine Arbeit als Yogalehrerin mit meinem Engagement, u. a. auch für den Comedor del Arte bzw. den Verein Herzverstand, verknüpft habe. Es freut mich, dass es nun in Hainfeld präsentiert wird:
Buchpräsentation in Hainfeld am 21. Mai 2022 und Vortrag: „Über die Geschichte der sozialen Verantwortung und Eigenverantwortung heute“.
Im Rahmen des NÖ-Museumfrühlings veranstaltet das Hainfeld|Museum eine Buchpräsentation am Viktor-Adler-Platz. Ich möchte dort über die Idee zum Buch und die Entwicklung des Verantwortungsbegriffes von Kant über Victor Adler bis heute sprechen. Außerdem möchte ich der Frage nachgehen: Warum braucht es aus der Sicht des Yoga moralische Prinzipien und Selbstfürsorge gleichermaßen, um gut durch einen Verantwortungsprozess zu kommen?
Es ist auch eine Einladung zur Diskussion und zum Beisammensein.
Zeit: SA, 21.5.2022, 19.00 Uhr Ort: Viktor-Adler Platz, 3170 Hainfeld Bei Schlechtwetter findet die Veranstaltung im Kultursaal der Stadtgemeinde Hainfeld statt.
Eine kurze Einführung:
Grundgedanke Ereignisse wie Umweltkrisen, Pandemien und Krisen der Asylpolitik machen deutlich, dass wir eine gemeinsame moralische Basis brauchen, um Probleme in gegenseitigem Respekt und auf demokratische Weise zu diskutieren und zu bewältigen.
Meine Herangehensweise
Ich versuche eine Annäherung über die Auseinandersetzung mit den Yama- und Niyama-Prinzipien aus dem Yoga-Sutra. Erstere beschreiben Verhaltensweise in sozialen Begegnungen, zweitere einen heilsamen Weg der Selbstfürsorge und Erkenntnis.
In ein Verhältnis bringen: Yoga und soziale Verantwortung
Anlass des Schreibens war die Einladung zu einem Yogakongress mit dem Thema Yoga und soziale Verantwortung. Beim Einlesen in das Thema wurde mir klar: Es gibt nicht nur unterschiedliche Herangehensweise an den Begriff (z. B. in der Sozialpsychologie, der Philosophie oder der Soziologie), sondern unser Verständnis von Verantwortungsübernahme hat sich auch im Laufe der Geschichte geändert. Daher habe ich ein Kapitel über „Die Geschichte der sozialen Verantwortung“ geschrieben. Hainfeld als Veranstaltungsort des Einigungsparteitages 1889/89 unter der Leitfigur Victor Adler kommt selbstverständlich in dieser Zeitreise vor.
Sich gründen in Yama– mit eigenen Beispielen
Yamas sind Verhaltensempfehlungen im Umgang mit anderen und auf der ersten Stufe des Achtfachen Pfades in den Yoga-Sutren beschrieben. Sie sind somit die gründende Basis für alle weiteren Überlegungen. Das Buch ist eine Aufforderung zum Tieferdenken auf das Verbindende zwischen moralischen Grundwerten und hinspürender Selbsterfahrung. Daher beschreibe ich auch selbst erlebte Situationen. Nicht um als ein “moralisches Vorbild“ zu dienen, nein – bitte nicht!! Sondern ich möchte vielmehr zeigen, wie man, ganz im Kleinen und Persönlichen, trotz Zweifel und innerer Widerstände, Verhaltensmuster verändern kann. Yoga ist eine Erfahrungswissenschaft und Authentizität dabei ganz wichtig. Auch die Verantwortungsübernahme ist ein langsames in-die-Kraft-kommen, wenn sie als ein heilsamer Prozess und nicht als Totalüberforderung angelegt sein soll.
Niyamas – Selbstfürsorge für zukünftiges Engagement Traditionell sind Niyamas eine Vorbereitung für den Weg in tiefe Versenkung und Erkenntnis. Aus der Sicht der Verantwortungsübernahme ist der hinspürende Zugang zur eigenen Befindlichkeit ebenfalls wichtig, sonst drohen Überforderung und Burnout. Gerade für ehrenamtliche Engagierte ist das Thema höchst bedeutsam. Ob ein Rückzug auf der Yogamatte, bei einem Waldspaziergang oder einem Konzertabend stattfindet, ist dabei nicht wirklich relevant. Wichtig ist, dass wir Ressoucen nutzen, die eine heilsame innere Gestimmtheit fördern – sonst werden wir zu hilflosen Helfer:innen.
