Sorry, this entry is only available in Deutsch. For the sake of viewer convenience, the content is shown below in the alternative language. You may click the link to switch the active language.
Das Workshop Papiercollage mit Julia Dossi im Rahmen der Tuwas-Mitmachtage am 7. Oktober 2016 entwickelte sich zu einem gemütlichen und arbeitsintensiven Nachmittag – mit Besuchern unterschiedlichster Altersgruppen.
Die 90jährige Frau Hermine Pacher hatte überhaupt ihr erstes Bild gestaltet, so sagte sie uns. Es ist nie zu spät, wiederholte sie dabei immer wieder. Und die beiden besten Freunde Ali und Aref nahmen sich am nächsten Tag sogar Material nach Hause, um weitere Collagen gestalten zu können.
Genug Bilder also für eine kleine Ausstellung im Comedor del Arte im Rahmen der Tage der Offenen Ateliers am 15. und 16. Oktober 2016!
Ich reflektierte mit Juli Dossi ein paar Tage später noch per E-Mail über ihren Besuch bei uns und den Prozess der Collage im allgemeinen.
Alexandra: Liebe Julia, wie hat es Dir gefallen?
Julia: Mir hat’s so gut gefallen! Es war berührend zuzusehen, wie die unterschiedlichen Menschen sich nach kurzer Orientierungsrunde intuitiv mit dem Material beschäftigten und nach eigenen Motiven forschten, die sie zu Bild brachten im Lauf des Nachmittags. Ich war überrascht, wie aufgeschlossen die einzelnen Teilnehmer waren, wie neugierig und aktiv bei der Umsetzung. Ich freue mich sehr, wenn das Erlebnis noch “nachklingt” und sich vielleicht auch weiterhin der eine oder andere mit Collage auseinandersetzen möchte.
Alexandra: Ich fand es sehr hilfreich, dass Du Fotos von Collagen, auch sehr berühmten wie von Matisse, vorbereitet hattest. So bekam man eingangs ein gutes Gefühl, was überhaupt machbar ist.
Julia: Das Entdecken der vielfältigen Möglichkeiten, die Schere und Papier bieten, und wie andere damit umgehen kann anregend und motivierend sein für die eigene Arbeit. Man findet Elemente, die einem gefallen, dann kommen eigene Assoziationen hinzu und schließlich entsteht im Prozess (Aussuchen, Ausschneiden, Arrangieren und Aufkleben) immer ein eigenes Bild.
Alexandra: Du hast immer wieder geprochen, dass es wichtig ist, einen eigenen Zugang zu finden. Einige wussten genau, was sie wollten, andere haben mal probiert. Ich hatte das Gefühl, Du hast sehr genau beobachtet, wie die Leute einsteigen in die Arbeit…
Julia: Ich war neugierig, wie jeder Einzelne damit umgehen würde, ob es den Teilnehmer gefallen würde, sich darauf einzulassen und was für Bilder entstehen würden. Ich glaube, die meisten unter Ihnen hatten sich noch nie zuvor mit Papiercollage beschäftigt. Es war super zu sehen, dass es ihnen Spaß gemacht hat, etwas eigenes zu erschaffen an diesem Nachmittag.
Alexandra: Ich selbst wollte zuerst gar nicht mitmachen, hab mir dann doch ein Blatt genommen und bin dann richtig reingekippt, ich wollte gar nicht mehr aufhören. Auch die Bildersuche war ein Prozess, der mir extrem Spaß macht, man blättert, sucht – wie nach dem einem fehlenden Puzzlestein. Bei mir hat sich sowas wie Abenteuerstimmung breit gemacht.
Julia: So geht’s mir selber auch dabei. Ich genieße es sehr, nach passenden Kombinationen zu suchen, deren Parameter ich selbst bestimme. Auf diese Weise kann ich mich stundenlang beschäftigen und wenn ein Bild fertig geworden ist, bin ich meistens zufrieden. Die vielen unfertigen oder angefangenen Collagen warten manchmal noch länger darauf, zu einem anderen Zeitpunkt fertig gestellt zu werden. Das gehört auch dazu.
Alexandra: Die Collage ergibt sich ja zufällig, hängt ab vom vorhandenen Material, trotzdem hat man das Gefühl, es gibt einen Sinn dahinter, einen Plan, es ist kein Zufall.
Julia: Ich denke, das Bildmaterial, für das sich jemand im Moment entscheidet, drückt aus, was die- oder denjenigen gerade beschäftigt. Das kann die unterschiedlichsten Formen annehmen, abstrakt oder gegenständlich sein. Man sammelt seine Gedanken zu einem Thema, das oft erst während der Arbeit konkret wird, und lässt sie am Ende des Prozesses in Bildform zurück, so empfindlich es oft.
Alexandra: Wir hatten auch schöne Bücher und Bildbände dabei, anfangs gibt es eine natürlich Hemmung, so ein schönes Buch zu zerschneiden. Aber es macht Sinn, so werden die Bücher wenigstens nach Jahren wieder einmal in die Hand genommen. Hat Dir etwas gefehlt in unserem Angebot?
Julia: Ich denke, das Angebot war überreichlich, wir hatten ja einen ganzen Tisch voll mit Bücherkisten! Ich bin gar nicht dazu gekommen, mehr als ein paar Bücher durchzublättern und habe schnell Bilder gefunden, die mich interessiert haben. Mein Zugang ist es, einfach das zur Hand zu nehmen, was gerade da ist. Man braucht gar nicht viel, um eine Collage zu machen. Schere, Papier, Kleber und ein paar Hefte oder Bücher mit geeigneten Bildern. Es macht mir auch Spaß, nach ansprechenden Bildbänden auf Flohmärkten zu suchen.
Alexandra: Ich selbst denke, es hätten mehr Abbildungen von Menschen sein können, Sleman hatte Männer mit Kravatten gesucht, Mohammad Bilder von glücklichen österreichischen Familien.
Julia: Die beiden wussten sehr genau, wonach sie suchten und was sie darstellen wollten. Es ist so unterschiedlich, was die Leute bewegt… Zumeist kümmert man sich ja selber um das passenden Bildmaterial, das ist der eigentliche Ausgangspunkt.
Alexandra: Die Gruppe war ja sehr gemischt, eine 90jährige Dame, Kinder, Österreicher/innen und Menschen aus Afghanistan und Syrien. Wir haben geplaudert, gescherzt, zwischendurch kamen Besucher rein. Jeder hat Dir die Hand gegeben. Wie hast Du das erlebt?
Julia: Ich fand es sehr entspannt und war ehrlich gesagt überrascht, wie motiviert sich alle in dem Raum mit ihren Arbeiten beschäftigt haben, das ist nicht selbstverständlich. Es hat mir wirklich gefallen, mich den Nachmittag hindurch auszutauschen, Tee zu trinken, mit den Teilnehmern über Ideen und ihre Eindrücke zu plaudern. Mir hat’s viel Spaß gemacht. Vielen Dank für Eure Einladung!
Alexandra: Wir danken Dir für Dein Kommen!
Fotos: Franz Witzmann