Wer sich aber tatsächlich für meditative Praxis interessiert – im Kapitel über die Niyamas werden jedem Prinzip vier Stilleübungen zugeordnet. Auch in diesen zum Teil selbstreflexiven Übungen leuchtet das Thema Verantwortung immer wieder auf.
Das Thema Vertrauen – der roter Faden durch das Buch Die Texte für das Buch entstanden großteils im Winter 2020/21, als sich Österreich mitten in einem Covid19-Lockdown befand. Es war merkbar, wie das Vertrauen in die politisch Handelnden, auch befeuert durch Zweifel in den Social-Media-Kanälen, schwand. Für Yogaübende ist spürbares Vertrauen, zu sich, aber auch zu den anderen, von zentraler Bedeutung.
Ich möchte mit diesem Buch für das Vertrauen als demokratiefördernde Basis plädieren sowie für einen achtsamen Umgang miteinander und auch mit den Informationen, die auf uns laufend einströmen. Die Covid19-Pandemie ist noch nicht vorbei und schon tauchen Meldungen über den Ukraine-Krieg auf, die unser Vertrauen in vielerlei Hinsicht erschüttern. Da werden z. B. Flüchtlinge gegeneinander ausgespielt, aber auch voreilige Urteile gefällt und Meinungen gepostet. Auch diese Krise empfiehlt einen achtsamen und hinterfragenden bzw. kritischen Medienkonsum.
Im Yoga nennt man einen heilsamen inneren Zustand Bhavana und die vier in den Sutren erwähnten Zustände sind Liebe/maitri, Mitgefühl/karuna, Mitfreude/mudita und Gleichmut/upeksha. Wir werden noch viel Vertrauen brauchen, um all das Unerklärbare und Verstörende auszuhalten.
Alles Liebe, Alexandra Eichenauer-Knoll
Yoga und soziale Verantwortung. Sich gründen im Außen und Innen mit Yama und Niyama, von Alexandra Eichenauer-Knoll, Windpferd Verlag, 2022
Broschiert 224 Seiten + 60 Minuten Audiodownload, Format: 13,7 x 21,5 cm, ISBN 978-3-86410-352-0
Erhältlich selbstverständlich bei Skribo/Frau Buch in Hainfeld ;).
Das E-book ist über den online-Handel erhältlich.
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Es gibt diese beliebten Suchspiele mit zwei fast gleichen Bildern aber dann doch leicht zu entdeckenden Unterschieden – dort fehlt eine Blume, da hat der Hund einen Knochen im Maul. Man kennt das.
Hier präsentiere ich Ihnen nun ein Suchspiel für Fortgeschrittene und vor allem politisch wache Menschen: Beide Bilder zeigen Presseberichte zum Thema Zuwanderung und es ist nicht wirklich schwer die Unterschiede zu erkennen.
1. Bild: Im NÖN-Artikel aus der KW 5 Seite 47 geht es um eine Zukunftsdiskussion im Rahmen des Landesstrategie-Prozesses, der von der NÖ-Landesregierung angestoßen wurde. Dazu wurde sogar eine große Haushaltsbefragung durchgeführt. Ich habe den Fragebogen als leidenschaftliche Demokratin selbstverständlich ausgefüllt und zurückgeschickt, Sie auch? Im Zuge der Entwicklung einer neuen Landesstrategie Niederösterreich 2030 werden aber auch Experte/innenrunden abgehalten. In dieser ging es um den sich verschärfenden Arbeitskräftemangel. 2030 wird jede/r vierte Niederösterreicher/in über 65 Jahre alt sein, ich übrigens dann leider auch. NÖN-Chefredakteur Daniel Lohninger zitiert in diesem Artikel Hikmet Ersek, CEO von Western Union, der als Experte geladen war: „Machen Sie aus jedem Migranten einen Patrioten. Jeder kann stolzer Österreicher und Europäer sein.“ Sein Artikel endet damit, dass Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner versicherte, diese Denkanstöße mitzunehmen. Das Land setze ja auf langfristige Planung in diesem „einzigartigen Zukunftsprozess“.
2. Bild: Nun zum zweiten Bild bzw. NÖN-Artikel, gelesen eine Woche später, wir sind in KW 6 und auf Seite 25. Der Klammgruberhof bei Hainfeld wird wieder als Unterkunft für Asylwerber aktiviert und die Redakteurin Gila Wohlmann befragte dazu lokale Politiker. Würden wir die Ideen der letzten Woche aufnehmen, sollten wir diese Leute mit rot-weiß-roten Fahnen empfangen, ihnen einen Geschenkkorb mit typischen lokalen Produkten überreichen, zB mit Dirndlmarmelade, Apfelsaft und Waldhonig, und vielleicht noch ein Volkslied singen. Aber irgendwie ist diese Zukunftsstrategie noch nicht ganz hier in der Lokalpolitik angekommen. Lesen Sie selbst nach und entdecken Sie den Unterschied! Franz Witzmann vom Comedor del Arte signalisiert jedenfalls: „Wir werden natürlich wieder unterstützen.“ Wie immer: Franz, der Unverdrossene, dessen Strategie schon seit Jahren die des Mitgefühls und der aktiven Hilfsbereitschaft ist. Dabei denkt er gar nicht einmal bis 2030 vor, sondern ist ziemlich gut mit dem beschäftigt, was jetzt 2022 so ansteht….
Herzliche Grüße an alle, die gerne mitdenken und mitspielen sendet Alexandra Eichenauer-Knoll
Nachsatz:
Natürlich könnten wir einiges erzählen über nach Österreich geflüchtete Menschen, die hier Arbeit gefunden haben – als Ärzt/innen im Spital Lilienfeld, als Pfleger im NÖ-Landespflegeheim, als Arbeiter/innen in der Industrie oder Schwerarbeiter am Bau – und so den auch bei uns im Bezirk Lilienfeld bereits offensichtlichen Arbeitskräftemangel etwas entschärfen halfen. Wir könnten auch einiges über die Sinnlosigkeit erzählen, diese Menschen oft jahrelang vom Arbeitsleben fernzuhalten anstatt sie professionell und rasch zu integrieren. Vielleicht gibt es ja bald ein Umdenken. Es wäre wünschenswert – denken Sie an 2030!
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Während der Schulzeit wird im Comedor del Arte von Montag bis Freitag am Nachmittag Lernbegleitung und Hilfe bei Hausübungen angeboten. Das Angebot wird sehr gut angenommen und es wird täglich von rund zehn Kindern genutzt. Es kommen SchülerInnen von der Vorschulklasse, Volksschule, NMS und Polytechnikum, wenn bei Aufgaben Fragen auftauchen und sie Unterstützung benötigen.
In der Adventzeit konnte man die Aufregung und Vorfreude bei den Kindern sehr gut beobachten. Immer wieder ist die Frage gekommen, wie lange es noch dauert, bis die Ferien da sind, die Kinder haben Gedichte aufgesagt und Weihnachtslieder gesungen. Am Montag in der letzten Schulwoche habe ich den Kindern mitgeteilt, dass am Mittwoch Nachmittag der Weihnachtsmann auch in den Comedor del Arte kommen wird.
Mohammed, der in die zweite Klasse geht, war sofort sehr motiviert und hat mir gesagt, was wir alles machen müssen, damit es schöner wird. Er hat mir auch ganz ernsthaft erklärt, dass er und sein Bruder Idris, welcher in die erste Klasse geht, den Comedor putzen werden. Ich hatte ihm zugehört und gesagt, dass dies eine gute Idee sei. Dann habe ich mich wieder anderen Kindern gewidmet, die Fragen hatten. Nach einiger Zeit haben mich die Kinder aufmerksam gemacht: „Schau, was Mohammed macht!“ Mohammed war gerade dabei, die Bücher, die irgendwie herumkugelten, ordentlich ins Regal einzuschlichten.
Am nächsten Tag ist mir aufgefallen, dass Idris schon längere Zeit in der Küche verschwunden und ganz ruhig war. Als ich Nachschau hielt, konnte ich sehen, dass er gerade beim Geschirrwaschen war. „Morgen kommt der Weihnachtsmann, ich muss alles saubermachen!“ Als ich nach einiger Zeit wieder einen Blick in die Küche warf, war Idris gerade dabei, die Küchenregale mit einem feuchten Tuch auszuwischen.
Am Mittwoch war dann Hochbetrieb im und vor dem Haus. Einige Kinder hatten Papierketten, Sterne und Engel gebastelt, die aufgehängt werden mussten. Die Tische und Sessel wurden anders arrangiert und alle paar Minuten ist eines der Kinder rausgelaufen, um zu sehen ob der Weihnachtsmann schon kommt. Nach zwei Stunden war es so weit. Der Weihnachtsmann und seine Frau waren eingetroffen und es wurden kleine Geschenke verteilt. Wir hatten mit 15 Kindern gerechnet und die entsprechende Anzahl an Sackerln vorbereitet. Es waren aber letztendlich 18 Kinder, weil einige jüngere Geschwister und ein paar unerwartete Kinder gekommen waren. Wir konnten das Problem aber lösen und jedes Kind hat ein Geschenk bekommen.
Es war sehr berührend, wie die Kinder diesem Tag entgegenfieberten und welche Freude aus ihren Augen leuchtete, als sie mit Weihnachtsmann – und Frau sprechen konnten. Sogar einer der großen Buben aus der NMS, der noch gemeint hatte, er wird dem Weihnachtsmann seinen Bart runterreißen, hat seinen Namen genannt und sich über das Geschenk gefreut. Ein Mädchen hat Selina, die Weihnachtsfrau, mit verzauberten Blick angesehen und gefragt: „Bist du eine Elfe?“
Es war eine gelungene Weihnachtsfeier und ein schöner Abschied vor den Ferien. Es hat mich sehr beeindruckt, mit welcher Ernsthaftigkeit Mohammed und Idris den Comedor del Arte geputzt und gestaltet haben. Es hat gezeigt, wie sehr die Kinder mit uns und mit den Räumlichkeiten verbunden sind und dass sie von sich aus Verantwortung übernehmen und Ideen umsetzen.
Danke an Weihnachtsfrau Selina und Weihnachtsmann Max für ihren Besuch!
Danke an Alexandra und Renate für die Geschenke!
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Ein Gespräch mit Franz Witzmann, die Fragen stellte Alexandra Eichenauer-Knoll
Lieber Franz, heute ist der 7. November 2021 und wir möchten ein Gespräch darüber führen, wie es im Comedor derzeit läuft, vor allem, welche Auswirkungen die Übernahme der Taliban auf die Menschen hier in Hainfeld hat. Außerdem möchten wir über deine Vernetzungsaktivitäten sprechen. Zum Einstieg, wie geht es im Comedor del Arte bei der Arbeit? Franz: Im Comedor wird wieder fünf Tage die Woche Hilfe bei Hausübungen angeboten, drei Stunden am Nachmittag, meist für zehn Kinder und mehr. Schön ist, dass im September noch die Veronika dazugekommen ist. Sie stand eines Tages vor der Tür, weil sie es in der Zeitung gelesen hatte. Sie blieb dann gleich drei Stunden da und mittlerweile kommt sie 1 – 2 Mal die Woche vorbei. Sie ist ein herzlicher Mensch, strahlt große Ruhe aus, die Kinder lieben sie. Sie hat einen lieben Kuschelhund, der gerne von den Kindern gestreichelt wird. Auch die Renate kommt weiterhin zweimal pro Woche und unterstützt mich. Sie ist eine gute Freundin geworden.
Unlängst hat dich Renate, zusammen mit Mohammad und Ainullah, ins Burgenland begleitet. Wohin ging es da? Am 31.10. fuhren wir zu der Matinée „Mut zur Menschlichkeit“, organisiert von Courage (https://www.courage.jetzt/). Es war in Andau an der ungarischen Grenze, ein geschichtsträchtiger Ort, wo auch 1956 Großes geleistet wurde, und auch 2015 war dieser Ort in der Flüchtlingshilfe sehr aktiv. Das Motto war für mich: 2015 darf sich nicht wiederholen. (siehe Foto unten)
Warum soll sich 2015 nicht wiederholen, da war doch die Zivilgesellschaft sehr aktiv? Ja. Aber was sich nicht wiederholen soll, ist die Unfähigkeit oder der Unwillen der Regierenden und der Verantwortlichen, die das erst notwendig gemacht haben, dass die Zivilgesellschaft aktiv wird, damit die Menschen die grundlegendste Hilfe bekommen. Diese Veranstaltung war sehr berührend, es wurden Preise an couragierte Menschen vergeben, u. a. an Andreas Babler, den Bürgermeister von Traiskirchen, an Doro Blancke, die schon über ein Jahr lang mit ihrer Organisation in Griechenland Hilfe leistet, auch SOS-Balkanroute hat diesen Preis verliehen bekommen. Es sind Menschen, die helfen, wenn Leute an den Grenzen zurückgeprügelt werden, die ihnen wenigstens etwas Hilfe und Menschenwürde angedeihen lassen. Es war sehr berührend, mit diesen engagierten Menschen in einem Raum zu sein. Solche Veranstaltungen sind für mich schon sehr motivierend, man hat das Gefühl nicht alleine zu sein, es gibt Kraft für die täglichen Herausforderungen. Durch die Vernetzung, die durch die letzten sechs Jahre sehr intensiv geworden ist, von Asylkoordination bis SOS-Balkanroute, bin ich mit vielen schon in persönlichem Kontakt gewesen, man kann sich gegenseitig auch helfen, das hat sich jetzt auch in Afghanistan bewährt. Ich konnte über einen solchen Vernetzungskontakt, in diesem Fall die „Grenzenlose Hilfe Kremsmünster“ (https://www.grenzenlosehilfe-kremsmünster.at/), sogar einen Arzt für den in Kabul lebenden Bruder einer in Hainfeld lebenden Frau organisieren.
Ein zweites Vernetzungstreffen am 27.11. findet in Wien statt, organisiert von Menschen.Würde.Österreich. Da wirst du auch wieder hingehen. Es wird dort vor allem um Afghanistan gehen. Ja, wir waren bisher bei fast allen Veranstaltungen von Menschen.Würde.Österreich (https://www.mwoe.at/) dabei, da kommen kompetente Leute aus verschiedensten Bereichen, man kann immer wieder etwas Neues erfahren. Gegen die Ohnmacht, die einen so oft überfällt bei den grausamen Dingen, die auf diesem Planeten passieren, hilft nur aktives, zielgerichtetes Tun.
Zurückkommend auf die Situation in Afghanistan. Ende August haben die Taliban die Macht übernommen, das hat verschiedene Auswirkungen. Auf der einen Seite wurden Leute aus der Schubhaft freigelassen. Deportationen sind nicht möglich, auch nicht von Österreich aus, und die Menschen, die noch ausständige Bescheide hatten, bekommen zumindest derzeit subsidiären Schutz. Das ist ein Vorteil für die Menschen, die hier noch auf Entscheidungen warten. Das andere ist: Alle, die dort noch Familie haben und etwas älter sind, also noch die erste Talibanherrschaft bis 2000 miterlebt haben, werden jetzt retraumatisiert und bangen um ihre Familien, überhaupt, wenn sie Hazara sind. Es ist lähmend, sie sind in Sicherheit, aber ihre Familie kann sich nur mehr verstecken. Wir haben einen Fall, wo die Schwestern studiert haben und sich jetzt nur verstecken können. Die Menschen leiden hier mit. Jetzt kommen Geschichten, zB von jemanden, der als Kind erlebt hat, wie Kinder von den Taliban geschlagen wurden, wie auf der Straße ermordete Menschen lagen oder auf der Kreuzung ein Erhängter eine Woche lang hing und es nach Verwesung roch. Die Menschen hier sehen so deutlich, was ihre Angehörigen und Freunde jetzt erleben.
Gibt es überhaupt einen hoffnungsvollen Ausblick? Schritt für Schritt weitertun? Ich habe auf jeden Fall einen hoffnungsvollen Ausblick. Solange man aktiv sein und etwas tun kann, irgendwo helfen. Gestern rief mich ein Mädchen an, sie verstand die Fragen für die Schule nicht, wir sind das durchgegangen. Die ganze Woche kommen Kinder und ich kann sie beim Lernen unterstützen. Und ich kann auch, solange ich Kraft haben, den Menschen Kraft geben. Das Wichtigste ist weiterzuleben und zu schauen, ob man etwas für die Familie machen kann, dass sie irgendwo Asyl bekommen. Gesamtpolitisch ist es aber schrecklich, dass es in Ländern wie Afghanistan und Syrien so gewaltsam und mörderisch ist. In Afghanistan wird die Hälfte der Bevölkerung, die Frauen, auf ein paar Quadratmeter in der Wohnung reduziert, sie dürfen nicht leben.
Es ist eine Grenzwanderung, auf der einen Seite informiert zu bleiben, andererseits eine Distanz zu halten, damit einen das nicht auffrisst. Ich halte mich an dem fest: Ich kann nicht für die ganze Welt etwas machen, aber da, wo ich bin, kann ich etwas tun. Ich bin mit vielen Menschen verbunden, die verteilt sind und mich auf dem Laufenden halten. Es ist immer wieder sehr berührend, wenn Leute uns noch immer sehr verbunden sind, die zB vor fünf Jahren in Hainfeld gewesen sind. Viele bedanken sich auch, weil ich den Kindern helfe. Viele nehmen Anteil daran. Das sind die Dinge, die auch Kraft geben und Motivation dafür weiterzutun.
Danke für das Gespräch!
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3. Stoff- und Wollflohmarkt
Elisabeth Hasler bietet heuer zum 3. Mal einen Stoff- und Wollflohmarkt in Hainfeld an. Wir werden mit unserem Verein wieder dabei sein und gespendete Stoffe verkaufen. So können wir hoffentlich etwas Geld für die Miete des „Comedor del Arte“ einnehmen.
Elisabeth Hasler zu ihrer Motivation : „Hier findet man Stoffe, Wolle und Häkelgarne, Nähzubehör, Strick- und Häkelnadeln, Knöpfe, Reißverschlüsse und andere Kurzwaren. Ich habe festgestellt, dass sich gerade während der Lockdowns viele Menschen wieder verstärkt der Handarbeit gewidmet oder die Gelegenheit genutzt haben, um das Stricken, Häkeln oder Nähen überhaupt erst zu erlernen. Durch Fehlkäufe und falsch eingeschätzte Stoff- oder Wollmengen bleiben immer wieder Reste im Schrank, die beim Flohmarkt neue Besitzer finden können.“
The Weltmenschpreise was awarded for the 17th time on 10/10/21 in the beautiful events hall at Schloss Kottingbrunn.
This year a total of four award winners were honored, because last year the event was cancelled due to the pandemic.
Mehmet Zeki Metin, author, founder and president of the Weltmenschpreis association, presented the awards.
This time our engagement in Hainfeld has been recognized. Alexandra Eichenauer-Knoll was selected as the female award winner this year. In her speech she pointed out that indifference – towards corruption or suffering of our fellow human beings – is a key reason for injustice and oppression. In essence, she mentioned at the end of her talk: “I am only a small light among all engaged people, and I am accepting this award in recognition of the many people working every day for a better world”. This, because many small lights account for a sea of lights.”
The moderator of the evening was Kaltrina Durmishi, in between there were interesting music performances.
We remember the joyful and colorful kosovo-albanian folk dance group “February 17”, and the american singer Olivia Haynes-Ansari was particularly moving, with her two afghan songs interpreted in Dari. Her husband, filmmaker Ali Haynes-Ansari recorded the evening.
You can listen to Alexandra’s speech on YouTube here.
In conclusion, it was a beautiful evening for the “Comedor del Arte” family that was in attendance. It would be great if next year even more people want to celebrate Weltmenschtag on October 10.
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Die Leader-Region Mostviertel-Mitte wirbt mit einem neuen Film für ihre Arbeit. Außerdem sollen damit Personen, Vereine oder Initiativen erreicht werden, die sich mit innovativen Ideen an die Leader-Region wenden möchten. In diesem Film wird neben anderen auch das Hainfelder Projekt „Comedor del Arte“ vorgestellt. Es fällt in den förderungswürdigen Bereich: „Stärkung von für das Gemeinwohl wichtigen Strukturen“. Insgesamt sehenswert!
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Die Niederösterreichischen Nachrichten (NÖN 34/2021) widmet in dieser Woche den in NÖ lebenden Afghanen einen Schwerpunkt. Gila Wohlmann von der Lokalredaktion Lilienfeld brachte mit Unterstützung von Franz Witzmann einen Artikel über drei Menschen, die hier vor Ort gelungene Integration vorleben und angesichts der Lage in Afghanistan natürlich in großer Sorge sind. Zufall oder nicht, alle drei sind im Gesundheits- bzw. Pflegebereich tätig, wo wir in Zukunft noch viel mehr Personal benötigen werden.
So ein differenzierter Blick tut gut! Wir würden uns wünschen, dass auch überregionale Medien so selbstständig recherchierten. Leider ist das keine Selbstverständlichkeit. So titelte gestern der Kurier auf der Coverseite: Kurz: „Die Integration von Afghanen ist sehr schwierig“. Solch eine reißerische Aufmacherüberschrift ist erschreckend und entspricht auch überhaupt nicht unseren Erfahrungen! Integration kann nämlich sehr wohl gelingen, vor allem wenn ein Umfeld da ist, das seine Verantwortung wahrnimmt und Integrationsmöglichkeiten eröffnet. Wir laden daher sehr gerne auch interessierte, überregionale Medien ein, sich bei uns in Hainfeld umzusehen!
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Mitgefühl statt Hartherzigkeit
Angesichts der dramatischen Ereignisse in Afghanistan hat die Asylkoordination heute ein Forderungspapier präsentiert. Wir verbreiten und unterstützen diese Forderungen gerne. Denn wir bangen mit unseren Freunden und schämen uns für die offiziell postulierte Hartherzigkeit. 2015 war erstens kein Fehler und kann sich zweites auch so nicht wiederholen. Afghanen als Volksgruppe generell zu kriminalisieren und ihnen mangelnde Integrationsbereitschaft zu unterstellen, schmerzt uns und entspricht auch nicht unseren persönlich erlebten Erfahrungen.
Solidarisch mit bedrohten Afghan*innen: Österreich kann und muss jetzt Menschenleben retten!
Vier-Punkte-Maßnahmenprogramm für die Bundesregierung:
Sofortige Evakuierung von Familienangehörigen, Start von humanitärem Aufnahmeprogramm, Beendigung von Abschiebmaßnahmen sowie rasche Schutzgewährungen.
Die österreichische Regierung darf die akute Bedrohung von Menschenleben durch die Machtübernahme der radikal-islamistischen Taliban Afghanistan nicht länger ignorieren und muss ihren Teil bei der Rettung und Aufnahme von gefährdeten Personen aus Afghanistan beitragen. Viele Menschen aus Afghanistan, die in Österreich Schutz gefunden haben und seit vielen Jahren hier leben, fürchten heute um ihre Geschwister oder Eltern. Sie versuchen gemeinsam mit österreichischen Freund*innen verzweifelt, diesen beizustehen und sie zu retten. Diese Menschen sind Teil der österreichischen Gesellschaft und brauchen die konkrete Unterstützung der Bundesregierung.
Daher rufen wir die Bundesregierung eindringlich dazu auf, raschestmöglich folgende vier Maßnahmen umzusetzen:
1. Sofortige Evakuierung aus dem Krisengebiet
Die zaghaft anlaufenden Evakuierungsbemühungen für österreichische Staatsbürger*innen und Personen mit aufrechter Aufenthaltsberechtigung in Österreich müssen auf Familienangehörige von hier lebenden Afghan*innen ausgedehnt werden. Insbesondere bereits laufende Familienzusammenführungen müssen umgehend abgeschlossen und die Betroffenen auch mit der Hilfe anderer EU-Staaten aus Afghanistan evakuiert werden. Familienzusammenführungen müssen den dramatisch ungewissen Umständen entsprechend unbürokratisch und zügig abgewickelt werden. Dazu braucht es auch eine Aufstockung des Botschaftspersonals in Islamabad und Teheran. Österreich sollte sich darüber hinaus, wie zum Beispiel Frankreich und andere westliche Staaten, für Menschen einsetzen, die mutig für in Europa hochgehaltene Werte wie Gleichberechtigung und Pressefreiheit eingetreten sind.
2. Humanitäres Aufnahmeprogramm
Wir fordern die Einrichtung eines humanitären Aufnahmeprogramms (HAP-Afghanistan) für besonders vulnerable Personen und solche, die nahe Verwandte in Österreich haben. Es muss eine zentrale Stelle eingerichtet werden, bei der Anträge eingebracht werden können. Österreichs humanitäre Aufnahmeprogramme (HAP I-III) für syrische Schutzsuchende zwischen 2013 und 2017 waren Vorzeigeprojekte, bei denen öffentliche Stellen, internationale Organisationen und die österreichische Zivilgesellschaft vorbildhaft zusammengearbeitet haben. Auf diese Erfahrungen kann zurückgegriffen und aufgebaut werden. Eine entsprechende Infrastruktur könnte daher in wenigen Wochen hochgefahren werden.
3. Abschiebevorbereitungen sofort stoppen.
Alle Afghan*innen, die sich zurzeit in Österreich befinden, haben Anspruch auf internationalen Schutz. Angesichts der Tatsache, dass Abschiebungen nach Afghanistan durch die Machtübernahme der radikal-islamistischen Taliban und deren Verfolgungshandlungen gegen religiöse und ethnische Minderheiten und politisch Andersdenkende für absehbare Zeit nicht durchgeführt werden können, fordern wir die umgehende Einstellung sämtlicher Abschiebevorbereitungen. Schubhaft ist keine Strafhaft. Menschen, die nicht abgeschoben werden können, in Haft zu behalten stellt eine rechtswidrige Freiheitsentziehung dar. Mit dem hohen Gut der persönlichen Freiheit muss der Staat äußerst sorgsam umgehen.
4. Rasche Schutzgewährung
In den Asylverfahren muss der grundlegend geänderten Situation Rechnung getragen werden. Schutzsuchende, die zum Teil jahrelang auf den Ausgang ihrer Asylverfahren warten, müssen jetzt endlich internationalen Schutz erhalten. Auch Folgeanträge und neue Verfahren sollen nicht verzögert, sondern – auch im Sinne einer raschen Integration – zügig durchgeführt werden.
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Von Herat nach Hainfeld
Unter diesem Titel erschien ein vierseitiger Artikel in der Ausgabe 4/2020 von asyl aktuell. Geschrieben wurde er von Max Knoll, dem Sohn von Alexandra, der im Sommer 2020 bei der Asylkoordination Österreich im Rahmen seines Publizistikstudiums ein Praktikum absolviert. Er beschäftigte sich darin mit dem Thema „Integration am Land“ und portraitiert unter anderen Hossain Rezai und Mohammad Ahmadi (im Bild), die sich im Comedor del Arte schon seit Jahren engagieren.
Die komplette Ausgabe von asyl aktuell 4/2020 ist Afganistan als einem eigenen Länderschwerpunkt gewidmet. Chefredakteuer Herbert Langthaler schreibt dazu im Editorial über geflüchtete Menschen aus Afghanistan: „Während Tausende von ehrenamtlichen Helfer*innen, Mentor*innen, engagierten Lehrer*innen und Flüchtlingsbetreuer*innen nach Kräften unterstützt wurden, konstruierte die österreichische Politik afghanische Flüchtlinge als das Feindbild einer zunehmend rassistischeren Praxis. Heute werden afghanische Flüchtlinge nach oft zweifelhaften Verfahren gnadenlos in das gefährlichste Land der Welt abgeschoben, nicht ohne diese Menschen auch noch als Verbrecher zu verunglimpfen.“
Wer sich mehr für das Thema interessiert, dem seien die anderen Artikel auch sehr ans Herz gelegt. Sie zeigen ein vielseitiges Bild der afghanischen Community in Österreich (ein Artikel ist über die Hubschrauberpilotin Latifa Nabizada) und berichten auch über wissenswerte historische Fakten. Die einzelnen Artikel stehen auf der Website der Asylkoordination zum Download bereit.
Stoppt endlich die Abschiebungen nach Afghanisten!
Was zum Erscheinungszeitpunkt dieses Heftes noch nicht bekannt war, ist, dass der neue amerikanische Präsident Joe Biden den Abzug aller US Truppen bis zum 11. September 2021 verkündet hat. Die USA ziehen sich also nach 20 Jahren aussichtslosem Kampf gegen die Taliban komplett zurück, die Nato wird mitziehen. Für jene Menschen, die in den noch nicht von den Taliban zurückeroberten Gebieten Afghanistans wohnen, vor allem für jene, die mit den westlichen Tuppen zusammengearbeitet haben (zB als Fahrer, Mechaniker, Köche, Dolmetscher), bedeutet diese Nachricht nichts Gutes. Auch für die afghanische Community in Österreich und alle, die noch immer auf einen positiven Bescheid warten, ist das eine Schreckensnachricht.
Für uns ist klar: Stoppt endlich die Abschiebungen nach Afghanisten! Gebt den Menschen, die hier zum Teil schon jahrelang warten, endlich Papiere, die ihnen erlauben zu arbeiten und ein menschenwürdiges, selbstbestimmtes Leben zu führen. Denn die Nachrichten aus Afghanisten versprechen keine sichere Zukunft!
From 2016 until 2019, Comedor del Arte was sponsored by the Leader-Region Mostviertel Mitte as a Leader social project. Now our project was selected, together with seven other projects sponsored in Austria during this time, to represent Austria at the Rural Inspiration Award. We are excitedly awaiting the decision of the jury in March. Even if we do not win, we are delighted about this preliminary selection.
Many thanks to Reinhard Joelli for providing the English translation on a short notice.
We would also like to thank the Leader office in Kirchberg / Pielach for the thoughtful support.